Das Abendblatt stellt die Kandidaten für die Wahl zum Stormarner Sportler des Jahres 2013 vor. Heute: Pauline Arndt vom SV Preußen Reinfeld

Reinfeld. Pauline Arndt fiebert ihrem ersten großen Leichtathletik-Wettkampf auf amerikanischem Boden entgegen – den State Championships der Universitäten und Highschools des US-Bundesstaates Georgia. Diese werden Ende April ausgetragen.

Seit knapp sechs Monaten besucht die 16 Jahre alte Reinfelderin die Miller Grove Highschool. Sie wohnt in der knapp 20.000 Einwohner zählenden Kleinstadt Decatur bei der schwarzen Familie Pollock. Die Pollocks haben eine Tochter gleichen Alters. „Mit Olivia habe ich mich von der ersten Minute an hervorragend verstanden. Ich bin sehr herzlich aufgenommen worden. Die ganze Familie unterstützt mich, wo sie kann“, erzählt die Leichtathletin vom SV Preußen Reinfeld.

Rund 1500 Schüler besuchen die Miller Grove Highschool. Pauline ist eine von wenigen Weißen an der Schule. „Ich lerne sehr viel amerikanische Geschichte, insbesondere über die Zeit der Sklaverei und den Weg zur Gleichberechtigung“, sagt Pauline. „Aber leider muss ich feststellen, dass in Amerika Schwarze und Weiße in vielen Bereichen immer noch nicht gleichberechtigt sind.“

Die Nominierung zur Wahl zu Stormarns Sportlerin des Jahres 2013 hat Pauline mit Freude aufgenommen. „Ich fühle mich geehrt und weiß, dass allein die Nominierung für mich eine große Auszeichnung ist“, sagt sie. 2013 war ihr sportlich bisher erfolgreichstes Jahr: Gleich zweimal sicherte sie sich bei den norddeutschen U-18-Meisterschaften die Goldmedaille.

Im Weitsprung-Wettbewerb setzte sie sich mit neuer persönlicher Bestleistung (5,80 Meter) durch. Das zweite goldene Edelmetall gewann Pauline über 200 Meter. In 24,91 Sekunden konnte sie wiederum ihre persönliche Bestmarke unterbieten. Über 100 Meter überquerte sie zudem in 12,34 Sekunden als Zweitplatzierte die Ziellinie.

Zuvor präsentierte sie sich bereits bei den U-20-Landesmeisterschaften in Hamburg in Bestform. Ein gültiger fünfter Versuch im Weitsprung über 5,54 Meter bescherte ihr den ersten Titel der Saison. Zur großen Freude ihres Vaters Michael Arndt, der seit mehr als sechs Jahren gleichzeitig ihr Trainer ist.

Vier- bis fünfmal die Woche trainierte Pauline im vergangenen Jahr unter seinen wachsamen Augen auf der Wettkampfanlage des SV Preußen Reinfeld. Nach den Übungseinheiten basteln Vater und Tochter üblicherweise gemeinsam an technischen Abläufen. Der 45 Jahre alte Softwareentwickler gibt entsprechende Tipps. Mit Erfolg: Auf Rat ihres Vaters änderte die 16-Jährige ihre Anlauftechnik. „Früher bin ich mit weit nach vorn gebeugtem Oberkörper angelaufen. Jetzt versuche ich, schon kurz nach dem Start in eine fast aufrechte Haltung zu kommen.“

Vater und Tochter beim gemeinsamen Training – kann das auf Dauer gutgehen? „Ein klares Ja. Der intensive Kontakt hat uns eher noch mehr zusammengeschweißt“, sagt Pauline. „Natürlich sind wir nicht immer einer Meinung, aber schlechte Stimmung löst sich immer schnell wieder in Luft auf.“

Zurück in die USA: Sport ist an der Miller Grove Highschool ein wichtiges Thema. Bei den Jungen dominiert Basketball, bei den Mädchen liegt derzeit die Leichtathletik im Trend. Im vergangenen Jahr stellte die Lehranstalt das drittbeste Mädchenteam bei den State Championships.

Pauline gibt sich kämpferisch: „Wir als Mannschaft haben uns fest vorgenommen, noch eine Schippe draufzulegen und diesem Jahr unter die ersten zwei Schulen zu kommen“, sagt sie. Ihr Training hat sie nicht nur auf den Weitsprungwettbewerb, sondern auch auf den Hürdenlauf ausgerichtet. Eric Keddo, ein jamaikanischer Hürdenspezialist, ist ihr Trainer.

Mutter Christina ist begeistert. Sie sagt: „Toll, dass Pauline diese Chance wahrgenommen hat. Ein Auslandsaufenthalt ist immer bereichernd – nicht nur in Bezug auf ihre schulische und sportliche Entwicklung. Aber langsam wird es auch Zeit, dass Pauline wieder nach Hause kommt.“ Einige Wochen muss Christina Arndt sich noch in Geduld üben. Erst Anfang Juni kehrt ihre Tochter zurück nach Stormarn.

Für ihr späteres Berufsleben hat die 16-Jährige konkrete Pläne geschmiedet. „Ich möchte Lehrerin werden. Ich arbeite gern mit Kindern und kann mir nicht vorstellen, den ganzen Tag nur im Büro zu sitzen“, sagt Pauline, die gern Fächer wie Mathematik, Erdkunde und Sport unterrichten möchte. Im Umgang mit Kindern ist sie bestens erprobt: In ihrem Heimatverein leitete sie bereits eine kleine Leichtathletik-Trainingsgruppe für Kinder im Alter von sieben bis zehn Jahren.

Ihre sportlichen Ziele für 2014 hat Pauline fest im Blick. Sie sagt: „Die Qualifikation für die norddeutschen und die nationalen Meisterschaften hat für mich höchste Priorität.“