Der Fußballtrainer hat seinen Vertrag beim BSV verlängert. Verein und Coach profitieren gleichermaßen

Barsbüttel. Bernhard Zeppenfeld klingt zufrieden. Es sei „eine Sache von Minütchen“ gewesen, bis er sich mit Aydin Taneli auf die Vertragsverlängerung bis Sommer 2016 geeinigt habe, berichtet der Vorsitzende des Barsbütteler SV. Aydin Taneli ist seit gut einem Jahr Trainer der Landesligafußballer und schaffte mit den Stormarnern in der vergangenen Saison den Klassenerhalt. Zudem ist er dafür verantwortlich, dass sich das Team seither deutlich weiterentwickelt hat. Bernhard Zeppenfeld sagt: „Er hat eine gute Mannschaft zusammengestellt und lässt die jungen Leute ran.“

Die Nachricht, dass Taneli und der BSV auch die nächsten Jahre zusammenbleiben wollen, überrascht nicht. Denn beide Seiten profitieren gleichermaßen von der Zusammenarbeit. Die Mannschaft steuerte der 30-Jährige wieder in ruhiges Fahrwasser. Sie hat sich innerhalb von wenigen Monaten von der Schießbude der Liga zu einem der defensivstärksten Teams der Hansa-Staffel gemausert, überwintert nun im Tabellenmittelfeld. Und Taneli bekam und bekommt nach seinem plötzlichen verletzungsbedingten Ende als aktiver Fußballer die Chance, sich aus dem Stand als Trainer in der zweithöchsten Spielklasse Hamburgs zu entwickeln. Taneli und der BSV – eine klassische Symbiose.

Taneli sagt zu seinen Gründen für die Vertragsverlängerung: „Mir wurde viel Vertrauen entgegengebracht. Das möchte ich zurückzahlen – und das ist nach einem Jahr noch nicht getan. Außerdem fühle ich mich wohl hier.“ Nebenbei will der einstige Innenverteidiger, der sich am ersten Spieltag der vergangenen Saison einen Kreuzbandriss zuzog und seitdem nie mehr als Spieler auf dem Platz stand, die Trainerlizenzen erwerben. Den Basislehrgang hat er bereits abgeschlossen, im April will er den C-Schein erwerben. „Bis zur A-Lizenz soll es mindestens gehen“, sagt der gebürtige Hamburger mit türkischen Wurzeln. „Was dann kommt, wird man sehen. Im Moment konzentriere ich mich voll und ganz auf den BSV.“ Und schon am Soltausredder soll es mittelfristig höher hinaus gehen. „Mein Ziel ist es definitiv, mit Barsbüttel in die Oberliga aufzusteigen.“

Taneli wohnt in Hamburg, sein Geld verdient er im Stadtteil Groß Borstel, wo er als Sozialpädagoge in einem Heim für Jugendliche arbeitet. Viele der sieben Bewohner im Alter zwischen 14 und 21 Jahren kommen aus schwierigen Familienverhältnissen. „Im Moment haben wir auch viele Flüchtlinge hier“, sagt Taneli. Dass er jedes Jahr für zehn Tage mit den Jugendlichen wegfährt – mitunter während der Saison – ist mit dem Verein abgesprochen. Ab Januar steht dem Chefcoach auch wieder ein Co-Trainer zur Seite, dann besetzt Frederik Jess den durch Marcel Müllers Abgang nach Eichede vakant gewordenen Posten. „Taneli, Jess und Teammanagerin Katja Gehrmann – das passt gut zusammen“, sagt Bernhard Zeppenfeld.

Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass der Vorsitzende in seiner inzwischen 18-jährigen Amtszeit einem unbeschriebenen oder fast unbeschriebenen Blatt die Geschicke der Mannschaft in die Hand gibt. „Ich glaube, ich habe da ein ganz gutes Händchen“, sagt er. „Lutz Göttling und Oliver Zapel haben hier auch ohne Trainerschein angefangen.“ Göttling ist heute Coach des Regionalligaclubs SC Victoria, Zapel trainiert in derselben Spielklasse den SV Eichede – und verfolgt die Entwicklung seines einstigen Weggefährten, den er 2009 zum Rahlstedter SC holte, zum Kapitän machte und später mit nach Barsbüttel nahm.

„Er hat damals wohl Augen und Ohren aufgesperrt und sich manchen Trick abgeschaut“, so Zapel. „Ich freue mich riesig, dass ‚Tanne‘ das Projekt so fortführt. Wenn er diesen Weg weitergeht, sehe ich bei ihm viel Potenzial für mehr.“ In einigen Jahren wäre es für Zapel auch denkbar, einmal mit Taneli gemeinsam zu arbeiten. „Warum nicht?“ Die Grundbasis, das Vertrauen nämlich, habe sich bei vielen Tief- wie Höhepunkten auf und auch neben dem Fußballplatz aufgebaut. „Es gab unglaublich viele positive wie negative Momente, in denen wir uns in den Armen lagen.“

Für die sportliche Entwicklung des BSV nach Tanelis Amtsantritt gibt es zwei Hauptgründe. Schon unmittelbar nachdem der damals 29-Jährige das Amt vom damaligen Interimstrainer Bernd Angenendt übernommen hatte, begann er, den Kader umzukrempeln. Es rumorte damals im Team. Die Trainingsbeteiligung war gering, auf dem Platz schnauzten sich Spieler schon mal gegenseitig an. Drei Mannschaftsmitglieder mussten aus disziplinarischen Gründen gehen. „Wir kümmern uns jetzt mehr um das Menschliche. Ich glaube, dass wir inzwischen enger beisammen sind.“

Der zweite Grund für die verbesserte Punkteausbeute lässt sich eindrucksvoll mit zwei Zahlen belegen: Vier – soviele Gegentore kassierten die Stormarner pro Partie vor Tanelis Amsantritt – und eins – so viele sind es durchschnittlich in dieser Saison.

Einen Wermutstropfen hat sein erneutes Bekenntnis zum Trainerposten des Barsbütteler SV für Aydin Taneli dann aber doch: Die letzte Hoffnung, noch mal in einem Pflichtspiel gegen den Ball zu treten, ist nun definitiv gestorben. „Die Zeit als Fußballer ist endgültig vorbei. Mit einem Auge weine ich“, räumt er ein. „Aber von dieser Mannschaft, die ich geformt habe, bin ich gern Trainer.“