Trainer Oliver Zapel spricht im Interview über die Zukunft des SV Eichede, den Abstiegskampf und seine langfristigen Ziele im Fußballgeschäft

Steinburg. Für zwei weitere Jahre hat Oliver Zapel vergangene Woche als Trainer der Regionalligafußballer des SV Eichede unterschrieben. Im Interview mit der Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn spricht der 45-Jährige darüber, was ihn an den Angeboten anderer Vereine erstaunt hat und an welchen Defiziten seine Mannschaft im Winter arbeiten muss.

Hamburger Abendblatt:

Herr Zapel, während der vergangenen Saison haben Sie und der Verein den Vertrag um ein Jahr verlängert. Elf Monate später haben Sie sich mit Vereinspräsident Olaf Gehrken gleich auf zwei weitere Jahre der Zusammenarbeit verständigt – warum?

Oliver Zapel:

Das sollte auch den Spielern ein Stück weit signalisieren, dass wir das Thema Regionalliga langfristig angesehen wissen möchten. Der Vertrag gilt aber natürlich auch für die Schleswig-Holstein-Liga.

Gab es Angebote von anderen Vereinen?

Zapel:

Es gab zwischenzeitlich fünf Anfragen. Ich hätte nicht gedacht, dass das so schnell geht. Das interessanteste kam aus Süddeutschland von einem Verein, der kurz- oder mittelfristig den Aufstieg in die Dritte Liga anstrebt. Die Gespräche verliefen insgesamt sehr professionell, alle Vereine wussten unglaublich gut über mich Bescheid. Man hatte den Eindruck, dass diese Leute mehrfach bei unseren Spielen und Trainingseinheiten zugeschaut haben. All das hat mir gezeigt, dass ich schon in der vierten Spielklasse mein Hobby zum Beruf machen könnte.

Warum haben Sie sich für die Vertragsverlängerung in Eichede entschieden?

Zapel:

Dafür gab es eine ganze Reihe an Gründen. Zum Einen hätte das bedeutet, dass ich sehr kurzfristig und relativ unvorbereitet mit meiner Familie die Zelte in Reinbek abbreche. Da sprach einiges dagegen. Abgesehen davon wollte ich nicht außer Acht lassen, dass wir uns in einer entscheidenden Saisonphase befinden. Ich wollte nicht die ohnehin schon leicht angespannte Stimmung weiter anheizen und mir möglicherweise komplett zerschießen, was wir hier in den vergangenen anderthalb Jahren aufgebaut haben. Meine Mission in Eichede ist noch nicht beendet.

Ist es denn Ihr Ziel, irgendwann mal Profitrainer zu werden? Dafür müssten Sie zunächst auf der Sportschule in Hennef einen zehnmonatigen Lehrgang zum Fußballlehrer belegen.

Zapel:

Ich denke, dass ich mich in der Vorweihnachtszeit in viele Gespräche mit meiner Frau zurückziehen werde. So eine Entscheidung trifft man nicht mal eben aus einer Emotion heraus. Würde ich diesen Weg gehen, müsste meine Frau viel in die Bresche springen. Ist sie dazu bereit, werde ich mich wohl auf einen der 24 Plätze bewerben.

Wie ginge es dann weiter?

Zapel:

Einen dieser Plätze zu ergattern ist zunächst fast wie ein Lottogewinn. Man muss unglaublich viele Kriterien erfüllen, um überhaupt in die engere Auswahl zu kommen. Dort müsste man bei einer Klausur, einer Lehrprobe und in einem Gespräch überzeugen. Sollte das alles gelingen, müsste ich zehn Monate lang jeden Sonntagabend nach Nordrhein-Westfalen und jeden Mittwochabend zurückfahren, außerdem Hausaufgaben erledigen und mich auf Klausuren vorbereiten.

Dazu das Tagesgeschäft mit dem SV Eichede. Viel Zeit für privates und berufliches bliebe da nicht mehr. Wie viele Stunden am Tag sind Sie eigentlich aktuell mit dem SVE beschäftigt?

Zapel:

Die Stunden, in denen ich nach verlorenen Spielen nicht einschlafen kann, nicht mitgerechnet? Unter der Woche etwa sechs Stunden täglich verbringe ich mit Schreibtischarbeit, indem ich zum Beispiel Spiele auf Video auswerte. Dazu kommen die sechs Trainingseinheiten in der Woche und das Scouting von Gegnern oder interessanten Spielern. Insgesamt lande ich derzeit bei etwa 60 Stunden in der Woche, in denen ich mich ausnahmslos mit Fußball beschäftige.

Wie bringen Sie das mit Familie und Job unter einen Hut?

Zapel:

Das funktioniert nur durch die unglaubliche Toleranz und Unterstützung meiner Frau und meines Sohnes. Wir versuchen jede freie Minute so intensiv es geht zu nutzen. Beruflich bin ich in freiberuflich-beratender Funktion für ein Internetportal tätig, wo ich mir meine Zeit glücklicherweise frei einteilen kann.

Wo kann und soll es für den SVE in den nächsten zweieinhalb Jahren hingehen?

Zapel:

Wir wollen den Status als Regionalligist, den wir uns hart erkämpft haben, mit aller Macht behalten, weil wir sehen, wie gut uns das tut. Auch die zweite Mannschaft soll unbedingt in der Schleswig-Holstein-Liga gehalten werden. Aber es ist ein brutales Geschäft und wir müssen aus den Fehlern lernen.

Wie schwierig ist es für die Spieler, den erhöhten Anforderungen auch zeitlich gerecht zu werden?

Zapel:

Wir versuchen, so oft es geht zu helfen. Es gibt viele private Dinge, die in Eichede ganz anders berücksichtigt werden, als bei anderen Clubs. Wir versuchen, jedem Spieler Freiräume zu geben und ihm unter die Arme zu greifen, wenn es nötig ist.

Nach dem zehnten Spieltag stand der SVE auf Platz acht. Seither holte das Team nur noch zwei Punkte aus acht Spielen und steht nur aufgrund des besseren Torverhältnisses nicht auf einem Abstiegsplatz. Nach der jüngsten Niederlage gegen Weiche Flensburg wirkten Sie sehr angefressen.

Zapel:

Zuletzt haben wir Spiele nicht mehr nur deswegen verloren, weil tragende Säulen fehlten, sondern weil wir teilweise im Defensivverbund arrogant und leichtsinnig gespielt haben. Diese Überheblichkeit steht uns nicht. Die daraus resultierenden individuellen Leichtsinnsfehler häufen sich. Das müssen wir schnell abstellen, denn damit zerstören wir die ganze Arbeit einer harten Woche.

Gilt Ihre Kritik nur dem Auftreten der Mannschaft auf dem Platz oder auch daneben?

Zapel:

Wir haben intern einige Regeln, die niemals missachtet werden sollten. Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Hilfsbereitschaft. Daran müssen wir in der Winterpause wieder arbeiten.

Gab es denn entsprechende Vorfälle?

Zapel:

Für die Mannschaft ist es bisweilen belustigend, wenn ein Spieler chronisch zehn bis 15 Minuten zu spät kommt, dadurch wird ja auch die Mannschaftskasse gefüllt. Aber irgendwann ist der Punkt erreicht, wo man die Respektsfrage stellen muss. Auch die Trainingsbeteiligung war schon besser.

Was ziehen Sie für Konsequenzen?

Zapel:

Es darf nicht sein, dass wie in der Vergangenheit vorgekommen, immer ein, zwei Spieler dem Abschlusstraining fernbleiben und dann im Spiel fahrlässig Gegentore verschulden oder Torchancen vergeben. Ein Fehlen im Training ohne nachvollziehbare Begründung werde ich nicht mehr tolerieren, so etwas wird ab sofort direkten Einfluss auf die Aufstellungen haben.