Stormarner Bezirksligafußballer sind nach 3:2-Erfolg bei FC Elazig Spor nicht mehr von der Tabellenspitze zu verdrängen. Gesamte Startelf bleibt dem Verein treu

Reinbek. Ein paar Sätze konnte Sven Schneppel den Reportern nach dem Triumph noch in die Notizbücher diktieren, „die Mannschaft macht ihre Unerfahrenheit durch tollen Einsatz wett“, sagte der Trainer. Dann ergriff er urplötzlich die Flucht – vor seinen eigenen Spielern. Doch die Fußballer des FC Voran Ohe waren an diesem Tag einfach nicht aufzuhalten. Nicht auf dem Weg zum Meistertitel in der Bezirksliga Ost – beim FC Elazig Spor gewannen sie mit 3:2 (1:1) – und erst recht nicht, als es darum ging, den Erfolgscoach nasszumachen. Angeführt von Toptorjäger Adrian Voigt (mit Bierflasche in der Hand) und Kapitän Daniel Walek (mit Bierflasche und Meisterschale in der Hand) fing das Team Schneppel schnell ein und verpasste ihm eine ausführliche Dusche.

Durch den verdienten Erfolg im Nachholspiel an der Wendenstraße ist den Stormarnern der Aufstieg in die Landesliga – der zweithöchsten Spielklasse Hamburgs – nicht mehr zu nehmen. Die ausstehenden drei Partien kann das Team zum Auslaufen nach dem Feiern nutzen. „Wer am Freitagabend noch stehen kann, wird spielen“, scherzte Teammanager Oliver Schubert nach dem Abpfiff mit Blick auf die nächste Partie beim SV Nettelnburg-Allermöhe (heute, 19 Uhr, Henriette-Hertz-Ring).

Torwart Ole Dreves rettete den Sieg mit einer brillanten Doppelparade

Während sich Fußballobmann Peter Bahr während und auch nach der Partie betont gelassen gab („es war ein hartes Stück Arbeit, aber angesichts des großen Vorsprungs in der Tabelle war ich nicht nervös“), war der jungen Mannschaft die Aufregung deutlich anzumerken. Auch die frühe Führung durch Voigt (2. Minute) brachte keine Sicherheit, zudem wehrten sich die Gastgeber nach Kräften und überraschten auch spielerisch. „Ich hatte zwischendurch richtig Angst“, gestand Schubert. Mit zwei brillanten Paraden direkt hintereinander hatte Torwart Ole Dreves, mit 30 Jahren mit Abstand ältester Oher, die drei Punkte gerettet. „Wie er das gemacht hat, werde ich ihn heute Nacht noch mindestens zweimal fragen“, so Schubert. Dreves sagte über seine Doppelparade kurz vor Schluss: „Das war Instinktsache. Ich habe mich einfach reingeschmissen.“

Nach drei Jahren ist der Reinbeker Verein zurück in der Landesliga – und will sich dort auf Anhieb etablieren. Schneppel setzt auf eine junge Mannschaft, die gemeinsam wachsen – und Spiele wie das gegen Elazig Spor irgendwann nach zehn Minuten entschieden haben soll. Kurz nach Voigts Treffer hätte allein Agit Aydin auf 2:0 und 3:0 erhöhen müssen, so aber wurde es noch mal richtig knapp. Turan Polat glich vor der Pause aus (37.), und auch nach den Treffern durch Marvin Schipper (56.) und dem Eigentor von Ridvan Akdemirci (63.) war die Partie noch nicht gelaufen. Ibrahim Sonay verkürzte in der 72. Minute auf 3:2.

Dass der Plan des FCVO von einer permanent stärker werdenden Mannschaft aufgehen wird, erscheint bei einem Blick auf die Kaderzusammenstellung realistisch. Alle Spieler, die gegen den türkischen Club in der Startelf standen, haben bereits für die nächste Saison zugesagt. Und außer Dreves ist keiner älter als 24. „Die Mannschaft hat bisher maximal 70 Prozent ihrer Entwicklung genommen“, sagte Schneppel bereits vor einigen Wochen. Selbst der hoch veranlagte Voigt, 20, der Angebote von mehreren Oberligaclubs hatte, sieht keinen Grund, den Club zu verlassen. „Ich fühle mich hier wohl. Ich habe lieber Spaß mit Freunden und spiele regelmäßig, als woanders möglicherweise auf der Bank zu sitzen – auch wenn ich dort Geld verdienen könnte“, sagte der beste Angreifer der Liga (21 Treffer).

Auch Teammanager Oliver Schubert bekam eine Bierdusche verpasst

Vor neun Jahren fand sich der Name Voigt übrigens schon mal in einer Oher Meistermannschaft. Damian Voigt, der ältere Bruder des 20-Jährigen, stieg 2005 unter dem damaligen Trainer Jan Schönteich (heute TuS Dassendorf) ebenfalls in die Landesliga auf. 2008 schafften die Stormarner sogar den Sprung in die damalige Hamburg-Liga (heute Oberliga).

Geplant habe das Team die Aufstiegsfeier nicht, sagte Voigt. „Mal sehen, was jetzt passiert.“ Schubert sagte: „Wir werden erst mal nach Ohe fahren und hinterher geht es vielleicht auf den Kiez.“ Auch er hatte eine Bierdusche verpasst bekommen – und bewiesen, dass er nicht nur in seiner Aufgabe als Teammanager über Weitsicht verfügt. „Natürlich habe ich Wechselklamotten dabei“, sagte er.

FC Voran Ohe: Dreves – Hooge, Stritzke, Walek, M. Gassmann – Schild, Seibert – Woost (86. Stengel), Voigt (90. Wencke), Aydin (89. Nüchterlein) – Schipper.