Auf der heutigen Jahreshauptversammlung wird der ehemalige Vereinschef Ole Junker Abwahl-Antrag gegen den geschäftsführenden Vorstand stellen

Ahrensburg. Es muss schon viel vorgefallen sein in einem Verein, wenn ein Vorstandsmitglied bei einer anstehenden Jahreshauptversammlung „Kampfatmosphäre“ erwartet. Mathias Wehlitz, derzeit erster stellvertretender und kommissarischer Vorsitzender des SSC Hagen Ahrensburg, hat das gesagt, mit Blick auf den heutigen Abend, an dem die Mitglieder die Wahl haben. Zwischen Wehlitz, der nun auch offiziell an die Vereinsspitze aufsteigen will, und zwischen Ole Junker, der erst im vergangenen Sommer nach internen Streitigkeiten als Vereinschef zurückgetreten war.

Junker meldet sich nun mit einem Donnerschlag zurück. Er hat einen Abwahl-Antrag gegen den geschäftsführenden Vorstand (Kassenwartin Pirkko Jungnitsch und Wehlitz, dessen Amtszeit als stellvertretender Vorsitzender noch ein Jahr läuft) eingereicht. Stimmen die Mitglieder zu, wird er sich danach als sein eigener Nachfolger zur Wahl stellen. Ein Schattenkabinett für die beiden übrigen Ämter hat er bereits errichtet, nennt aber keine Namen.

Dass der Verein vor einer Zerreißprobe steht, streitet niemand mehr ab, jetzt, da die Grabenkämpfe so kurz vor der Jahreshauptversammlung (20 Uhr, Hagener Allee) auch öffentlich ausgetragen werden. An welchem Punkt es aber endgültig kein Zurück mehr zu einer vertrauensvollen Zusammenarbeit gab, ist nur noch schwer festzustellen. Die Rede ist von Satzungsverstößen auf der einen, und von einem auf Misstrauen ausgerichteten Führungsstil auf der anderen Seite.

Dabei hatte alles einmal so vielversprechend begonnen. Im März 2012 löste Junker den nach 28 Jahren scheidenden Harro Timm als Vorsitzenden ab, die Mitglieder entschieden einstimmig. Sein Stellvertreter Wehlitz sagt noch heute: „Ich war sehr froh, dass er dabei war. Wir haben uns gut ergänzt.“ Doch es gab immer wieder Differenzen. Zur wohl entscheidenden Eskalation führte dann der Kauf eines Busses für die Fußballabteilung, Kostenpunkt knapp 35.000 Euro. Fußball-Abteilungsleiter Günter Feigl, der nicht Mitglied des Vorstandes ist, tätigte den Kauf und unterzeichnete den Vertrag. Dabei schreibt die Satzung vor, dass solche Verträge von zwei der drei Mitglieder des geschäftsführenden Vorstandes – zu dem Zeitpunkt Junker, Wehlitz und Jungnitsch – unterzeichnet werden müssen. Wehlitz schrieb dazu in der aktuellen Ausgabe der Vereinszeitung „SSC Post“: „So kann man sich in verantwortlichen Positionen nicht über die geltenden Regeln hinwegsetzen und die Satzung zu einem leeren Papier degradieren.“ Und weiter: „Der Hinweis, dass die Umgehung des geschäftsführenden Vorstands bei so einem bedeutenden Geschäft einen Satzungsverstoß darstelle, führte zwei Tage später zum Rücktritt von (...) Ole Junker.“

Junker und Feigl räumen ein, satzungswidrig gehandelt zu haben. Junker: „Aber es ist schlichtweg nicht möglich, in einem Ehrenamt alles über die Satzung zu definieren. Wir haben auf Basis von Vertrauen gehandelt.“ Das Verfahren sei nicht anders als unter dem einstigen Vorsitzenden Harro Timm gewesen, als schon einmal ein Finanzkauf eines Busses für die Fußballabteilung getätigt worden sei. Auch Feigl sagt: „Ich habe nichts anderes gemacht, als damals. Man kann mir vielleicht vorwerfen, dass ich es nicht besser gewusst habe.“ Den Vorwurf aus Teilen der Mitgliederschaft, Feigl habe nur die Interessen der Fußballer im Blick, entgegnete er: „Mich interessiert der Gesamtverein, schon immer. Wir wollen alle gut miteinander arbeiten.“

Junker, dessen Abwahlantrag (Tagesordnungspunkt 9.4) allerdings erst noch durch die Mitglieder per Abstimmung zugelassen werden muss, begründete seine erneute geplante Kandidatur in einem offenen Brief an die Mitglieder. Dieser „auf den ersten Blick ungewöhnliche Schritt“ sei „konsequent und notwendig“. Die Streitkultur habe sich erheblich verschlechtert. Weiter wirft Junker dem geschäftsführenden Vorstand, also Wehlitz und Jungnitsch, vor, einen Führungsstil zu pflegen, der „weniger auf Dialog und Vertrauen setzt, stattdessen sein Handeln auf Autorität, Kontrolle und Misstrauen ausrichtet.“ Dies sei auch der Grund für das Scheitern der gemeinsamen Zusammenarbeit gewesen.