Stefanie Prothmann vom RV Ahrensburg-Ahrensfelde gewinnt mit ihrem 13 Jahre alten Wallach Kreismeistertitel im Vielseitigkeitsreiten

Wesenberg. Mit Freude und Ehrgeiz ist Caruso bei der Sache. Das 16.Hindernis, ein aufgeschütteter Erdhügel mit dem harmlos klingenden Namen „Am Hang“, meistert der 13Jahre alte Wallach mit Bravour

„Schweinerücken“, „Tisch“ sowie der eher unspektakulär mit „Im Schilf“ bezeichnete Wassergraben sind weitere Stationen auf dem Weg zum Ziel. Im gestreckten Galopp legt Stefanie Prothmann, nur einmal noch unterbrochen vom „Brückengeländer“, die letzten Meter mit Caruso zurück, dann ist für Ross und Reiterin die Disziplin Geländeritt beim Vielseitigkeitsturnier des RVZarpen beendet.

„Caruso hat mir von Beginn an signalisiert, dass er unbedingt Vollgas geben will, also habe ich ihn das Tempo vorgeben lassen“, sagt die 35 Jahre alte Reiterin vom RV Ahrensburg-Ahrensfelde, „was uns beiden großen Spaß bereitet hat.“ 4,23 Minuten benötigten beide für die 2250 Meter lange Geländestrecke – nach Dressur und Springprüfung der Schlusspunkt, gleichzeitig aber auch die Königsdisziplin der Vielseitigkeitsreiterei. Nach 2012 sicherte sich Prothmann bei dem als Kreismeisterschaft ausgeschriebenen Klasse-A-Turnier erneut den Titel.

Ganze sieben Sekunden unterbot die 35-Jährige die Zeitvorgabe. Prothmann war bewusst, dass die bis dato die Wertung anführende Florentine Markworth (Pferdesport Granderheide) mit Calando im Gelände viel Zeit eingebüßt hatte. „Ich war sicher, Florentine praktisch im Schlussspurt in der Gesamtwertung überholt zu haben“, sagt Stormarns neue Vielseitigkeits-Kreismeisterin.

Für den Geländeritt setzten die Organisatoren eine Geschwindigkeit des Pferdes von 500 Metern pro Minute voraus. Die Sollzeit auf einer Streckenlänge von 2250 Metern beträgt somit 4:30 Minuten. Reiter, die diese Zeitvorgabe nicht eingehalten haben, wurden mit Punkteabzügen bestraft. Wer mehr als neun Minuten benötigte, fiel aus der Wertung.

Seit mehr als sieben Jahren sind Prothmann und ihr Wallach ein eingeschworenes Team. Beide haben eine innige Bindung. „Caruso ist ein ganz wichtiger Bestandteil meines Lebens“, sagt die Angestellte eines Reinfelder Brandschutzunternehmens. Seit knapp fünf Jahren startet sie für den Ahrensburger Reitverein.

Dabei steht die Gesundheit ihres Pferdes uneingeschränkt im Vordergrund. „Hätte ich auch nur ansatzweise gemerkt, dass Caruso mit dem teilweise harten Geläuf Probleme bekommt, wäre ich zum Geländeritt nicht angetreten“, sagt Prothmann. „Egal ob ich im Zwischenergebnis auf Rang eins, zwei oder drei liege.“

Der vor elf Tagen beim 6500 Meter langen Geländeritt in Luhmühlen (Niedersachsen) tödlich verunglückte Vielseitigkeitsreiter Benjamin Winter sorgte auch auf dem Hof Springbek in Wesenberg unter den Reitsportlern immer wieder für Gesprächsstoff. „Natürlich verfolgt dieses schreckliche Unglück uns alle auf Schritt und Tritt“, sagt Prothmann, „gleichzeitig aber dient es uns als Mahnung, im Gelände noch umsichtiger mit den Herausforderungen umzugehen.“

Die Organisatoren reagierten ebenfalls und entschärften einige Hindernisse auf der Geländestrecke. Es kam zu zwei glimpflich verlaufenen Stürzen, allerdings auch zu überraschend vielen Verweigerungen und Abbrüchen. „Erfahrene Reiter nutzen unser Turnier, um junge Nachwuchs-Pferde an die speziellen Herausforderungen der Vielseitigkeitsreiterei heranzuführen“, erklärt Nina Sieh die hohe Quote.

Die Vorsitzende des RV Zarpen setzt den Todessturz während der Vier-Sterne-Prüfung in Luhmühlen nicht direkt in Verbindung mit einem gestiegenem Risiko innerhalb des Vielseitigkeitssports. „Ich setzte aber voraus, dass ein Reiter nur mit einem ausgeruhten und konditionell starken Pferd ins Gelände startet“, sagt Sieh. „Sobald ein Pferd an Kraft verliert, erhöht sich das Risiko eines Sturzes von Hindernis zu Hindernis.“