Der 45 Jahre alte Geschäftsführer der TSV Reinbek erhält den 5. Dan im Aikido

Reinbek. Wenige Minuten nachdem Rüdiger Höhne in Würdigung seiner Verdienste um die asiatische Kampfkunst Aikido von Bundestrainer Katsuaki Asai in den Rang eines fünften Dans erhoben worden war, rief Sohn Christopher Akito aufgeregt auf seinem Handy an. „Papa, herzlichen Glückwunsch“, sagte der Achtjährige, nachdem er die freudige Nachricht erfahren hatte. Neugierig fragte er: „Was musstest Du denn alles vorführen?“ Höhne, 45, seit 1993 Aikidotrainer bei der TSV Reinbek, antwortete wohl wissend, dass seine Erwiderung den Filius nicht unbedingt zufriedenstellen würde: „Mein Name wurde aufgerufen. Ich bin nach vorn gegangen und habe Danke gesagt.“

Eine Prüfung musste Höhne, der seit mehr als 25 Jahren diesen fernöstlichen Kampfstil ausübt, während des mehrtägigen Lehrgangs in Hamburg nicht ablegen. „Der fünfte und alle weiteren Dan werden verliehen“, sagte er. Von nun an zählt der 45-Jährige zu den wenigen Aikidokas, die in Norddeutschland diese Graduierung tragen dürfen. „Diese Ehre kam für mich überraschend, denn die Prüfung zum vierten Dan ist erst sieben Jahre her – im Aikido ein ungewöhnlich kurzer Zeitraum“, sagte der Geschäftsführer der TSV Reinbek (seit 2001). Für ihn ist diese Auszeichnung Ansporn und Verpflichtung zugleich. Höhne: „Diese Ehrung liefert mir keineswegs einen Grund, mich auf meinen Lorbeeren auszuruhen sondern gebietet mir, noch intensiver als bisher weiterzumachen.“

Beim Aikido werden physische Techniken als letztes Mittel eingesetzt

Die Kampfkunst Aikido ist tief im alten Japan der Samurai verwurzelt und verfolgt den Grundgedanken, unterschiedliche traditionelle Kampfkünste zu einer rein defensiven philosophischen Idee zu vereinen. „Ein Aikidoka hat nicht das Ziel, als ,Gewinner’ aus einem Zweikampf hervor zu gehen. Er strebt die Fähigkeit an, den Standpunkt seines Gegenübers einzunehmen und aus dieser Position heraus allein mit Worten die Einstellung seines Kontrahenten zu ändern“, erklärt Höhne. Zeigt aber diese Taktik keinen Erfolg, kommen als letztes Mittel physische Aikido-Techniken zum Einsatz.

Dabei wird ein körperlicher Angriff des Aggressors nicht blockiert oder abgewehrt, sondern vielmehr versucht, den Gegner ins Leere laufen zu lassen und die von ihm eingesetzte Energie wieder auf ihn zurück zu führen. Und während ihm dabei die Sinnlosigkeit seiner Aktion vor Augen geführt wird, wirken die des Aikidoka angewandten fließenden Bewegungen sowohl entspannend als auch beruhigend auf beide Kontrahenten aus.

Höhne hat Aikido Ende der 1980er-Jahre. kennengelernt. „Als draufgängerischer Jungspund habe ich damals den Sinn von Aikido allerdings nicht gleich erkannt und bin über Karate zum Ninjutsu, der Kampfkunst der Ninjas, gelangt“, erinnert sich Höhne. Dort lernte der Reinbeker allerdings Techniken kennen, die nicht seinem Naturell entsprachen. „Ninjutsu setzt zur Lösung eines Konflikts auf die physische Auseinandersetzung, weist aber viele Parallelen zum Aikido auf. Schnell wurde mir bewusst, dass Nachgeben kein Ausdruck von Schwäche ist“, sagte Höhne. Reumütig kehrte er zu seinem ehemaligen Trainer Wolfgang Beckmann, aktuell ebenfalls Träger des fünften Dan und Abteilungsleiter der Reinbeker Aikidosparte, zurück.

Rüdiger Höhne lebte sechs Monate in einem japanischen Dojo

Aikido wurde fortan zu einem wichtigen Bestandteil in Höhnes Leben. Mitte der 1990er-Jahre war er für ein halbes Jahr in Tokio (Japan) Gast des Kobayashi Aikido Dojos, lebte und schlief dort. Ehefrau Janina, Trägerin des dritten Dan, lernte er ebenfalls über die fernöstliche Kampfkunst kennen, während die Doppelnamen der Söhne Christopher Akito (der Lichttragende) und des dreijährigen Julius Takuma (Kraft der alten Seele) in ihrer Bedeutung die Affinität der Eltern zu Japan widerspiegeln.