Sportgymnastinnen belegen bei deutschen Gruppen-Meisterschaften überraschend den zweiten Platz. Erfolgreichste Saison seit Bestehen der Sparte

Ahrensburg. Den Koffer packen und fernab vom Alltagsstress irgendwo am Strand die Seele baumeln lassen, davon können die Schwestern Judith und Sarah Albrecht in den Sommerferien nur träumen. Das Trainerduo des Ahrensburger TSV gönnt sich selbst in der schulfreien Zeit keine Pause, sondern bereitet seine Sportgymnastinnen auf einschneidende Regeländerungen des Deutschen Turnerbunds (DTB) im kommenden Jahr vor.

„In der Juniorenwettkampfklasse wird die Übung mit dem Ball wegfallen, dafür als Gerät die Keule mit ins Programm aufgenommen“, sagt Sarah Albrecht, „im Gruppenwettkampf wird dagegen der Reifen durch das Seil ersetzt, mit dem unsere Mädchen noch nicht geturnt haben.“ Den Abschied vom Reifen bedauert die 32-Jährige ein wenig, denn mit diesem Gerät haben Ahrensburgs Turnerinnen bei den Deutschen Meisterschaften im Gruppen-Wettbewerb ein erfolgreiches Debüt hingelegt. Lara Yaren Neumaier, Karla Schmidt, Elisabeth Heine, Lene Jonsson und Camilla Aubakirov sicherten sich in Berlin überraschend die Silbermedaille. Pia Möller stand als Ersatz parat, brauchte aber nicht eingreifen. Für die Stormarnerinnen war es – zwei kleine Vorbereitungsturniere nicht mitgezählt – der erste richtige Gruppen-Wettkampf überhaupt.

Ahrensburgs Sportgymnastinnen lösten direkt das Ticket fürs Finale

„Seit mehr als sechs Jahren treten wir nur im Einzelwettbewerb an“, sagt Judith Albrecht. „Vor einem Jahr haben wir uns dazu durchgerungen, auch als Gruppe zu starten.“ Am Qualifikationstag zogen die Ahrensburgerinnen als drittplatziertes Team direkt ins Finale ein. Tags darauf konnten die Stormarnerinnen noch zulegen und kletterten, trotz einiger Flüchtigkeitsfehler, mit 9,550 Punkten hinter Bremen 1860 (11,000 Punkte), aber noch vor dem punktgleichen SV Grün-Weiß Beckedorf, auf Rang zwei.

Lara Yaren hat ihren Teil zum Erfolg nicht nur im sportlichen Sinne beigetragen. Kurz vor der Fahrt nach Berlin ernannten die Albrecht-Schwestern die Achtklässlerin der Gemeinschaftsschule Am Heimgarten zur Team-Kapitänin. Die 14-Jährige sollte aus vielen Einzelsportlerinnen ein Team formen. Ihren Job in der Hauptstadt erledigte sie tadellos.

„Obwohl die Ernennung zur Mannschaftsführerin überraschend kam, habe ich mich riesig darüber gefreut“, sagt Lara Yaren. Und, auf den Erfolg in Berlin angesprochen, antwortet sie: „Erwartet habe ich die Silbermedaille nicht, aber schon gehofft, dass wir relativ weit vorn landen.“ Seit mehr als sechs Jahren betreibt sie Rhythmische Sportgymnastik beim ATSV. An ihren ersten Tag kann sie sich noch genau erinnern: „Judith und Sarah informierten die Mädchen ihrer Beginner-Gruppe, mit wem sie weiter machen und wer sich lieber nach einer anderen Sportart umsehen sollte. Judith Albrecht: „Als Neuling haben wir Lara Yaren natürlich die Chance gegeben sich zu profilieren, und die hat sie am Schopfe gepackt.“

Sarah und Judith Albrecht gründeten die RSG-Sparte vor rund sechs Jahren

Sarah Albrecht spricht von der erfolgreichsten Saison überhaupt. „Mit dem Gruppen-Silber in Berlin, dem achten Rang von Lara Yaren im Einzelwettbewerb des Deutschland-Cups sowie der Ausrichtung der Regionalmeisterschaften haben wir uns in diesem Jahr bundesweit einen Namen gemacht“, sagt die um sechs Jahre ältere Schwester. Der sportliche Erfolg der Ahrensburger Turnerinnen sei umso erstaunlicher, wenn man bedenke, dass die Abteilung erst seit Anfang 2011 bei Wettkämpfen an den Start gehe.

Im Januar 2008 gründeten Sarah und Judith Albrecht die Sparte der Rhythmischen Sportgymnastik im ATSV. Die Schwestern verfügten selbst über viel praktische Erfahrung, da sie rund 15 Jahre als Sportgymnastinnen aktiv waren. Damals feierten sie für die Wettkampfgemeinschaft Hoisbütteler SV/Walddörfer SV viele Erfolge, bis 2007 beide gleichzeitig ihre Laufbahn beendeten und ins Trainergeschäft einstiegen. Ihr bis dato größter Erfolg war 2001 in St. Wendel (Saarland) ein dritter Platz beim Deutschland-Cup mit der Gruppe.