Regionalligafußballer des SV Eichede unterliegen dem SV Meppen mit 0:4. Nun schon 21 Spiele ohne Sieg

Steinburg. Als Oliver Zapel den VIP-Raum im Stadion des SV Meppen betrat, hatte er seinen Humor schon wiedergefunden. „War doch gar nicht so schlimm“, sagte der Trainer des SV Eichede mit einem Blick auf den an der Wand hängenden Fernseher, aus dem die Videotextseite 243 des NDR flimmerte und eine 0:3-Niederlage der Stormarner Regionalligafußballer verkündete. Das letzte Gegentor in der Nachspielzeit zum tatsächlichen Endstand von 0:4 (0:1) war dort nicht mehr eingepflegt worden.

Wenige Minuten bevor Zapel seiner Pflicht, auf der Pressekonferenz über die Gründe der erneuten Niederlage zu sinnieren, nachkam, hatte er für ein ganz und gar humorloses Novum gesorgt, indem er die Schlussphase der Partie im Sitzen verfolgt hatte. „Noch nie“ habe es das in seiner Zeit als Trainer des SVE gegeben, sagte er später. Der Coach, der sonst vor der Trainerbank auf und ab laufend unermüdlich seine Mannschaft anpeitscht, strahlte plötzlich für eine kurze Zeit so etwas wie Resignation aus.

Den Hang zur Resignation werden sie beim Tabellenletzten wieder schnell abgelegt haben, doch von Spiel zu Spiel wächst gewisse Bereiche betreffend die Ratlosigkeit – zum Beispiel, was man zu diesen immer gleichen Spielabläufen noch sagen soll. Der wohl am häufigsten in Spielanalysen verwendete Begriff ist seit Wochen das Wörtchen „wieder“.

„Wieder“ habe man sich seine gute Leistung mit einem unnötigen Stellungsfehler selbst kaputtgemacht, sagte Kapitän Jan-Ole Rienhoff, der nach einer halben Stunde Ramiz Pasiov zu viel Platz gelassen hatte. Meppens Mittelstürmer köpfte die Gastgeber zur unverdienten Führung.

„Wieder“, sagte Malik Issahaku, der erstmals als Rechtsverteidiger aufgelaufen war, „haben wir in der ersten Halbzeit grandios gespielt, alles umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten.“

Und „wieder“, sprach Zapel in das Mikrofon zu rund 100 Zuhörern im VIP-Raum, „haben wir ein Elend über uns ergehen lassen müssen“. Obwohl Eichede vor 733 Zuschauern (Saison-Minuskulisse in der altehrwürdigen Hänsch-Arena) nie aufsteckte und über 90 Minuten eine gute Leistung bot, setzte es drei weitere Gegentore durch Martin Wagner (54. Minute), Johan Wigger (77.) und Thorben Deters (90.).

Viermal also musste Schlussmann Fynn Berndt trotz Zapels Rückkehr zur Vierer-Abwehrkette hinter sich greifen, die Steinburger haben in dieser Saison 77 Gegentore kassiert – so viel wie kein anderer Regionalligist. Doch der entscheidende Qualitätsunterschied zwischen dem ehemaligen Zweitligisten und dem Regionalliga-Neuling war angesichts eines leichten Chancenplus für die Gäste der Qualitätsunterschied in den Offensivreihen. Meppens Coach Christian Neidhart sagte: „Wir haben die Tore im Stile einer Spitzenmannschaft erzielt.“ Bei den ersten beiden Toren ließen die Emsländer eine Abschlussstärke aufblitzen, wie sie Eichedes einziger Stürmer Haris Huseni vermissen ließ – wieder, übrigens. „Gerade vor dem Tor sieht man, dass wir erheblich mit unserem Nervenkostüm zu tun haben“, sagte Zapel. Der 46-Jährige, in seiner aktiven Zeit selbst Torjäger, meinte damit nicht explizit Huseni. Doch es ist ein Fakt, dass der 21-Jährige seit Wochen, wenn nicht Monaten, seiner Form hinterherläuft.

Mit elf Treffern hat Huseni zwar die meisten Tore aller Eicheder erzielt, doch wenn er in den letzten 21 Spielen nur die Hälfte seiner Großchancen genutzt hätte – was von einem ambitionierten Spieler, der zu Drittligist Jahn Regensburg wechseln möchte, nicht zu viel verlangt ist – würden die Stormarner nicht seit ebenso langer Zeit auf einen Sieg warten und auch nicht auf dem 18. Tabellenplatz stehen. Gegen Meppen vergab Huseni in der 62. Minute eine große Möglichkeit kläglich, nachdem Fousseni Alassani mustergültig aufgelegt hatte. An dem erneut besten Eicheder soll Ligakonkurrent Eintracht Norderstedt interessiert sein.

Wie nah in einem Fußballspiel Sieg und Niederlage beieinander liegen, hatte der SVE schon vor einer Woche beim 1:2 gegen Rehden erfahren, als dem ersten Gegentor ein Handspiel eines Rehdeners im eigenen Strafraum unmittelbar vorausgegangen war. Auch gegen Meppen gab es solche Situationen. In der 13. Minute etwa, beim Stand von 0:0 also, wurde den Gästen ein reguläres Tor aberkannt. Jan-Christian Meier stolperte über seine eigenen Beine, bevor Huseni auf Alassani passte und der ins leere Tor traf. Schiedsrichter Jan Clemens Neitzel (Eintracht Norderstedt) entschied zu Unrecht auf Stürmerfoul. Und das 0:2 in der 54. Minute wurde umrahmt von zwei Eicheder Großchancen: Erst scheiterte der aufgerückte Issahaku (53.), weil er sich nicht entscheiden konnte, ob er mit links oder rechts abschließen sollte, dann schoss Baloki freistehend dem gegnerischen Torwart Benjamin Gommert direkt in die Arme (55.).

„Der SC Victoria hat gegen St. PauliII ja sogar 0:5 verloren, also haben wir etwas gutgemacht“, sagte Zapel gegen Ende der Pressekonferenz und erntete dafür ein paar Hoho-Lacher, wie sie eigentlich nach politisch unkorrekten Witzen zu hören sind. Platz 16 kann sich der Aufsteiger bei sieben Zählern Rückstand endgültig abschminken, im Schneckenrennen um den vorletzten Platz, der ja möglicherweise schon für den Klassenerhalt reicht, besteht aber noch Hoffnung.

Drei Punkte hat „Vicky“ Vorsprung, dabei aber das deutlich schlechtere Torverhältnis. Drei Partien stehen noch aus, die beiden Konkurrenten spielen jeweils zweimal zu Hause und einmal auswärts. Da die Hamburger relativ heimstark, zu Hause seit drei Spielen ungeschlagen sind, ist der SVE in den nun folgenden Auftritten im Ernst-Wagener-Stadion gegen Neumünster (11. Mai) und Eintracht BraunschweigII (18. Mai) schon fast zum Siegen verdammt. Am letzten Spieltag (24. Mai) steht das schwere Auswärtsspiel beim VfB Oldenburg auf dem Programm.

SV Eichede: Berndt – Fischer, Jan-Ole Rienhoff, J. Marschner (61. Abou Khalil), Issahaku – Heidenreich (46. M. Hinkelmann), Maltzahn – Alassani, Baloki, Kossowski – Huseni (77. Bento).