Der 48-Jährige ist acht Monate nach seinem Rücktritt wieder Erster Vorsitzender des SSC Hagen. Mathias Wehlitz zieht sich aus dem Vorstand zurück

Ahrensburg. Auf einer turbulenten und teilweise chaotischen Jahreshauptversammlung des SSC Hagen Ahrensburg ist Ole Junker zum neuen Ersten Vorsitzenden gewählt worden. Im Laufe der dreieinhalbstündigen Veranstaltung, an der sich mehr als 160 Vereinsmitglieder beteiligten, trat mit dem bisherigen kommissarischen Vorsitzenden Mathias Wehlitz und Kassenwartin Pirkko Jungnitsch der geschäftsführende Vorstand geschlossen zurück. Auch der zum Vorstand zählende Pressewart Andreas Puk legte sein Amt nieder. Selbst jahrzehntelange Mitglieder waren sich hinterher einig: So etwas hat es am Hagen noch nie gegeben. Durch den Verein verlaufen tiefe Gräben.

Junker hatte 2012 bereits die Nachfolge von Harro Timm angetreten, zog sich im August 2013 aber wegen vorstandsinternen Streitigkeiten freiwillig zurück. Sein Stellvertreter Wehlitz übernahm kommissarisch. Mit einem vom Großteil der anwesenden Mitglieder unterstützten Abrufantrag gegen Wehlitz und Jungnitsch schaffte Junker nun wieder Platz im geschäftsführenden Vorstand. Zum Stellvertreter des 48 Jahre alten Jugendfußballtrainers wurde Fußball-Abteilungsleiter Günter Feigl gewählt. Wehlitz sprach nach der Versammlung von einer „feindlichen Übernahme der Fußballer“. Neue Kassenwartin ist Birgit Fedkenhauer.

Mit fast 30-minütiger Verspätung hatte Wehlitz die Jahreshauptversammlung im Sporthaus an der Hagener Allee eröffnet. Der Ansturm auf die Abstimmungskärtchen war enorm. Besonders die Mobilisierung in den Reihen der großteils zur Junker-Fraktion zählenden Fußballer hatte funktioniert. Auch viele Spieler der Schleswig-Holstein-Liga-Mannschaft und Cheftrainer Michael Schmal waren gekommen. Wehlitz hatte keine zwei Minuten gesprochen, als er schon mit den ersten Pfiffen und Buhrufen bedacht wurde. „Ich muss diese Sitzung stellvertretend leiten für den Vorsitzenden, der vorzeitig die Flucht ergriffen hat“, hatte er sich eine Spitze gegen Junker nicht verkneifen können.

Schon beim harmlos anmutenden Tagesordnungspunkt 4 – eigentlich der Diskussion über den Jahresbericht des Vorstandes, in dem es um steigende Mitgliederzahlen und die Gründung einer neuen Abteilung ging – stiegen die Protagonisten des Abends in den Ring. Zuerst ergriff Harro Timm, der bis 2012 28 Jahre lang Vereinschef war, das Wort und kritisierte die überwiegend in den hinteren Reihen platzierten Fußballer („ihr versteckt euch in der Masse“), den am Rand stehenden Junker („du hattest deine Chance“) und schließlich Feigl für den Kauf eines Mannschaftsbusses ohne die nötige Zustimmung zweier Mitglieder des geschäftsführenden Vorstandes. Dieser 2013 von Feigl begangene und durch Junker unterstütze Satzungsverstoß gilt als die Hauptursache für das Zerwürfnis zwischen Junker und Wehlitz (das Abendblatt berichtete). Dass er selbst in seiner Amtszeit ein solches Vorgehen Feigls einmal toleriert habe, bestritt Timm.

In der Folge sprachen zehn weitere Mitglieder, darunter mehrere Abteilungsleiter, und schließlich auch Junker: „Der Bus-Kauf darf zu keinem Finanzdrama hochstilisiert werden“, sagte er und erneuerte seine Kritik an seine einstigen Vorstandskollegen. Ein vernünftiges Miteinander sei nicht mehr gewährleistet, es herrsche ein Klima des Misstrauens, begründete er zudem seinen Abwahlantrag und seine erneute Kandidatur. Seit seinem Rücktritt habe sich die Streitkultur im Verein erheblich verschlechtert.

„Ich bin reichlich überfragt, wie wir jetzt weiter vorgehen und ob wir die Wahlen vorziehen sollen“, gab Versammlungsleiter Wehlitz schließlich zu. Spätestens seit dem lauten und anhaltenden Applaus für Junkers Rede waren die Machtverhältnisse im Saal klar. Die zwischen der Diskussion und den Abstimmungen liegenden Tagesordnungspunkte wurden daraufhin schnell abgehandelt. Der alles entscheidende Abwahlantrag Junkers musste satzungsgemäß zunächst von der Mitgliedschaft zur Abstimmung zugelassen werden – eine Generalprobe für den weiteren Verlauf. 115 Mitglieder stimmten in einer geheimen Wahl für den Antrag, nur 47 dagegen, schon die einfache Mehrheit hätte gereicht. Bevor Wehlitz und Jungnitsch nun aber verbindlich abberufen werden sollten, sah die Tagesordnung zunächst die durch Junkers Rücktritt im vergangenen Jahr notwendig gewordene Wahl des neuen Ersten Vorsitzenden vor. Auf Junker als seinen eigenen Nachfolger entfielen 118 und auf Wehlitz 46 Stimmen.

Daraufhin kamen Wehlitz und Jungnitsch der Demütigung der eigenen Abwahl zuvor und gaben ihren Rücktritt bekannt. „Ich werde meinen Posten niederlegen, weil es für mich völlig unmöglich ist, mit Ole weiter zusammenzuarbeiten“, sagte Jungnitsch – es war ihre einzige Wortmeldung während der gesamten Veranstaltung.

Etwas überraschend kam der Rücktritt des Pressewartes Puk („Oles Rede strotzte vor Unwahrheiten“), auf den offenbar selbst Junker nicht vorbereitet war – er hatte für ihn keinen Ersatz organisiert und stimmte später als eines von nur drei Mitgliedern dagegen, das Amt des Pressewartes sofort neu zu besetzen. Ansonsten aber war Junker mit seinem Schattenkabinett perfekt auf den Machtwechsel vorbereitet und schlug Fußball-Abteilungsleiter Feigl und Birgit Fedkenhauer für die nun vakanten Ämter vor. Als Gegenkandidat zu Feigl stellte sich Jugendtischtennis-Leiter Florian Gloy auf und musste sich nur knapp mit 71 zu 82 Stimmen geschlagen geben. Fedkenhauer wurde ohne Gegenkandidat zur Nachfolgerin Jungnitschs bestimmt.

Wehlitz, der die letzten Minuten der Veranstaltung nur noch vom Rand aus verfolgte, sagte hinterher: „Genau die Leute, die den Satzungsverstoß begangen haben, wurden nun gewählt. Dahinter ist keine Sachlichkeit. Ich hoffe, dass das Geld jetzt nicht in der Fußballabteilung verschwindet.“ Junker entgegnete: „Von einer Machtübernahme der Fußballer zu sprechen, ist absurd.“

Zweiter stellvertretender Vorsitzender bleibt Joachim Trumpf. Der Leiter der Turnsparte wurde in der turnusmäßigen Wiederwahl in seinem Amt bestätigt.