Patrick Rösler ist mit 18 Treffern zweitbester Torschütze in der Verbandsliga Süd-Ost. Der 27-Jährige liebt das ländliche Leben

Trittau. Patrick Rösler hat nichts gegen Geschenke einzuwenden. Zu Weihnachten zum Beispiel, oder zum Geburtstag. Doch wenn der Torjäger des TSV Trittau sich dieser Tage in einem Internetportal die Torjägerstatistik der Fußball-Verbandsliga Süd-Ost anschaut, ärgert er sich. „Ich habe vor der Winterpause 18und nicht wie bei fußball.de aufgeführt 19Mal getroffen. Das eine Tor wurde mir unberechtigterweise geschenkt“, sagt der 27-Jährige. Und beweist gleichzeitig: Statistiken können doch lügen.

Es war Mannschaftskollege Marcel Anton, der in der letzten Partie des Jahres beim 6:2-Erfolg über den Sereetzer SV insgesamt dreimal traf, aber auf dem Spielberichtsbogen von Schiedsrichter Finn Jensen (TSV Weddelbrook) nur zweimal als Torschütze erwähnt wurde. Sein erster Treffer nach knapp 20Minuten wurde irrtümlich Rösler zugesprochen. Dennoch: Auch mit 18 Toren liegt Trittaus Top-Stürmer in der Torjägerstatistik der Staffel auf Rang zwei hinter Dennis Moldenhauer (Eintracht Groß Grönau) mit 26 Treffern.

Rösler beschreibt sich selbst als bodenständigen Menschen. Jede Party mitnehmen, sich dabei die Nächte um die Ohren schlagen, ist nicht seine Sache. Seit gut fünf Jahren lebt er im Hamburger Stadtteil Rahlstedt. „Meine Abende, die ich auf der Reeperbahn verbracht habe, kann ich noch an einer Hand abzählen“, sagt der 27-Jährige. „Die Großstadt hat zwar auch ihre Reize, aber ich fühle mich in ländlichen Gegenden einfach wohler.“

Rösler erblickte in der Hansestadt Osterburg (Sachsen-Anhalt) das Licht der Welt. Beim Osterburger FC lernte er in jungen Jahren das Fußballspielen. Seine weiteren Stationen: Rot-Weiß Arneburg (Landesklasse) und Rossauer SV (Kreisoberliga).

Trittaus Stürmer wuchs mit Hip-Hop-Musik auf. Die deutschen Rapper Bushido und Sido hört er gern, aber ab und an schiebt er auch eine CD der ostdeutschen Gruppe Pur in den Player. 2008 zog Rösler mit Freundin Jana Krzeskiewicz nach Hamburg. Am Krankenhaus Eilbek begann Krzeskiewicz eine Ausbildung zur Krankenschwester und war fest entschlossen, bei einer Festanstellung in der Hansestadt zu bleiben. „Da musste ich wohl oder übel mitgehen“, sagt Rösler.

Seine Entscheidung bereut er bis heute nicht: Seit mehr als elf Jahren sind die beiden ein Paar. Rösler leistete in Hamburg seinen Zivildienst, arbeitete danach als Fachberater bei einem großen Autoteilehändler. Übrigens: Die knapp 170Kilometer lange Strecke in die alte Heimat schreckte ihn nicht davor ab, an den Wochenenden weiterhin für seinen alten Fußballverein gegen den Ball zu treten.

Um sich unter der Woche fit zu halten, suchte Rösler einen in der Nähe seines Wohnorts gelegenen Verein. „Allerdings habe ich mich mehr im ländlichen Bereich umgeschaut“, sagte Rösler. Und wie es der Zufall wollte: Vor knapp drei Jahren betrat ein Kunde die Geschäftsräume des in Hamburg-Bergedorf ansässigen Arbeitgebers. Er trug eine Jacke mit dem Aufdruck TSV Trittau. „Trittau kannte ich bis dato nur als eine Ausfahrt auf der A24“, sagt Rösler. Er suchte das Gespräch und erhielt postwendend die Telefonnummer von Carsten Holst. Rösler telefonierte anschließend mit dem damaligen Trainer des TSV Trittau.

Mit Erfolg: Drei Jahre lang durfte Rösler sich wochentags auf dem Trainingsgelände an der Großenseer Straße in Form halten, am Wochenende in Rossau in der Kreisoberliga auflaufen. Bis Matthias Räck übernahm. Trittaus neuer Coach erkannte das in dem Stürmer schlummernde fußballerische Potenzial und redete so lange auf Rösler ein, bis dieser zum Saisonbeginn endlich seine Zusage gab und seitdem in der Verbandsliga-Süd-Ost im Trikot der Stormarner aufläuft.

„Patrick ist ein Pfundskerl. Er hat als Stürmer eine enorme Durchschlagskraft, ist sehr kopfballstark und macht seine Tore sowohl mit dem linken als auch mit rechten Fuß“, sagt Räck. Schwächen erkennt der Coach eher in der fußballerischen Ausbildung. „Im taktischen Bereich hat Patrick noch einige Mängel. Gut wäre auch, wenn er sich manchmal schneller vom Ball trennen würde.“

Rösler ist schnell zu einer der tragenden Säulen innerhalb der Mannschaft gewachsen. Die Akzeptanz bei seinen Mitspieler ist hoch, aber auch menschlich ist der 27-Jährige bei seinen Spielerkollegen beliebt. Der Verein will ihn langfristig binden. „Mit seinen 27Jahren gehört Patrick zu den reiferen Spielern. Ich erwarte von ihm allerdings, dass er noch konsequenter seine Chancen nutzt“, sagt Räck.

Patrick Röslers ist fußballverrückt. Wer schoss im Spitzenspiel der italienischen Liga den Siegtreffer? Wer sah in der englischen Premiere League zum dritten Mal in der Saison die Rote Karte? Oder: Wer traf in der Niederländischen Ehrendivision schon wieder ins eigene Tor? Alles Fragen, auf die der 27-Jährige meistens die passende Antwort parat hält.

Das Geheimnis ist leicht zu lüften: Bevor Rösler abends zu Bett geht, informiert er sich regelmäßig auf einer App seines Smartphones über das europaweite Fußballgeschehen. Freundin Krzeskiewicz hat sich mit der großen Leidenschaft ihres Partners mittlerweile abgefunden. „Jana hat mich so kennengelernt und weiß, dass Fußball eine große Rolle in meinem Leben spielt“, sagt Rösler. Dennoch bin ich ihr von Herzen dankbar, dass sie mich bei all meiner Fußballverrücktheit so tatkräftig unterstützt.“