Die Stormarner Fußballer dominieren die Bezirksliga Ost nach Belieben und stehen vor dem Aufstieg. Der Ursprung des Erfolgs liegt drei Jahre zurück

Reinbek. Wenn die Verantwortlichen des FC Voran Ohe darüber sprechen, wer die Garanten des sportlichen Erfolgs sind, wie viel Potenzial in ihrer jungen Fußballmannschaft steckt und welche Chancen das Team in der nächsten Saison hat, dann muss ein Satz regelmäßig eingeschoben werden. „Wir müssen den Aufstieg erst mal perfekt machen“, sagt etwa Teammanager Oliver Schubert einmal, als es darum geht, dass der Stormarner Noch-Bezirksligist so gut spielt wie seit Jahren nicht.

Ernsthafte Zweifel, dass sich die Oher nach drei Jahren aus den Niederungen der Siebten Liga befreien und als Meister in die Hamburger Landesliga aufsteigen, gibt es allerdings schon seit Wochen nicht mehr. Der Tabellenzweite FSV Geesthacht müsste in seinen letzten sechs Saisonspielen acht Punkte aufholen. Doch man redet in Ohe eben nicht gern über ungelegte Eier. Den Aufstieg jetzt angesichts der Tabellensituation zwangsläufig als Ziel auszugeben, fühlt sich schon ungewohnt genug an, nachdem man es sich von Saisonbeginn an über Monate im Windschatten des selbsternannten Favoriten aus Geesthacht gemütlich gemacht hatte. „Damit sind wir wunderbar unbeschwert gefahren“, sagt Trainer Sven Schneppel. Seine Schützlinge besiegten Geesthacht 4:1 und 4:0.

Wenn man sich vor der Saison den Kader des einstigen Oberligisten angeschaut und mit dem ein oder anderen Mannschaftsmitglied gesprochen hat, dann wurde deutlich, dass sich dieser Verein freilich nicht langfristig in der Bezirksliga sieht. Doch das öffentliche Understatement hatte seinen guten Grund. Dass es unter dem ehemaligen Chefcoach Peter Martens trotz guter Leistungen zweimal nur zu Platz drei reichte, lag damals wohl auch an der selbst ausgerufenen Aufstiegs-Pflicht.

Bereits mit Martens leiteten Schubert und Fußballobmann Peter Bahr den großen Umbruch ein. „Wir haben erkannt, dass wir es mit den Jugendlichen versuchen müssen“, so Bahr. Dank des außerordentlich starken 1993er-Jahrgangs mit heutigen Leistungsträgern wie Daniel Walek konnte gemeinsam mit dem neuen Chefcoach Schneppel und Co-Trainer Michael Gronau der Umbruch abgeschlossen werden. Bahr: „Im Vordergrund stand nicht der Aufstieg, sondern eine Mannschaft mit Perspektive aufzubauen“ – es gelang, darauf deutet alles hin, beides.

Die neue Philosophie des FC Voran besteht aber nicht nur daraus, Spieler aus der eigenen A-Jugend hochzuziehen und sich darauf zu verlassen, dass sie zu gestandenen Spielern im Herrenbereich reifen. Aufhorchen ließen die Verantwortlichen mit den sogenannten punktuellen Verstärkungen, genauer: Mit den Verpflichtungen von Agit Aydin und Adrian Voigt. Die beiden jungen Angreifer hatten sich schon höherklassig bewährt. Dabei hätte Aydin, 21, auch zum FC Eintracht Norderstedt (Regionalliga) wechseln und wesentlich mehr Geld verdienen können als in Ohe, wo laut Schneppel „kein Cent Festgehalt“ gezahlt wird. Geld vom Gesamtverein fließt keines in die Liga-Mannschaft. Bahr: „Unser Förderverein sorgt für die finanziellen Rahmenbedingungen.“

Und auch dem 20-Jährigen Voigt standen und stehen Türen zu deutlich stärkeren Clubs offen. „Wenn er sich nicht wohlfühlt, spielt er keinen guten Fußball“, sagt Schubert. „Er weiß, dass er hier mehr Freiheiten hat als jeder andere Spieler.“ Der ehemalige Oststeinbeker zahlt das Vertrauen zurück, mit Toren. 18 Mal hat er bislang getroffen, so oft wie kein anderer Spieler in der Liga. Mehrere Clubs wollen ihn haben. „Aber ich bin mir sicher, dass er bei uns bleibt“, so Schubert.

Die Liste lässt sich beliebig weiterführen. So schlug Maxim Gassmann ein Angebot des angehenden Oberligameisters TuS Dassendorf aus. Anders begründen sich die Sorgen um René Seibert. Der „Sechser“ überlegt, wegen des geringeren Aufwands in der Bezirksliga zu bleiben. Schubert will „alles in Bewegung setzen, dass er bleibt. Er hält den Laden zusammen.“ Schmerzhaft ist der altersbedingte Abgang des Kapitäns Marcel Schmidt. Der 33-Jährige soll aber im Verein gehalten werden, möglicherweise als Mitglied des Trainerstabs.

„Der Mannschaft“, schwärmt Schneppel, „sind keine Grenzen gesetzt. Sie hat bisher maximal 70 Prozent ihrer Entwicklung genommen.“ Und Bahr fügt an: „Wenn Leute wie Gassmann, Walek und Voigt bleiben, mache ich mir überhaupt keine Sorgen.“ Er meint damit, dass sich die Oher problemlos in der Landesliga halten werden. Aber erst mal muss natürlich der Aufstieg perfekt gemacht werden. Heute ist der Hamm United FC II zu Gast am Amselstieg (19.30 Uhr). „Und das“, beeilt sich Schubert zu sagen, „wird schwer genug.“