Stormarner Regionalligafußballer verlieren gegen Goslarer SC nach zweimaliger Führung mit 4:5. Schlusslicht ist zum 17. Mal hintereinander sieglos

Steinburg. Simon Koops zog sich vor Entsetzen das Trikot über das Gesicht, Torschütze Flodyn Baloki schleuderte eine Wasserflasche auf den Rasen, Routinier Malte Buchholz stand einsam und gebeugt am Strafraum und Oliver Zapel wortlos vor seiner Trainerbank – überall war nach dem denkwürdigen wie bitteren 4:5 (1:2) gegen den Goslarer SC neben Enttäuschung und Wut vor allem eins auszumachen: Ratlosigkeit. Die Fußballer des SV Eichede haben im Abstiegskampf der Regionalliga Nord den nächsten schweren Rückschlag hinnehmen müssen und schienen sich zu fragen: Warum?

Es herrschte Ratlosigkeit darüber, wie viel man denn noch investieren muss, um endlich mal belohnt zu werden. Belohnt zu werden für einen leidenschaftlichen Auftritt, tolle Offensivszenen und für eine zweifache Führung. Einig waren sich alle Beteiligten nur in einem Punkt: Mit so einer Defensivleistung steigt man ab.

Was trotz aller Unerfahrenheit in der Hinrunde noch die Ausnahme war, zieht sich nun wie ein kilometerlanger roter Faden durch das Jahr 2014: Nach 90 Minuten haben sich die Stormarner immer mindestens einen Fehler zu viel erlaubt. Dabei scheint es momentan egal zu sein, ob sie sich nun von Spielbeginn an hauptsächlich auf das Verteidigen verlegen wie vor einer Woche gegen den FC St. Pauli II (0:2) oder wie gegen Goslar ihr Heil in der Offensive suchen. Das unglaubliche Eigentor von Jan-Ole Rienhoff zum zwischenzeitlichen 1:2 – der Kapitän traf Sekunden vor der Halbzeit von der Strafraumlinie genau unter die eigene Latte – war dabei noch nicht einmal der Höhepunkt der Eicheder Unzulänglichkeiten. Zapel: „Das wurde teilweise noch getoppt.“

So standen bei den entscheidenden Gegentreffern zum 4:4 und 4:5 erst der Ex-Eicheder Nils Pichinot (74. Minute) und dann Turkan Hajdari (86.) fünf Meter vor dem Tor völlig frei und zerstörten gnaden- und mühelos alles, was der SVE vorher Stück für Stück aufgebaut hatte. „Das Spiel muss man gesehen haben – und selbst dann versteht man es nicht“, sagte Zapel.

Er habe gewusst, dass es ein Ritt auf der Rasierklinge werden würde, gestand der Coach mit Blick auf die taktische Aufstellung. Das neuerliche Spektakel im Ernst-Wagener-Stadion war ein Stück weit kalkuliert gewesen. Mit einem 3-5-2-System mit Torge Maltzahn als offensiven Mittelfeldspieler hinter den Spitzen wollte der Gastgeber den Tabellendritten überrumpeln und spielte gegen den klaren Favoriten zu jeder Zeit auf Sieg. Nach sieben Minuten setzte sich der bärenstarke Fousseni Alassani gegen mehrere Gegenspieler durch und erzwang das Eigentor des Goslarers Stefan Thelen. Nach dem Ausgleich in der 34. Minute durch den ehemaligen Rostocker Kevin Pannewitz (37 Zweitligaspiele) und Rienhoffs Unglückstreffer bereitete Alassani das 2:2 durch den eingewechselten Abdel Abou Khalil glänzend vor (52.). Die Treffer fielen nun fast im Minutentakt. Kevin Kahlert brachte die Gäste erneut in Front (55.), Alassani verwandelte einen von Abou Khalil herausgeholten Foulelfmeter (57.) und Flodyn Baloki schoss das umjubelte 4:3 (65.).

„Danach dachte ich, das Spiel wäre gegessen. Wenn man im eigenen Stadion vier Tore schießt, muss man gewinnen“, sagte Alassani, dessen beste Leistung im Trikot des SVE in der 79. Minute nach einem Sturz auf das Steißbein beendet war. Zuvor hatte Zapel schon Haris Huseni (40., Zerrung) und André Kossowski (53., Nasenbeinbruch) auswechseln müssen.

In der Abwehr hatte Zapel erstmals auf den 18-jährigen Jonathan Marschner gesetzt. Der Innenverteidiger sollte von Buchholz, 30, Rienhoff, 27, und dem ebenfalls neu in die Startelf gerückten Keeper Lucassen, 27, unterstützt werden. Das Ergebnis umschrieb Zapel dann so: „Ich hätte mir gewünscht, dass alle so eine Ruhe ausgestrahlt hätten wie Marschner. Er hat überragend gespielt.“

„Dieses Spiel hätte 4000 Zuschauer mehr verdient gehabt. Mir fehlen ein bisschen die Worte“, sagte selbst Gästetrainer Mario Block nach dem Spektakel vor der Saison-Minuskulisse von 325 Zuschauern.

Am kommenden Sonntag gastiert der SV Eichede beim Mitaufsteiger FC Eintracht Norderstedt. Das Hinspiel war auch ein Spektakel. Endstand: 4:6.

SV Eichede: Lucassen – J. Marschner, Buchholz, Jan-Ole Rienhoff – Fischer, Baloki, Maltzahn, Koops, Kossowski (53. Heidenreich) – Huseni (40. Abou Khalil), Alassani (79. Lechler).