Bisheriger Co-Trainer der ersten Mannschaft will aus dem Fußball-Verbandsligisten eine U 23 formen. Verein überarbeitet sein Leistungskaderprinzip

Steinburg. Ein halbes Jahr war Marcel Müller als Co-Trainer des SV Eichede in der Regionalliga aktiv. Nun übernimmt er als Chefcoach die zweite Mannschaft der Stormarner, die in die Verbandsliga Süd-Ost abgestiegen ist. „Die Aufgabe reizt mich sehr“, sagt der 35-Jährige. Für Müller gilt es in den nächsten Jahren allerdings, mehrere Aufgaben in einer zu erfüllen. Kurzfristig: Ein Team formen, das in der Sechsten Liga oben mitspielt und aus einer Mischung aus Talenten und routinierten Spielern besteht. Mittelfristig: Aus der oft etwas abwertend „Reserve“ genannten zweiten Mannschaft nach dem Vorbild der Bundesligavereine eine U 23 formen, also ein überwiegend aus Talenten bestehendes Team, aus dem auch Leistungsträger für die „Erste“ entwachsen sollen. „Und auf Sicht wollen wir auch mit beiden Mannschaften wieder aufsteigen“, stellt Müller klar.

Den Chefcoach der in die Schleswig-Holstein-Liga abgestiegenen ersten Mannschaft, Oliver Zapel, mit dem Müller auch weiterhin eng zusammenarbeiten wird, kennt er aus gemeinsamen Barsbütteler Zeiten. Von 2010 bis 2012 spielte er als Innenverteidiger unter dem Trainer Zapel am Soltausredder. „Danach haben wir immer den Kontakt gepflegt“, so Müller, der in Hamburg-Winterhude wohnt und als Grafikdesigner arbeitet. Derzeit absolviert er den Lehrgang zur Trainer-C-Lizenz.

Mit dem Abstieg der ersten und zweiten Mannschaft und den Veränderungen im Trainerstab – einen Coach will der SVE als Ersatz für Müller noch verpflichten – gehen auch Veränderungen im Leistungskader-Prinzip des Clubs einher. Im Laufe der Vorbereitung und vor dem Trainingslager vom 3. bis 7. Juli in Adendorf wird es eine klare Kaderaufteilung geben. 17 Spieler soll der Kader der zweiten Mannschaft umfassen, zum SH-Liga-Team sollen 23 Akteure zählen. In Eichede erhofft man sich davon neben einer besseren Eingespieltheit in der zweiten Mannschaft auch eine bessere Stimmung im Gesamtkader. „Im Zuge des Doppelaufstiegs haben wir es versäumt, einzelnen Spielern klar die Perspektiven aufzuzeigen“, sagt Zapel. Die Folge: Spieler, die zum Regionalligaaufsteiger SV Eichede gewechselt waren, sahen Einsätze in der „Zweiten“ als Degradierung an. „Diese Spieler haben Ansprüche auf Einsätze in der Regionalliga angemeldet, aber oft nicht mal in der SH-Liga überzeugt“, sagt Vereinspräsident Olaf Gehrken. „Diese Erfahrungen lehren uns, nun deutlicher zu kommunizieren, wohin es gehen kann.“

Immer wieder fühlten sich die Verantwortlichen in ihrem Bestreben, maximale Durchlässigkeit zwischen den Teams zu gewähren, missverstanden. Oft war in den Medien und auch im Vereinsumfeld die Rede von einem überdimensionierten 50-Mann-Kader. Vor der Saison entstand ein Mannschaftsfoto mit 43 Spielern und 13 Betreuern „Dieses Gruppenbild sollte eigentlich Zusammengehörigkeit symbolisieren. Auch das wurde missverstanden“, sagt Zapel. Trainiert wird dennoch weiterhin zusammen, montags und mittwochs. Die anderen Übungseinheiten finden getrennt voneinander statt. Die Aufstellung des Verbandsligateams bestimmt übrigens Müller – seine Vorgänger Gerd Dreller und Björn Manke hatten dieses Recht nicht. Er werde seine Vorstellungen aber weiter einbringen, so Zapel.

Wie angestrebt eine waschechte U 23 zu formen, ist, so Müller, „nicht von heute auf morgen möglich“. So sollen in der kommenden Saison auch mehrere Routiniers den Kader der Zweitvertretung spicken. „Fünf, sechs Identifikationsfiguren“ stellt sich Zapel vor, „die den jungen Hüpfern zeigen können, ob sie für höhere Aufgaben bereit sind“.

Bereits am kommenden Montag – unmittelbar nach dem WM-Spiel zwischen Deutschland und Portugal – steigt der SV Eichede wieder in die Vorbereitung ein. In der ersten Woche trainieren die Stormarner in Kuddewörde, dann bittet Zapel in Eichede zum von den Spielern gefürchteten Bootcamp. Vor und nach dem Trainingslager wird ebenfalls in Kuddewörde trainiert.

Neben einigen Testspielen und dem Turnier in Trittau (siehe beistehenden Text) steht für Zapels Schützlinge noch vor dem SH-Liga-Start am ersten August-Wochenende das erste Pflichtspiel im Landespokalwettbewerb auf dem Programm. Der Verband hat die Erstrunden-Begegnungen noch nicht ausgelost und terminiert, der SVE muss aber voraussichtlich bereits am 13. oder 20. Juli ran.