Bernd Geisler gilt in Stormarn als einer der größten Anhänger des Hamburger Sport-Vereins. Vor 20 Jahren gründete er den HSV-Freundeskreis Trittau

Trittau. Während viele skeptisch sind, ist Bernd Geisler felsenfest überzeugt: „Einen Fußballclub wie den Hamburger Sport-Verein darf und wird es in der Zweiten Bundesliga nicht geben“, sagt der 67 Jahre alte Trittauer entschlossen. Der Mann, der 1994 den HSV-Freundeskreis Trittau gegründet hat, zählt seit Jahrzehnten zu Stormarns größten Anhängern der Hamburger Fußballer.

Spätestens am Sonntagabend, nach dem Relegationsrückspiel bei der SpVgg Greuther Fürth, wird Geisler Gewissheit darüber haben, in welcher Liga er kommende Spielzeit seine Rothosen anfeuern wird. Das erste Aufeinandertreffen beider Teams am heutigen Donnerstag in der Hamburger Imtech-Arena wird der 67-Jährige im Sportlerheim des TSV Trittau (Im Raum) bei Currywurst und Bier auf großer Leinwand verfolgen. Ebenso die zweite Partie in der Fürther Trolli Arena (Bayern) in drei Tagen. Seine Vision vom Ligaverbleib des HSV klingt nachvollziehbar. „Mit den Fans im Rücken wird die Mannschaft im eigenen Stadion über sich hinauswachsen und mit zwei oder drei Toren Unterschied gewinnen. In Fürth holen wir dann ein Unentschieden“, rechnet er vor.

Mit Zahlen umzugehen hat Geisler nicht verlernt, denn seinen Beruf als Banker hat er immer noch nicht ganz ad acta gelegt. Unter der Woche steht er seinem alten Arbeitgeber, der Sparkasse Holstein, vormittags weiter in beratender Funktion zur Seite.

Der Trittauer begeistert sich seit dem 23. Juni 1957 für den Bundesliga-Dino. Damals stand er im Niedersachsenstadion von Hannover – inmitten von 76.000 Zuschauern. Geisler: „Mit meinem Vater besuchte ich das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft, das der HSV leider gegen Borussia Dortmund mit 1:4 verlor.“

Die Niederlage tat der neu entdeckten Liebe zum Verein mit der Raute keinen Abbruch. Fortan war der junge Bernd Geisler mit Vater Otto Dauergast im Stadion am Rothenbaum, wenn der HSV um Bundesligapunkte oder den Einzug in die nächste Pokalrunde kämpfte.

„Durch die Nähe zum Verein hat sich im Laufe der Jahre zwischen uns und Spielern wie Uwe Seeler, Charly Dörfel, Klaus Stürmer oder Erwin Piechowiak ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt“, erzählt Geisler. Internationale Auswärtsauftritte der Hamburger verfolgten Vater und Sohn – wie in den 1960er-Jahren üblich – gebannt im Wohnzimmer vor dem Radiogerät.

Unvergessen bleiben die späteren Endspielerfolge im Europapokal der Pokalsieger gegen RSC Anderlecht (2:0, 1977) und der Triumph im Wettbewerb der Landesmeister gegen Juventus Turin (1:0, 1983). „Nach der Ära von Manager Günter Netzer, Präsident Wolfgang Klein und Trainer Ernst Happel begann, mit einigen Ausnahmen, die schwierige Zeit“, sagt Geisler.

Mit glänzenden Augen, aber auch einer gehörigen Portion Wehmut denkt er an das Triumvirat zurück, das den Verein von 1981 bis 1986 zu einem Europapokalsieg und zwei Deutschen Meisterschaften (1982, 1983) führte.

Vor zehn Jahren wollte Geisler selbst Verantwortung übernehmen und kandidierte für den Aufsichtsrat, scheiterte jedoch an der Macht der Supporters. „Als Banker hätte ich dafür gesorgt, dass der Verein nicht in so eine finanzielle Schieflage gerät, in der er sich derzeit befindet“, sagt der Trittauer. Ein Abstieg in die Zweite Bundesliga sei für seinen HSV existenzbedrohend. „Fernsehgelder und Sponsoreneinnahmen reduzieren sich“, sagt Geisler „Das gleiche gilt für Erlöse aus Logenverkäufen und Einnahmen aus Eintrittsgeldern.“

Als Finanzexperte gibt es für ihn nur eine Lösung: „Am 25. Mai muss auf der Mitgliederversammlung die Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung beschlossen und mit einer Neustrukturierung des Vereins über eine Aktiengesellschaft der Weg für neue finanzielle Mittel frei gemacht werden“, sagt der 67-Jährige. „Es ist eine Katastrophe, wie bei einem Weltverein wie dem HSV in den zurückliegenden Jahren gewirtschaftet wurde“, sagt Geisler. „Anstatt sich an einem wie Uli Hoeneß von Bayern München zu orientieren, hatten wir leider zu viele Führungskräfte, die ihre sportliche Kompetenz weit überschätzt haben.“

Geisler nimmt in seiner mit unzähligen Relikten vergangener Zeiten liebevoll eingerichteten „HSV-Kult-Scheune“ nachdenklich einen Schluck aus dem Glas mit der Raute. „Obwohl ein Abstieg für mich absolut kein Thema ist, könnte der HSV im Fall der Fälle und dem damit verbundene kompletten Neuaufbau für Jahre zweitklassig bleiben“, sagt er. „Oder schlimmer noch – sogar in die Dritte Liga durchgereicht werden.“