Das Hamburger Abendblatt stellt die Kandidaten für die Wahl zu Stormarns Mannschaft des Jahres 2013 vor. Heute: Die Fußballer des SV Eichede

Steinburg. 2013 war für den SV Eichede ein Jahr voller emotionaler Erlebnisse, voller Erfolge, voller nie dagewesener Momente – fast zu voll, wenn es nach Olaf Gehrken geht. „Die Ereignisse hätte ich gern auf fünf Jahre verteilt, damit man sie mehr genießen kann“, sagt der Vereinsvorsitzende mit Blick auf das historische Jahr des Fußballclubs. „Man muss aufpassen, dass man nichts vergisst.“ Nur einige Höhepunkte des Jahres, die zugleich Höhepunkte der Vereinsgeschichte markieren: Meistertitel in der Schleswig-Holstein-Liga. Aufstieg in die Regionalliga Nord. Drei Siege hintereinander gegen die Reserveteams von Hannover96, FC St. Pauli und Hamburger SV.

Perfekt war der große Triumph am 8. Juni. Vor der Rekordkulisse von 1800 Zuschauern im heimischen Ernst-Wagener-Stadion bezwangen die Steinburger im letzten Spiel der Aufstiegsrunde Eintracht Norderstedt mit 2:0. Ende Mai hatte der SVE bereits die Meisterschaft in der Fünften Liga unter Dach und Fach gebracht, die Feierlichkeiten angesichts der drei anstehenden entscheidenden Partien gegen den Brinkumer SV, Lupo Martini Wolfsburg und Norderstedt aber vertagt. Anderthalb Wochen später reckte Kapitän Jan-Ole Rienhoff die Trophäe in die Eicheder Landluft.

Auch die zweite Mannschaft steigt als Meister auf

Als emotionalstes Ereignis des Jahres bezeichnet Gehrken mit dem Meistertitel der zweiten Mannschaft in der Verbandsliga einen Erfolg, der sportlich gar nicht die größte Relevanz hatte. „Es war die ganze Vorgeschichte“, so Gehrken. Wegen eines Formfehlers des Vereins wurde dem SVE II in der Schlussphase der Saison der Sieg gegen den WSV Tangstedt aberkannt. Am letzten Spieltag mussten die Stormarner auf einen Patzer des Oldenburger SV hoffen – und sprangen dank des 1:1 der Niedersachsen und des eigenen 7:0-Kantersieges gegen Büchen-Siebeneichen doch noch auf Platz eins und ersetzten zur neuen Saison die eigene „Erste“ in der Schleswig-Holstein-Liga.

Trainer Oliver Zapel schließt sich Gehrken an, wenn er sagt, „dass man diese ganzen Erfolge normalerweise niemals so geballt erlebt“. So brauchte der Coach in der Schlussphase der Norderstedt-Partie auch etwas länger mit der Verarbeitung der Saison. „Ich habe versucht, alles noch mal zu rekapitulieren. Als der Abpfiff kam, war ich noch nicht ganz fertig.“

Es war vor allem der unbändige Schlussspurt im letzten Saisonviertel, mit dem sich die Stormarner den Meistertitel sicherten. Aus den letzten acht Spielen holten sie 22 von 24 möglichen Punkten bei einem Torverhältnis von 36:7. Der Rückstand auf den lange souveränen Tabellenführer Holstein Kiel II hatte während der Saison schon zwölf Punkte betragen. Als einen Knackpunkt sieht Gehrken dann das hochklassige Spiel gegen die Kieler im März an, das 0:0 endete. „Danach haben wir gesagt, dass wir noch Meister werden können.“ Auch Zapel bewertet das torlose Unentschieden in der Landeshauptstadt rückblickend als „sehr wichtig“. „Gegen so ein starkes Team von Regionalligaformat mitzuhalten, hat der Mannschaft gezeigt, dass es nicht nur Phrasen waren, was ich ihnen immer um die Ohren geknallt habe. Dass wir es schaffen können.“

Als die größte Stärke seiner Schützlinge benennt Zapel die Leidenschaft und Leidensfähigkeit und die „hohe Qualität im Training. Die Jungs sind unglaublich wissbegierig.“ Der Coach selbst hatte unter anderem mit dem Bootcamp vor Saisonbeginn den Trainingsaufwand deutlich angehoben.

Nach all den Erfolgen, Feiern und der Sommerpause machte sich jedoch schnell eine Art Katerstimmung breit im von nun an kleinsten Dorf der Vierten Liga. „Als wir im Testspiel gegen den SSC Hagen Ahrensburg verloren haben, sind selbst eingefleischte SVE-Fans kopfschüttelnd gegangen“, erinnert sich Zapel – „und dann kam noch das Pokalspiel". Im Landespokalwettbewerb, für den sich die Steinburger durch den Kreispokalsieg qualifiziert hatten, war gleich in Runde eins durch ein 0:1 beim FC Dornbreite Lübeck Schluss. Zapel: „Es war von vielen die große Angst, dass wir uns in der Regionalliga blamieren.“

Urgesteine Jan-Ole Rienhoff und Simon Koops bleiben mindestens bis 2016

Nach seinen ersten 19 Spielen in der Viertklassigkeit stecken die „Bravehearts“ mittendrin im Abstiegskampf. Blamiert haben sie sich freilich nicht. Den 3:1-Erfolg über den FC St. Pauli – der unmittelbar auf die Siege gegen die Bundesligareserven des Hamburger SV (1:0) und von Hannover 96 (4:0) folgte – sahen 1000 Zuschauer, die den Aufsteiger in den Schlussminuten mit stehenden Ovationen feierten.

Die Verträge mit den „Ur-Eichedern“ Simon Koops und Jacob und Jan-Ole Rienhoff hat der SVE kürzlich bis Juni 2016 verlängert, auch Arnold Lechler bleibt zwei weitere Jahre. Gehrken: „Es ist bezeichnend, dass für Spieler wie die Rienhoff-Brüder, Koops und Torge Maltzahn gar keine anderen Vereine infrage kommen. Sie wollen nur in Eichede spielen.“ Zapel ergänzt: „Ohne diese Leute wäre das Gesamtkonstrukt gar nicht tragbar. Sie stellen das Herz des Vereins dar.“