VfL- Fußballer Birger Broening absolvierte ein Praktikum in der englischen Premier League. Berufsziel ist ein Manager-Job in einem Bundesligaverein

Bad Oldesloe. An seinen ersten Arbeitstag beim englischen Fußball-Premier-League-Club FC Everton erinnert sich Birger Broening noch ganz genau. Um auch ja pünktlich zu erscheinen, verlässt der 24 Jahre alte Schlamersdorfer (Gemeinde Travenbrück) eher als nötig seine an der Liverpooler Anfield Road gelegene Wohngemeinschaft und steigt an einer nahe gelegenen Haltestelle in den Bus.

Damit der Fußballer des VfL Oldesloe den richtigen Ausstieg nicht verpasst, bittet er den Fahrer, ihn rechtzeitig auf die direkt am Stadion gelegene Station aufmerksam zu machen. Die kurze Fahrt führt zunächst entlang des Stanley Parks vorbei an der Spielstätte des großen Ortsrivalen FC Liverpool, ehe Broening vis-à-vis der 45 Hektar großen Grünanlage ein weiteres Monstrum aus Beton und Stahl mitten in einem Wohngebiet aus dem Boden ragen sieht.

„Goodison Park“, schreit der Busfahrer plötzlich so laut quer durch das öffentliche Verkehrsmittel, als wolle jeden Mitreisenden unsanft aus seinen Träumen reißen. Während Broening aussteigt, nimmt er mitleidige Blicke der anderen Fahrgäste wahr. „Anscheinend kommt es in Liverpool einer Schande gleich, nicht zu wissen, wo das Stadion des FC Everton liegt“, sagt der 24-Jährige.

Bereit, sein dreimonatiges Praktikum anzutreten, betritt Broening die Büroräume des 1878 gegründeten Vereins. Die freundliche Dame am Empfang begrüßt den neuen Mitarbeiter aus dem Land des dreimaligen Weltmeisters und organisiert für ihn zunächst eine Stadionführung.

Später wird der 24-Jährige in seinen eigentlichen Aufgabenbereich eingewiesen. Der Stormarner soll für drei Monate die Betreuung der unterschiedlichen sozialen Projekte übernehmen, die der Verein in Englands zweitgrößter Export-Hafenstadt unterstützt. Broening, der in Hamburg im sechsten Semester Medien-, Sport- und Eventmanagement studiert, knüpfte während seiner Zeit als Zivildienstleistender vor knapp vier Jahren erste Kontakte zum englischen Traditionsverein. In der Oldesloer Tagesstätte tohus, einer Einrichtung für Menschen mit seelischen Erkrankungen, leitete er das Fußballtraining und organisierte Turniere, unter ihnen auch welche mit internationaler Beteiligung.

„Bei einer dieser Veranstaltungen habe ich in München Jonathan Garside kennengelernt, der für den FC Everton eine Mannschaft mit gehandicapten Spielern betreute“, erinnert sich Broening. Die Chemie zwischen beiden stimmte von Beginn an. So war es nicht verwunderlich, dass Garside ihm beim FC Everton einen Praktikumsplatz verschaffte – Broening Traumberuf ist schließlich ein Managerposten bei einem Bundesligaverein.

Eine 16 Mann starke Delegation des VfL Oldesloe sah in dem Auslandsaufenthalt ihres defensiven Mittelfeldspielers eine willkommene Gelegenheit, Liverpool ebenfalls einen Besuch abzustatten. „Ich habe die Jungs in Manchester vom Flughafen abgeholt und während der Zugfahrt mit einigen Verhaltensregeln bekannt gemacht“, erzählt Broening. So sei entgegen deutscher Gepflogenheiten Alkohol auf der Straße ebenso verboten wie das achtlose Entsorgen von Zigarettenkippen.

„Für beide Vergehen kann man mit einem Bußgeld von bis zu 500 Pfund bestraft werden“, sagt Broening. Für jeden seiner Mannschaftskollegen konnte er ein Ticket für die Premier-League-Partie FC Everton gegen Norwich City ergattern. „Fußball in England hat einen anderen Stellenwert als in Deutschland. Das muss man selbst erlebt haben“, sagt der 24-Jährige und führt als Beispiel die unmittelbare Nähe der Zuschauer zum Spielfeld an.

„Nach dem Unglücksspiel im Hillsborough-Stadion von Sheffield vor 25 Jahren, bei dem 96 Anhänger des FC Liverpool am unteren Rand eines überfüllten Blocks gegen den Zaun und zu Tode gedrückt worden sind, haben alle Vereine in England die Gitter abmontiert“, berichtet der Stormarner. „Zuschauer und Spielfeld sind jetzt meist nur durch eine rund 60 Zentimeter hohe Bande getrennt und dennoch ist es aufgrund des strengen Ehrenkodexes im englischen Fußball unvorstellbar, dass Anhänger eines Vereins den Platz stürmen“, so Broening.

Nach einer Heimpartie seines FC Everton gegen Tottenham Hotspurs fing er den ehemaligen deutschen Nationalspieler Lewis Holtby vor der Gästekabine ab. „Ein sehr aufgeschlossener Spieler, der mir einiges über seine Erfahrungen in der Premier League erzählt hat“, sagte der Stormarner. Broening, der im Alter von drei Jahren beim VfL Oldesloe das Fußballspielen erlernte, wurde eigentlich in Berlin geboren. In Liverpool, der Heimatstadt der Beatles, hat er jedoch ab und an in Bezug auf seine Herkunft ein wenig geflunkert. „Immer wenn ich erwähnt habe, dass ich aus Hamburg komme, war das Eis etwas schneller gebrochen“, gibt Broening zu. „Mehr als einmal bekam ich zu hören: ,You’re from Hamburg, that’s great. That’s the place, where the story of the Beatles started.‘“