Ammersbeker Pferdesportler starten Mitte Juli in Elmshorn im Gruppenwettbewerb. Ann-Christin Burmeister ist auch im Einzelwettkampf dabei

Ammersbek. Ansteigende Nervosität ist den Voltigiererinnen des RFV Hoisbüttel keineswegs anzumerken. Aufgeregtheit oder Hektik? Ebenfalls Fehlanzeige. Sieben Tage vor Beginn der deutschen Meisterschaften im Voltigieren (vom 17. bis 20. Juli in Elmshorn, Kreis Pinneberg) lassen Ann-Christin Burmeister, 22, Hannah Kirschning und Susann Chergui, beide 18, Sannah Reichel, 17, Charlotte Voss, 16, Kathrin Meyer und Annika Penak, beide 13, sowie Luise Foraita und Esther Peemöller, beide 10, keinerlei Lampenfieber erkennen.

Was zu verstehen ist, wenn man bedenkt, dass das Team von Trainerin Ruth Jückstock – die „Küken“ Luise und Esther einmal ausgenommen – seit Jahren Stammgast bei nationalen Titelkämpfen ist. Eine zu hohe Erwartungshaltung an ihre Mannschaft schraubt Jückstock allerdings zurück. „Wir werden im Gruppenwettkampf auf starke Konkurrenz treffen, deshalb halte ich eine Platzierung im Mittelfeld für realistisch“, sagt die 43-Jährige. Annika dagegen hofft, dass die Mannschaft „die bestmögliche Leistung abliefert, Spaß hat und dabei das Publikum begeistert“. Knapp sechs Monate haben die Stormarnerinnen an ihrer stark vom Modern Dance inspirierten Kür gefeilt, mit der Charlotte, Sannah, Luise, Kathrin, Ann-Christin und Hannah nach der Pflichtaufgabe die rund 2000 Zuschauer in der Elmshorner Fritz-Thiedemann-Halle bezaubern wollen. Susann, Annika und Esther drücken ihrem Team währenddessen die Daumen und halten sich bereit, jederzeit als Ersatz einzuspringen.

Ann-Christin wird den Stormarner Reitverein ebenfalls im Einzelwettbewerb vertreten. Die 22-Jährige erhielt einen von zwei für den Pferdesportverband Schleswig-Holstein vorgesehenen Startplätze. „Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit, Kreativität und Konzentration sind nur einige Dinge, die im Voltigiersport vereint sind“, sagt die 22-Jährige, die derzeit in Kiel eine Ausbildung zur Physiotherapeutin absolviert. „Ich kenne keine andere Sportart, die so umfassend ist.“ Ein Comeback auf nationaler Bühne will Ruth Jückstocks zwei Jahre jüngere Schwester Ines geben. Die Weltmeisterschaftsdritte von 2002 und 2004 wird nach eineinhalbjähriger Pause gemeinsam mit Annika bei den Doppelvoltigierern starten. „Vom Einzelwettkampf habe ich mich zurückgezogen“, sagt die 41-Jährige, „aber nie erklärt, dass ich auch dem Doppelwettbewerb den Rücken kehre.“

Ein unverzichtbarer Bestandteil des Hoisbütteler Teams ist Andersen, ein zehn Jahre alter Wallach. Von Ruth Jückstock an einer Longe im Kreis geführt, absolviert die Mannschaft auf seinem Rücken ihre turnerischen und akrobatischen Übungen. „Anderson ist ein unglaublich nervenstarkes Pferd, das so gar nichts aus der Ruhe bringt“, sagt Ruth Jückstock, schränkt aber ein: „Dementsprechend gelassen reagiert er leider auch auf Führerhilfen.“ Neben Andersen begleitet Quischinski als zweites Pferd die Jückstock-Schwestern nach Elmshorn.

Der Voltigiersport erwies sich für Hannah sogar als Therapie. „Nach einer Gehirnerschütterung, die ich mir bei einem Reitunfall zugezogen hatte, war ich einfach zu ängstlich, um wieder auf ein Pferd zu steigen“, erzählt die Zwölftklässlerin der Oldesloer Theodor-Mommsen Schule. „Über das Voltigieren habe ich mein Grundvertrauen zu Pferden wiedererlangt.“

Charlottes Augen beginnen zu leuchten, wenn sie von den magischen Momenten spricht. „Es sind diese unbeschreiblichen Augenblicke, in denen man mit dem Pferd zu einer Einheit zusammenwächst und alles um sich herum nicht mehr wahrnimmt“, sagt die 16-Jährige. Sannah ergänzt: „Der Reiz beim Voltigieren liegt zudem in der engen Verbindung von Tanz-, Turn- und Reitsport.“

Kathrin dagegen gibt zu, dass ihre „reiterlichen Fähigkeiten eher begrenzt sind“. Ein Problem, das viele Voltigierer betreffe, behauptet die 17-Jährige, die in Bargteheide die elfte Klasse des Eckhorst Gymnasiums besucht. Bis zu diesem Zeitpunkt haben Luise und Esther ihren älteren Teamkolleginnen aufmerksam zugehört. „Ein wenig aufgeregt bin ich nun doch“, gibt Luise zu, während Esther ihr zustimmend zunickt.