Der Kreispferdesportverband will im dritten Jahr mit dem Perspektivkader erneut eine Brücke zwischen Verein und Landeskader schlagen

Hamfelde. „Do it with a Smile!“ – Zum Auftakt ihres zweitägigen Lehrgangs auf dem in Hamfelde gelegenen Anwesen der Familie Thormählen hat die amerikanische Dressurreiterin Lisa Wilcox für die Mitglieder des Perspektivkaders einen einfach klingenden Ratschlag parat.

Was sich für den vom Kreispferdesportverband Stormarn (KPSV) ausgewählten Reiternachwuchs zunächst als leicht umsetzbarer Tipp anhört, erweist sich auf den zweiten Blick – wenigstens in Bezug auf den täglichen Umgang mit ihren Pferden – als schwierig. „Häufig ist der Mensch gegenüber seinem Partner Pferd zu ungeduldig, will in zu kurzer Zeit viel zu viel erreichen“, erklärt Wilcox, die 2004 bei den Olympischen Spielen in der griechischen Hauptstadt Athen mit der US-Mannschaft die Bronzemedaille gewann. Sie schickt einen zweiten Denkanstoss gleich hinterher: „The longer it takes – the faster it goes!“

Im dritten Jahr hintereinander hat der Verband jugendliche Pferdesportler zu einem Förderprogramm, bestehend aus Reitlehrgängen und Fortbildungen, eingeladen. Das Besondere: Die angebotenen Themen sind für Reiter jeder Disziplin zugeschnitten, so können Springreiter ihre Dressurarbeit, aber auch Dressurreiter ihre Springqualitäten verbessern. In den Herbst- und Wintermonaten werden namhafte Reitsportler und Trainer des Kreises wie Takashi Haase, Marco Dierk, Harald Cornelissen oder Martina Hannöver-Sternberg ihr Wissen und Können an die junge Garde weitergeben. Wie im Fall von Wilcox ist Klaus Thormählen, Vorsitzender des KPSV, stets bemüht, auch Größen der internationalen Reitszene nach Stormarn zu holen. „Mit dem Perspektivkader wollen wir eine Brücke bilden zwischen der Vereinsarbeit im Kreis und dem Landeskader“, sagt der Verbandschef, der regelmäßigen Kontakt zu Landestrainer Detlef Peper pflegt.

Anne Sophie Wenzel, 10, ist die Jüngste des 20-köpfigen Perspektivkaders. „Obwohl sie noch nicht das Mindestalter von zwölf Jahren erreicht hat, haben wir bei ihrem Talent und Engagement eine Ausnahme gemacht“, sagt Thormählen, der die Fünftklässlerin des Gymnasiums Trittau mehrfach beobachtet hatte, so auch bei ihrem Erfolg im Stilspringen der KlasseE bei einem Sichtungsturnier in Hoisdorf.

Bruder Laurens Wenzel hat neben dem Pferdesport eine weitere große Leidenschaft. Der 13-Jährige, wie seine Schwester Mitglied im PS Granderheide, trainiert bis zu dreimal wöchentlich als Rettungsschwimmer beim TSV Trittau. „Wenn ich genug Zeit habe, starte ich liebend gern bei Wettkämpfen“, sagt Laurens, der parallel ausgetragenen Reitturnieren allerdings den Vorzug gibt. Auch Kim Sophie, 15, und Nina-Marie Steuber, 17, vom PS Granderheide fiebern den kommenden Lehrgängen entgegen. Während die jüngere Kim Sophie beim Hamburg-Cup, einem Turnier für junge Reiter und Reiterinnen in Hamburg-Bergstedt, Ende August das Springen der Junioren gewann, sorgte ihre zwei Jahre ältere Schwester bei den Kreismeisterschaften in Rausdorf mit einem dritten Rang im L-Springen der Leistungsklasse vier für Aufsehen.

Nach dem angestrebten Abitur wollen beide Schwestern auch beruflich Hengst, Stute und Co. verbunden bleiben – nur auf unterschiedliche Art und Weise. Während Kim Sophie Tierfotografin – mit Schwerpunkt Pferd – werden will, möchte Nina-Marie Tiermedizin studieren.

Nike Denker vom RFV Zarpen ist schon im dritten Jahr dabei

„Dieses Förderprogramm hat sich in den vergangenen zwei Jahren gut bewährt“, sagt Kadersprecherin Nike Denker vom RFV Zarpen. Als Kadermitglied der ersten Stunde weiß sie, dass nicht nur die schick aussehenden roten Jacken das Gemeinschaftsgefühl prägen. „Es macht Spaß, Gleichgesinnte aus anderen Vereinen kennenzulernen und gemeinsam etwas auch privat zu unternehmen“, sagt Nike, die sich insbesondere auf das Dressur-Seminar mit Cornelissen freut.

Neu im Kader ist auch Lennart Steindl vom RFV Bargfeld-Stegen. Der 13Jahre alte Dressurreiter konnte bei den Kreismeisterschaften in Rausdorf seinen Titel aus dem Vorjahr verteidigen, diesmal nur eine Leistungsklasse höher (LK5). „Kein Wunder, mein sieben Jahre altes Pony Velix arbeitet ordentlich mit“, sagt der Siebtklässler des Bargteheider Kopernikus-Gymnasiums.

Thormählen: „Der Reitsport, längst keine elitäre Sache mehr, erwirkt bei den Jugendlichen eine unglaubliche Persönlichkeitsentwicklung.“ Doch Leistung allein steht beim Verbandsvorsitzenden nicht im Vordergrund. „Es gibt im Kreis jugendliche Pferdesportler, die durchaus das Potenzial für den Perspektivkader haben, aber im Umgang mit ihren Pferden nicht unsere Ansprüche erfüllen“, sagt Thormählen, der für ethische Grundsätze im Pferdesport ein Regelwerk erstellt hat. „Der Grundstein für eine partnerschaftliche Bindung zum Lebewesen Pferd muss bereits im Jugendalter gelegt werden.“ Gemäß den Worten von Wilcox: „Do it with a smile!“