47 Jahre alte Ausdauersportlerin vom VfL Oldesloe triumphiert bei Seniorenmeisterschaften im Duathlon

Bad Oldesloe. Unsanft reißt der Wecker Anke Lakies aus dem Tiefschlaf. Es ist gerade eben 6 Uhr. Die Ausdauersportlerin des VfL Oldesloe schlägt die Augen auf, lässt ihren Blick quer durch das kleine Appartmentzimmer schweifen, hinüber zu dem Panoramafenster hinter der Essecke. Gerade im Morgengrauen wirkt die Aussicht auf das historische Zentrum von Pontevedra, der kleinen Hafenstadt im Nordwesten Spaniens, außerordentlich beruhigend auf sie.

Doch viel Zeit zum Müßiggang hat die 47-Jährige nicht. Gut zweieinhalb Stunden verbleiben ihr bis zum Start bei den Duathlon-Weltmeisterschaften (Altersklasse 45-49). Eine schnelle Dusche, ein eigens zusammengemischtes Müsli und die Kreisstädterin fühlt sich bereit für die große Herausforderung. Nerven zeigt sie nicht. „Vor drei Jahren bin ich an gleicher Stelle Europameisterin im Triathlon geworden, die Strecke ist mir also bestens bekannt“, sagt Lakies. „Hoffentlich ist das ein gutes Omen.“

Wunschdenken kann schnell zur Wirklichkeit werden: Über die Sprint-Distanz (fünf Kilometer Laufen, 20 Kilometer Radfahren, 2,5 Kilometer Laufen) holte die 47-Jährige in 1:10,11 Stunden WM-Silber – wieder einmal hinter Dauerkonkurrentin Jacqui Phillips (Großbritannien, 1:07,56 Stunden). „Auf freundschaftlicher Basis verbindet uns seit mehr als fünf Jahren eine intensive sportliche Rivalität“, sagt Lakies. „Während ich in den ersten beiden Jahren den Ton angab, hatte Jacqui anschließend immer die Nase vorn.“

Die erste Teilstrecke führte das gemeinsame Starterfeld der rund 160 Duathletinnen unterschiedlicher Altersklassen durch die Altstadt von Pontevedra, hinaus auf einen dem Jakobsweg angehörigen Pilgerpfad und wieder zurück in den Start- und Zielbereich einer mitten in der Stadt gelegenen Sportstätte. „Von der Umgebung und Landschaft her ist dieser Lauf ein unbeschreibliches Erlebnis“, sagt Lakies, die für die 5000 Meter 20,05 Minuten benötigte. Als Fünfte erreichte sie die Wechselzone. Ihr neues Rennrad stand an der vorgesehenen Stelle. Helm und Brille lagen griffbereit daneben, die speziellen Rennradschuhe waren wie vorgesehen auf die Pedalen montiert.

„Vor dem siebten Fahrradständer rechts rein, dann das zehnte Rennrad auf der linken Seite“, erinnert sich die Oldesloerin. „Bloß keine Zeit verschenken, deshalb habe ich mir meinen Platz in der Wechselzone genau eingeprägt.“ 1:45 Minuten brauchte die 47-Jährigen für die Prozedur – in ihrer Altersklasse die zweitschnellste Zeit. Auf dem anschließend 20 Kilometer langen Abschnitt spielte Lakies wie erwartet ihre Stärke auf dem Rennrad aus (37,17 Minuten) und preschte auf Rang zwei vor – auch wenn es die ersten acht Kilometer stetig bergauf ging. „Auf dem Weg ins Tal wurde mir bei einer Geschwindigkeit von bis zu 65 Stundenkilometern schon etwas mulmig“, sagt Lakies.

Kurz nach Beginn des abschließenden 2,5-Kilometer-Laufs gab Ehemann Lothar letzte Instruktionen. „Anke, du bist Zweite, gib aber weiter Vollgas“, hörte die 47-Jährige im Vorbeilaufen ihren Mann rufen. In 10:02 Minuten bewältigte sie die letzte Teilstrecke.

Für die Unterstützung ihres Mannes ist die 47-jährige immer wieder aufs Neue dankbar. „Lothar hält mir bei wichtigen Wettkämpfen von morgens bis abends den Rücken frei“, sagt die Angestellte einer Oldesloer Krankenkasse. Sich selbst beschreibt sie als sehr bodenständig. Lakies: „Mein Lebensmotto lautet ‚Jeden Tag genießen und zufrieden sein mit dem, was man hat.’“

Seit mehr als 40 Jahren ist die zweifache Mutter Mitglied im VfL Oldesloe. Dort feierte sie auch als Mittelstreckenläuferin Erfolge: 1991 belegte sie in Hannover im Finale der ersten gesamtdeutschen Meisterschaft über 800 Meter einen siebten Rang. 1977 begann sie parallel zur Leichtathletik mit dem Triathlonsport.

Und: Erst kürzlich hat Lakies ihre Trainer-C-Lizenz mit einer weiteren Fortbildung aufgefrischt. Sie möchte ihr Wissen und ihre Erfahrung an junge Nachwuchssportler weitergeben. Beim VfL Oldesloe betreut sie derzeit das Lauftraining der jugendlichen Triathleten. Die Duathlon-Saison ist für Lakies beendet. Mit einer Silbermedaille bei der WM, einem zweiten Platz bei nationalen Titelkämpfen sowie Bronze auf europäischer Bühne hätte die erste Jahreshälfte für die 47-Jährige kaum erfolgreicher verlaufen können.

Am Pfingstsonntag steigt Lakies bei den Landesmeisterschaften in Geesthacht (Kreis Herzogtum-Lauenburg) in die Triathlon-Saison ein. „Ein kleinerer Wettkampf zu Beginn ist einfach perfekt für mich“, sagt sie.

Viel Zeit zum Verschnaufen bleibt ihr nicht. In gut zwei Wochen startet Lakies bei den Senioren-Europameisterschaften im österreichischen Kitzbühel – wie üblich über die Sprintdistanz (750 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Radfahren, fünf Kilometer Laufen).