Das Abendblatt begleitete die Handballer und ihre Anhänger auf der Bustour zum Kreisklassen-Spitzenspiel beim Tabellenzweiten

Trittau/Lütjensee. Auch wenn den Handballmännern der GHG Hahnheide der Aufstieg in die nächst höhere Spielklasse (Kreisliga) sicher ist, der Meisterschafts-Sekt bleibt vorerst gut temperiert, aber ungeöffnet im Kühlschrank stehen.

Frank Schünemann spricht vor dem Saisonfinale der Kreisklasse A am Sonnabend, 5. April, der Hahnheider Anhängerschaft förmlich aus der Seele, wenn er den Ausgang der Begegnung gegen die fünfte Mannschaft der HSG Tills Löwen von vornherein als klare Angelegenheit sieht. „Von einem Gegner, den unsere zweite Mannschaft kürzlich mit 40:22 aus der Halle gefegt hat, lassen wir uns die Tabellenführung sicherlich nicht mehr nehmen“, sagt Hahnheides Vereinschef. Allerdings: Auch beim Tabellenzweiten TSG Wittenburg sahen sich die Stormarner in der Favoritenrolle – und unterlagen 29:31 (15:15).

Rückblende, 16.40 Uhr: Busbahnhof Trittau, Großenseer Straße. Zwei Reisebusse mit Ziel Mecklenburg-Vorpommern füllen sich nach und nach mit Spielern, Angehörigen und Anhängern der GHG. Mittendrin die Hahnheider Frauenmannschaft, deren Partie bei der SG Malente/DG (19:29) mit Genehmigung vom Handballverband Schleswig-Holstein um einen Tag verlegt wurde. „Mehr als 100 Fans werden unser Team in Wittenburg lautstark unterstützen“, sagt Pascal Brückner stolz. Aus einer Laune heraus hatte der 26-Jährige gemeinsam mit Schünemann die für eine untere Spielklasse eher ungewöhnlich große Unterstützung organisiert. „Im Hinspiel sind die Wittenburger und Anhang mit einem Bus angerückt“, so Brückner. Schnell stand für ihn fest: „Was die können, können wir auch – nur besser.“

Mit im Gepäck: Vier Trommeln, ein selbstgebautes Blasinstrument, drei Signalhörner sowie weitere Utensilien, die viel Lärm versprechen. Ebenfalls an Bord: 20 Kästen Bier, zwei Kisten Sekt und zehn Kisten Softdrinks für die angedachte Meisterschaftsfeier.

Pünktlich um 16.45 Uhr starten beide Busse in Richtung Osten. Coach Christian Hinsenkamp rät seinen Spielern: „Entspannt euch, Anpfiff ist erst in knapp zwei Stunden.“ Er kennt das Trainergeschäft seit mehr als 20 Jahren. Und wagte vergangenes Jahr in der Kreisklasse einen Neuanfang: Zu Beginn der Saison wechselte er vom SV Großhansdorf nach Hahnheide. „Ich bin stolz, dass das gesamte Großhansdorfer Team sowie die komplette A-Jugend den Schritt mit mir gemacht haben“, sagt der 42-Jährige.

Nach knapp 40 Kilometern, Höhe Raststätte Schaalsee, fordern einige Businsassen eine Pause. Während die einen den Gang zur Toilette antreten, vertreiben sich andere mit Schlachtgesängen die Zeit. „Und das war nur die Zweite.....ooooh......ooooh.“ halt es mehrstimmig über den Rastplatz. Eine Anspielung an den 36:25-Erfolg der zweiten Hahnheider Mannschaft vor knapp zwei Wochen gegen die TSG Wittenburg. Der Fahrer drängt auf Weiterfahrt, aber von Daniela und dem sechsjährigen Bennet Schiemann fehlt jede Spur. Ehemann und Vater Björn Schiemann hat eine Eingebung und sprintet zur Toilette, um beide zur zeitnahen Rückkehr anzutreiben. Wenige hundert Meter hinter der Raststätte wird der Busfahrer informiert, dass sein Kollege im ersten Fahrzeug die Spielstätte bereits erreicht hat. Als Spieler, Betreuer und der Trainer ebenfalls eintreffen, verlassen sie unter tosendem Beifall das Fahrzeug.

Während Hahnheides Anhang sich kurz vor Spielbeginn mit eingeübten Gesängen in der Halle lautstark Respekt verschafft, bittet Coach Hinsenkamp seine Mannschaft noch einmal in die Kabine, um seine Spieler auf die Partie des Jahres einzuschwören.

17.40 Uhr: Das Spektakel beginnt. Begleitet von harten Beats ruft Wittenburgs Hallensprecher zuerst die Gästespieler einzeln in die Halle. Als der erste Wittenburger vor den überfüllten Rängen erscheint, beginnt die Stimmung überzukochen. Knapp 300 Zuschauer feuern frenetisch, aber fair, ihr jeweils favorisiertes Team an.

In einem packenden Duell zweier Mannschaften auf Augenhöhe kassieren die Stormarner ihre erste Saisonniederlage. Was der guten Stimmung nicht schadet: Schnell haben die Stormarner einen neuen Schlachtgesang parat: „Mit der Zweiten wär das nicht passiert .....ooooh.....ooooh.“

„Es war eine Qual, untätig auf der Zuschauertribüne zu sitzen", sagt Ulf Tolle von der Zweiten. Mit zehn Treffern entschied der 36-Jährige das Hinspiel praktisch im Alleingang. Das Regelwerk unterbindet allerdings einen weiteren Einsatz in der Ersten an einem der beiden letzten Spieltage.

„Zu Hause in Hüttenberg glaubt mir kein Mensch, was hier bei der GHG in der untersten Spielklasse abgeht“, sagt der bundesligaerfahrene Thomas Heilmann. Schwiegervater Heinz-Rolf Merschrod, großer Anhänger des Zweitligisten TV Hüttenberg, reiste extra aus Hessen an. „Auch er schüttelte nur ungläubig mit dem Kopf“, sagt der 38 Jahre alte Ammersbeker. „Ich werde das Gefühl nicht los, dass sich bei der GHG Hahnheide etwas Großes entwickelt.“

Hahnheides Vorsitzender hat konkrete Ziele vor Augen. Schünemann: „In den kommenden zwei bis drei Jahren wollen wir mit den Frauen in die Schleswig-Holstein-Liga aufsteigen, mit den Männern uns für die dann neu eingeführte Regionsliga qualifizieren.“