Leistungsträger sehen in Ahrensburg keine Zukunft mehr. Ein Grund sind die nicht fünftligareifen Bedingungen im Verein

Ahrensburg. Jahrelang war es das große Plus des SSC Hagen Ahrensburg: Die Fußballmannschaft blieb zusammen, selbst die besten Spieler schlugen Angebote ambitionierterer Clubs aus. Es entwickelte sich ein besonderer Teamgeist. Der SSC, der im Leistungsfußballbereich vergleichsweise unprofessionell aufgestellt ist, stieg 2012 in die Schleswig-Holstein-Liga auf und etablierte sich dort fast ohne Anlaufprobleme. Damit ist nun Schluss. Das Team von Michael Schmal steht vor dem Abstieg – und vor dem Umbruch.

So viele Leistungsträger wie seit langer Zeit nicht werden den Verein nach der Saison verlassen oder haben das bereits getan. Mit dem Mannschaftsbild, wie es vor dieser Saison entstand, wird der Kader nur noch wenig zu tun zu haben. Zuletzt kündigten mit Torwart Robert Block, dem derzeit verletzten Kapitän Christopher Lindenau und seinem Vertreter Bojan Stäcker drei der wichtigsten Spieler quasi auf einen Schlag ihren Abschied an. Wenige Tage zuvor war der sofortige Abschied von Gerrit Schmidt-Hartwigsen und Robert Scheel bekannt geworden. Der Wechsel von Vincent Janelt zum SV Eichede steht schon länger fest.

Auch künftig soll kein Geld für Fußballer gezahlt werden

Abgänge von so vielen Leistungsträgern wiegen am Hagen schwerer als bei den meisten anderen Fünftligisten. Denn der Club zahlt keine Aufwandsentschädigung für Fußballer und das wird auch nach der Jahreshauptversammlung so bleiben, auch wenn der der Fußballabteilung nahe stehende Ole Junker die Macht übernommen hat. Gleichwertigen Ersatz für Spieler wie Stäcker zu verpflichten, der vor der Saison sogar zum Regionalligisten SC Victoria hätte wechseln können, ist unter diesen Voraussetzungen so gut wie ausgeschlossen.

Einige meinen, der Abstieg in die Verbandsliga würde dem Verein guttun

Die Freunde Lindenau, 24, und Stäcker, 21, wechseln gemeinsam zum Hamburger Oberligaclub Meiendorfer SV. Beide äußern sich zu den Gründen ihres Abgangs loyal gegenüber dem SSC Hagen und sind dabei auch ehrlich. Schließlich hat Stäcker etwa noch nie für einen anderen Club gespielt, fing vor 17 Jahren in der „Pampers-Liga“ an. Dennoch: Aus ihren Sätzen spricht, dass der Verein derzeit für Liga fünf nicht ausreichend professionell aufgestellt ist. „Hier geht im Moment nicht mehr“, sagt Lindenau. „Die SH-Liga kommt für den Verein zu früh.“ Der Innenverteidiger, der nach seinem Kreuzbandriss in ein, zwei Monaten wieder voll trainieren will, spricht sogar den brutalen Gedanken aus, der an der Hagener Allee allgegenwertig ist: „Der Abstieg wäre für den Verein nicht das Schlechteste.“

Auch Stäcker meint: „Der Neuaufbau wäre in der Verbandsliga wesentlich leichter. Dennoch wünscht man sich den Abstieg natürlich nicht. Es ist eine Zwickmühle.“ Er hoffe, dass nicht noch mehr Spieler den Verein verlassen. Immerhin: Innenverteidiger Dren Hoti, zeitweise vom SV Eichede umworben, hat für die nächste Saison zugesagt.

Michael Schmal gibt zu, dass er sich das alles anders vorgestellt habe, als er im Oktober das Traineramt von Jan Jakobsen übernahm. „Einige Positionen sind nicht doppelt besetzt. Den Umbruch hätte man vor einem Jahr schon machen müssen“, sagt der 46-Jährige.

Vor dem Spiel bei TuRa Meldorf (Sonntag, 15 Uhr, Bahnhofstraße), das die Stormarner unbedingt gewinnen müssen, wird die Personalnot auf die Spitze getrieben. Neben den vielen Langzeitverletzten fehlen auch Hoti (Bänderdehnung), Paul Kappner (Schulterprobleme) und Tom Gottlob (Schule). Schmal: „Es wird sehr schwer.“ Nächste Woche will der Coach nach Rückkehrer Lars Weltin (SC Elmenhorst) die nächsten Neuzugänge vermelden. Der Abstieg ist dann womöglich schon besiegelt.