Handballfrauen siegen gegen Tabellenvorletzten 26:25. Trainer kann mentale Schwächen im Team nicht erklären

Reinfeld. Knapp zweieinhalb Minuten vor Spielende begann bei Detfred Dörling das große Zittern – das nicht zum ersten Mal in dieser Saison. Der Coach der Handballfrauen der HSG Reinfeld/Hamberge sah seine Mannschaft wieder einmal im letzten Moment um die Früchte ihrer zuvor geleisteten Arbeit gebracht.

Grund der Besorgnis: Ein unkonzentriertes Zuspiel von Lena Powierski fand bei eigener 25:23-Führung nur den Weg ins Seitenaus, brachte somit die zweite Mannschaft der SG Tarp-Wanderup unnötiger Weise in Ballbesitz. Die Gäste ließen sich die Chance nicht nehmen und verkürzten den Rückstand eiskalt auf einen Zähler.

Und dennoch: Dörling konnte kurz darauf durchatmen. Mit hauchdünnem 26:25 (16:12)-Erfolg behielten seine Reinfelderinnen die Oberhand. Weshalb der Tabellendritte der Schleswig-Holstein-Liga selbst gegen eine Mannschaft wie die abstiegsbedrohten Tarpenerinnen bis zur letzten Sekunde für Spannung sorgt, kann Reinfelds Coach nicht erklären. „Immer wieder geraten wir in Phasen, in denen wir unkonzentriert agieren und komplett verunsichert wirken – das meist ohne erkennbaren Grund“, sagt Dörling.

„Zu Beginn der zweiten Halbzeit lagen wir 17:12 in Führung. Spätestens da hätten wir den Sack zumachen müssen“, sagt Anna-Lena Tetzlaff. „Immer wieder sind es individuelle Fehler von uns, die den Gegner aufbauen und wieder ins Spiel bringen.“ Die 30Jahre alte Lübeckerin wechselte zu Saisonbeginn von der HSG Holstein Kiel/Kronshagen nach Reinfeld und verfügt als Rückraumspielerin über mehrere Jahre Oberliga-Erfahrung.

Beruflich hat Tetzlaff sich ebenfalls für eine Veränderung entschieden: Anfang April übernimmt sie in Lübeck bei einem großen Anbieter von Medizin- und Sicherheitstechnik den Job als Controllerin. Den vor Beginn der Spielzeit als Ziel erklärten Oberligaaufstieg hat auch sie abgehakt. „Wir bringen uns derzeit durch eigenes Versagen zu häufig um den verdienten Lohn“, sagt Tetzlaff. „In der Mannschaft steckt aber so viel Potenzial, um den Aufstieg in der kommenden Spielzeit zu realisieren.“

Dörling plagten zum Jahresauftakt Personalsorgen: Außenspielerin Lara Zube zog sich nach bereits auskurierter Schulterverletzung im Vorbereitungsspiel gegen das Hamburg-Liga-Team der SG Hamburg-Nord (27:25) erneut eine Verletzung zu – diesmal an der anderen Schulter. Da auch die ebenfalls angeschlagene Svenja Tonding nicht zur Verfügung stand, musste Reinfelds Coach sich nach einer Alternative auf der Außenbahn umsehen. „Ich habe Sina Rostek aus dem Rückraum abgezogen und auf die Außenposition gestellt“, sagt Dörling. Mit durchwachsenem Erfolg: Dem Neuzugang von der TSG Tills Löwen gelangen auf der ungewohnten Position lediglich zwei Treffer. Beste Werferin war Powierski mit sechs Treffern, fünf davon vom Siebenmeterpunkt aus.

Auch wenn die Reinfelderinnen in der Liga kein konkretes Ziele mehr vor Augen haben, im Landespokal-Wettbewerb warten im Final Four hochkarätige Gegner auf den einzigen Vertreter der Schleswig-Holstein-Liga. In knapp zwei Monaten trifft das Team von Dörling in Altenholz am Sonnabend, 8.März (16Uhr), in der ersten Halbfinal-Paarung auf die eine Klasse höher spielenden Handballfrauen der HSG Holstein Kiel/Kronshagen (Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein). Zwei Stunden später ermitteln der SV Henstedt-Ulzburg (Dritte Liga) und der TSV Lindewitt (Landesliga) den zweiten Endspielteilnehmer. Das Finale wie auch das Spiel um Platz drei wird tags darauf ausgetragen

In der Liga geht die Reinfelder Spielgemeinschaft am kommenden Sonnabend, 18.Januar, bei der in der Tabelle auf Rang sieben liegenden HSG Hohn/Elsdorf wieder auf Torejagd. „Zwei Punkte sind Pflicht, denn Dank unseres Athletiktrainers Lars Woisin und unserer Physiotherapeutin Kathleen Litfil ist die Mannschaft von der Physis her topfit“, sagt Dörling. „Wenn dies auch im mentalen Bereich der Fall wäre, hätte ich die Mannschaft jetzt dort, wo ich sie haben will.“

Die weiteren Tore für die HSG Reinfeld/Hamberge erzielten: Lina Tonding (4), Rika Tonding (3), Laura Beth (3/2), Sandra Bernert, Janine Sachse, Kerstin Albrecht (je 2), Jessica Fuhlbrügge, Maike Waldeck (je 1).