Der 15 Jahre alte Trialfahrer aus Bargfeld-Stegen führt mit zwei Siegen die Wertung des Deutschen Trial-Cups an

Bargfeld-Stegen. Keine Sekunde lässt Jarmo Robrahn den scheinbar unüberwindbaren gewaltigen Steinblock aus den Augen. Gefühlvoll spielt der 15 Jahre alte Trial-Fahrer mit dem Gasgriff seines Motorrads. Plötzlich reißt er aus dem Stand das Vorderrad hoch, wirft den Oberkörper nach vorn und gibt Gas.

Allein die Kraft des Hinterrades katapultiert Mensch und Maschine hoch auf die vordere Kante des Hindernisses. Stehend balanciert Jarmo sein Sportgerät bis zum Ende des Gesteins und setzt anschließend behutsam mit beiden Reifen wieder auf dem Boden auf – ohne dabei einen Fuß auf die Erde zu setzten. Glückwunsch: Die Sektion hat er fehlerfrei bewältigt.

„Es ist unglaublich, was man mit einem Trial-Motorrad alles anstellen kann“, sagt Jarmo, der nach zwei Wertungsläufen die Gesamtwertung des Deutschen Trial-Cups (DTC) anführt. Bis zum nächsten (16. und 17. August im bayerischen Kiefersfelden) von insgesamt vier Wettkampftagen hat der 15-Jährige ausreichend Gelegenheit, Feinheiten an Maschine und Fahrstil zu verbessern. „Natürlich werde ich alles daran setzen, meinen Vorsprung bis zum Saisonende zu verteidigen“, sagt Jarmo entschlossen.

Die Konkurrenz allerdings ist gewarnt: Erst kürzlich überraschte der 15-Jährige in Schwemlitz (Ortsteil von Rosche, Niedersachsen) beim DTC-Auftakt als jüngster Starter mit zwei Siegen die weitaus ältere Fahrergemeinde. „Viel habe ich meinem Coach Stefan Griebenow zu verdanken. Er hat dafür gesorgt, dass ich meine Nervosität rechtzeitig ablegen und hoch konzentriert in beide Läufe gehen konnte“, sagt der Neuntklässler der Schule im Alsterland (Sülfeld, Kreis Segeberg). Griebenow trainiert nicht nur das aufstrebende Motorsporttalent, er begleitet Jarmo auch während eines Laufes als sogenannter „Minder“. Über Funk gibt er seinem Schützling Anweisungen, wie er die einzelnen Schwierigkeiten einer Sektion am besten meistern kann. An gefährlichen Abschnitten – steilen Bergauf- oder Bergab-Strecken – achtet Griebenow darauf, dass sein Fahrer bei einem Sturz nicht unter das Motorrad gerät. „Der Trialsport an sich ist ungefährlich, denn Schnelligkeit steht nicht im Vordergrund“, erklärt Jarmo. Absolute Beherrschung der Maschine sei aber ebenso gefordert wie die richtige Einschätzung des Geländes und seiner Hindernisse.

Die Regeln im Trialsport sind für Zuschauer leicht nachvollziehbar. Ein Lauf besteht aus bis zu zwölf Sektionen. Jede einzelne muss fahrend absolviert werden. Innerhalb einer Sektion erhält der Fahrer für jede Bodenberührung mit dem Fuß Fehlerpunkte.

Jarmo fährt eine 125 ccm Beta Evo 250 mit sechs Gängen und rund 20 PS. Neupreis rund 6500 Euro. Das knapp 65 Kilogramm schwere Geländezweirad hat einen weiten Lenkereinschlag und große Bodenfreiheit. Da einzelne Wertungsabschnitte im Stehen gefahren werden, wird auf eine Sitzfläche verzichtet.

Daheim in Bargfeld-Stegen übt Jarmo fast täglich. Eine ehemalige Kiesgrube nahe des elterlichen Grundstücks bietet hervorragende Trainingsmöglichkeiten. Mit fünf Jahren sammelte er erste Erfahrungen auf einer kleinen PW 50 Yamaha mit rund drei PS. Mittlerweile zählt er in seiner Altersklasse zur absoluten Elite der Motorrad-Trialfahrer in Deutschland.

Für diese Saison hat der 15-Jährige sich optimal vorbereitet. Unter Leitung des ehemaligen international erfolgreichen Trial-Fahrers Jordi Pasquet absolvierte Jarmo ein einwöchiges Trainingslager nahe der spanischen Stadt La Seu d’Urgell. Wichtige Erfahrungen sammelte er zudem beim zweiwöchigen Kadertraining des Deutschen Motor Sport Bunds nahe der katalanischen Stadt Dosrius (ebenfalls Spanien).

Jarmo: „Wenn in den kommenden Jahren alles so weiter läuft wie ich es mir vorstelle, werde ich später als Profi-Fahrer mein Geld verdienen.“