Badminton-Bundesligamannschaft überrascht mit 3:3 gegen SG EBT Berlin. Mehr als 200 begeisterte Zuschauer an der Heinrich-Hertz-Straße

Trittau. Die letzten beiden Matches der Begegnung zwischen dem TSV Trittau und der SG EBT Berlin liefen noch, als Sabina Persson eine Ahnung befiel. „Hat überhaupt jemand 3:3 getippt?“, fragte die Abteilungssprecherin, durchblätterte beiläufig die Zettel, auf denen die Zuschauer ihre Vorhersagen für die Bundesligapartie eingetragen hatten. Ja, einige waren tatsächlich dabei, die der Stormarner Badmintonmannschaft ein Unentschieden gegen den Deutschen Meister zugetraut hatten. Sie behielten recht. Eine von ihnen trat eine halbe Stunde später mit dem Preis, einem üppigen Präsentkorb, in den Armen die Heimfahrt an.

Die Berliner waren als klarer Favorit nach Trittau gekommen. Trotz des unbeliebten Termins unter der Woche trat der Deutsche Meister der letzten drei Jahre nahezu in Bestbesetzung an, mit der Doppel-Europameisterin von 2004, Lotte Jonathans, dem Mixed-Europameister der Junioren von 2010, Jacco Arends, sowie dem Olympia-Neunten von 2008, Ville Lang. Die Gastgeber mussten dafür auf ihre beste Spielerin Sarah Walker verzichten. Die Engländerin, für die bereits Flugtickets gebucht waren, musste wegen Oberschenkelproblemen absagen. Dafür debütierte die 17-Jährige Nadine Cordes.

Lang fand im ersten Herreneinzel in Trittaus Ary Trisnanto seinen Meister. Mit dem Zweisatzsieg gab der Indonesier zugleich das Signal zur Aufholjagd des Aufsteigers, der nach den Niederlagen im Herren- und im Damendoppel schnell 0:2 zurücklag. Auf Trisnantos Sieg folgte das dramatische Match zwischen Nikolaj Persson und und Eetu Heino – mit dem besseren Ende für den Trittauer.

„Die Zuschauer bekommen für ihr Eintrittsgeld ordentlich was geboten“, sagte Abteilungsleiter Kim Persson wenig später. Die Entscheidung über das Gesamtresultat stand da noch aus. In der Tat war allein das Match seines Sohnes die fünf Euro allemal wert. Der 22-Jährige absolvierte sein erstes Ligaeinzel seit mehr als einem Jahr und brachte im Entscheidungssatz die Sporthalle des Gymnasiums zum Kochen. Begleitet von lauten Anfeuerungsrufen und rhythmischem Klatschen der mehr als 200 Zuschauer drehte Persson nach dem 12:21 im ersten Satz die Partie, gewann die folgenden Durchgänge knapp. „Im ersten Satz habe ich die lange Pause gemerkt“, sagte der mehrfache Deutsche Jugendmeister. „Ich musste taktisch klug spielen. Durchpowern wie früher geht noch nicht.“

Persson hatte nach einem Ermüdungsbruch und einer darauffolgenden Schienbeinentzündung lange pausieren müssen und verließ kürzlich den Olympia-Stützpunkt in Saarbrücken. „Beim Aufkommen nach Sprüngen merke ich noch etwas", sagte er. Über Einsätze in der Bundesliga soll weiterhin kurzfristig entschieden werden. Klar ist: Mit seiner auf dem Feld extrovertierten Art ist er der Publikumsliebling des TSV.

Im Mixed musste schließlich die Entscheidung über Niederlage oder Remis fallen. Jelle Maas und Alyssa Lim rissen die Zuschauer ebenso mit wie zuvor Persson. Beim Stand von 15:12 in Satz drei lieferten sich beide Seiten einen Ballwechsel über rund 30 Sekunden – in der schnellsten Ballsportart der Welt eine halbe Ewigkeit. Maas schloss mit einem Smash erfolgreich ab, genau wie etwas später beim ersten Matchball. Nach zweieinhalb Stunden Badminton war das Unentschieden perfekt und wurde gefeiert wie ein Sieg.

„Der Punkt war sehr wichtig“, sagte Sabina Persson. Zwar sind die Stormarner nun erstmals auf einen Abstiegsplatz gerutscht. Der nicht einkalkulierte Zähler könnte sich aber am Saisonende als entscheidend erweisen.

Ob die Abteilungsleiterin denn auf ein 3:3 getippt hätte? Ausweichende Antwort: „Ich habe es gehofft.“

TSV Trittau – SG EBT Berlin, Statistik, Herrendoppel: Maas/Tabeling – Arends/Blair 15:21, 16:21; Damendoppel: Lim/Lillie – Jonathans/Zetchiri 13:21, 19:21; Herreneinzel 1: Trisnanto – Lang 21:15, 22:20; Herreneinzel 2: Nikolaj Persson – Heino 12:21, 21:19, 22:20; Dameneinzel: Cordes – Zetchiri 9:21, 11:21; Mixed: Maas/Lim – Arends/Jonathans 21:16, 13:21, 21:19