Regionalligafußballer unterliegen den Bremern in Unterzahl mit 0:3. Torhüter Fynn Berndt gibt nach Platzverweis gegen Julian Barkmann sein Regionalligadebüt

Steinburg. Eine Viertelstunde währte die Hoffnung des SV Eichede, die sportliche Talfahrt ausgerechnet gegen so einen starken Gegner wie den Tabellenzweiten SV Werder Bremen II zu beenden. Dann foulte Torwart Julian Barkmann im eigenen Strafraum den Bremer Aleksandar Stevanovic, sah dafür die Rote Karte und Florian Bruns verwandelte den fälligen Strafstoß zur Gästeführung. Fortan ging es für die Stormarner Regionalligafußballer eigentlich nur noch darum, die Anzahl der weiteren Gegentore gering zu halten. Am Ende zeigten sich das Tabellenschlusslicht zufrieden mit dem 0:3 (0:1)-Endstand. „Wir haben uns auch und insbesondere in Unterzahl hervorragend verkauft“, sagte Trainer Oliver Zapel.

Zufrieden zu sein mit einer nicht allzu hohen Niederlage gegen eine mit Profis gespickte Bundesligareserve und vor den Hintergrund eines bitteren Platzverweises in der Anfangsphase ist keine Schande für einen Dorfverein – und doch bezeichnend für die Verfassung des Aufsteigers und seine Restchancen im Kampf gegen den Abstieg. Man wird auch in die restlichen fünf Saisonspiele als Außenseiter gehen und wird in diesen laut Zapel „echten Wochen der Wahrheit“ bestimmt fünfmal alles in die Waagschale werfen. Doch dass das reicht, um die sieben Punkte vor den Steinburgern liegenden VfR Neumünster und SV Wilhelmshaven noch einzuholen, ist nahezu auszuschließen. Das höchste der Gefühle wäre der vorletzte Tabellenplatz (der Vorsprung des SC Victoria beträgt lediglich zwei Punkte), der nur unter von den Eichedern nicht zu beeinflussenden Umständen (Holstein Kiel bleibt in der Dritten Liga, der Regionalliga-Nord-Meister setzt sich in der Aufstiegsrunde durch und Wilhelmshaven wird vom Verband als sportlicher Absteiger eingestuft) zum Klassenerhalt reichen würde.

Mit der ungestümen Aktion Barkmanns wurde nicht nur die frühe Entscheidung gefällt, sondern auch das nächste Kapitel in der Never-Ending-Story um die Torhüter aufgeschlagen. Fynn Berndt kam dadurch zu seinem Regionalligadebüt, er ist der vierte SVE-Keeper, der in dieser Saison spielte. „Ich hätte mir meinen ersten Einsatz anders vorgestellt“, sagte der 25-Jährige, der in der Rückrunde der Aufstiegssaison in der Schleswig-Holstein-Liga so etwas wie eine feste Nummer eins gewesen war. „Für Julian Barkmann war das extrem schade. Die Elfmeterentscheidung war korrekt, die Rote Karte aber unverhältnismäßig.“

Berndt ahnte in seiner ersten Aktion die Ecke, war beim Elfmeter des ehemaligen St.-Pauli-Profis Florian Bruns (74 Erstligaspiele für die Hamburger und den SC Freiburg) dennoch ohne Chance. Beim 0:2 in der 50. Minute durch Martin Kobylanski (acht Saisonspiele für Bremens Bundesligamannschaft) machte er im Moment des Schusses einen Schritt in die falsche Richtung und kam deswegen nicht an den Ball. Wiederum gänzlich machtlos war Berndt beim 0:3 (ebenfalls durch Kobylanski, 78. Minute). Vorher war der ballführende Kapitän Jan-Ole Rienhoff ausgerutscht und hatte dadurch unfreiwillig aufgelegt.

Fabian Lucassen (immerhin 18 Saisonspiele) stand nach zuletzt nicht restlos überzeugenden Auftritten gegen Goslar (4:5) und Norderstedt (1:4) gegen Bremen nicht einmal im Kader. Gut möglich, dass seine Zeit als aktiver Keeper des SVE bald abgelaufen ist. Vereinspräsident Olaf Gehrken sagte: „Er ist ein Kandidat für die Nachfolge von Torwarttrainer Frank-Andree Balz.“ Balz werde wegen einer Knieverletzung einige Zeit ausfallen, allerdings in anderer Funktion weiter für den SVE tätig sein, so Gehrken. Tom Pöhls (zwei Saisonspiele) wird den Verein wohl verlassen. Berndt und Barkmann besitzen dagegen langfristige Verträge. Auf die Frage, ob er davon ausgehe, am kommenden Sonntag gegen Schwarz-Weiß Rehden das Tor hüten zu dürfen, antwortete Berndt bewusst professionell im Zapel-Duktus: „Ich gehe davon aus, dass bis dahin vier Trainingseinheiten vor uns liegen.“

Nach der durch den Platzverweis erzwungenen Auswechslung eines Offensivspielers – es traf Mittelstürmer Haris Huseni – fehlte es dem SVE in vorderster Front schlichtweg an Quantität, um das Tor der Gäste ernsthaft zu gefährden. „Wir haben selbst nach dem 0:3 weiter nach vorne gespielt und hätten wenigstens ein Tor verdient gehabt“, lobte Zapel zwar zurecht die unermüdlichen Bemühungen seiner Schützlinge. Doch wann immer sich die nun einzige Spitze Fousseni Alassani oder der vor allem defensiv stark verbesserte Nico Fischer durchsetzten, fehlte es an Anspielstationen. Die noch beste Gelegenheit vergab André Kossowski in der 82. Minute.

SV Eichede: Barkmann – J. Marschner, Jan-Ole Rienhoff, M. Hinkelmann – Fischer, Heidenreich, Maltzahn (56. Abou Khalil), Baloki (71. Seiler), Kossowski – Alassani, Huseni (15. Berndt).