15 Jahre alte Säbelfechterin vom FC Lütjensee gewinnt zwei Landesmeistertitel. In Eislingen startet sie bei Junioren-DM

Siek. Das Festnetztelefon der Eltern in der linken, das eigene Smartphone in der rechten Hand haltend, liegt Lea-Carlotta Laux auf dem Teppich ihres Zimmers. Während die 15-Jährige vom FC Lütjensee mit einer guten Freundin plaudert und über das Anwendungsprogramm WhatsApp kurze Text-Nachrichten verschickt, arbeitet sie auf dem Laptop weiter an ihren Hausaufgaben.

„Wie meine Tochter das gleichzeitig hinbekommt, wird mir wohl immer ein Rätsel bleiben“, sagt Jens-Peter Laux. Große Sorgen muss sich Lea-Carlottas Vater nicht machen, denn die Neuntklässlerin des Großhansdorfer Emil-von-Behring-Gymnasium ist eine gute Schülerin. Sie weiß bereits, dass sie im kommenden Schuljahr das gesellschaftliche Profil wählen wird. „Fächer wie Geschichte, Erdkunde und Wirtschaftspolitik liegen mir“, sagt Lea-Carlotta, die in ihrer Altersklasse in Norddeutschland zu den besten Säbelfechterinnen zählt. Erst kürzlich sicherte sie sich in Kiel zwei Landesmeistertitel: den der Juniorinnen und den der Aktiven (Erwachsene).

Um sich bei guter Musik zu entspannen, greift Lea-Carlotta des Öfteren in das CD-Regal der Eltern. R&B, Rap oder Soulmusik gefallen ihr. Von Vaters alten Vinylschätzen muss sie allerdings die Finger lassen. „Ich müsste meiner Tochter erst eine Einweisung geben, wie solch ein Utensil aus zurückliegenden Jahrzehnten zu handhaben ist. Sonst hätte ich die längste Zeit eine Nadel am Tonarm gehabt“, sagt Vater Jens-Peter scherzend.

Vor knapp fünf Jahren entdeckte Lea-Carlotta, eher per Zufall, den Fechtsport. „Eine Freundin meiner Mutter nahm uns mit zu einem Tag der offenen Tür beim FC Lütjensee – von da an war ich vom Fechten infiziert“, sagt die 15-Jährige, die damals bei den Crocodiles Hamburg Eishockey spielte, dann aber damit aufhörte. Allerdings: Parallel schnürte sie weiterhin beim SV Großhansdorf auf der linken Verteidigerposition die Fußballschuhe, bis ihr vor einem Jahr die Doppelbelastung zu groß wurde und sie sich ganz auf den Fechtsport konzentrierte. Mit Beginn der Fecht-Laufbahn klopften bei Lea-Carlotta die ersten „Sponsoren“ an: Weihnachten 2008 legte die ganze Familie Geld zusammen und verhalf dem jungen Fechttalent zur ersten eigenen Ausrüstung.

Mit im Boot sind die Großeltern Christa und Rolf Laux, die es sich nicht nehmen lassen, ihre Enkelin zu Wettkämpfen zu begleiten, sofern sie in der näheren Umgebung ausgetragen werden. „Meine Oma hätte früher gern selbst Fechtsport betrieben, doch damals war das Säbelfechten für Frauen nicht zugelassen“, sagt Lea-Carlotta, die vergangene Weihnachten von ihrer Familie eine Reise ins ungarische Szombathely geschenkt bekam, um mit rund 500jugendlichen Fechtern und Fechterinnen aus aller Welt für sieben Tage an einem Trainingslager teilzunehmen. Bei der Verständigung gab es für Lea-Carlotta wenig Probleme: Sie lernt in der Schule die Sprachen Französisch, Spanisch und Englisch.

Das Fechttalent fand über das Florett den Einstieg in den Fechtsport, wechselte aber nach einigen Monaten zum Säbel. „Das Florett muss sehr präzise eingesetzt werden, um einen Treffer zu landen. Als Hieb- und Stichwaffe ist der Säbel das athletischere und schnellere Sportgerät“, sagt die Siekerin, die in den zurückliegenden Jahren in ihrer jeweiligen Altersklasse mehrfach bei deutschen Meisterschaften an den Start ging. Gefragt nach ihren sportlichen Stärken und Schwächen antwortet die 15-Jährige ganz diplomatisch: „Fragen Sie doch bitte meine Trainerin.“

Die antwortet: „Lea-Carlotta besticht durch ihren Trainingsfleiß. Im Wettkampf rennt sie selten blindlings in eine Aktion hinein, sondert agiert meist wohlüberlegt und setzt genau das um, was wir im Training geübt haben“, sagt Friederike Janhsen, die Laux beim FC Lütjensee betreut und erst kürzlich selbst Erfolge feierte: Im bulgarischen Warna sicherte sie sich mit dem Damensäbel zum dritten Mal hintereinander den Weltmeistertitel der Altersklasse der über 50-Jährigen. Janhsen hat für den Bereich Norddeutschland einen klaren Wettbewerbsnachteil erkannt. Sie sagt: „Bei uns im Norden ist die Leistungsdichte nicht vergleichbar mit der Gegend rund um die Fecht-Hochburgen Tauberbischofsheim, Dormagen oder Künzelsau.“

Lea-Carlotta Laux, die in der deutsche A-Jugend-Rangliste auf Platz 13 geführt wird, startet am Wochenende 23./24.November bei den deutschen Juniorenmeisterschaften in Eislingen (bei Stuttgart) – in der Altersklasse der 17- bis 19- Jährigen. „Meine Gegnerinnen werden mir körperlich überlegen sein und deutlich mehr Erfahrung haben“, sagt die 15-Jährige, die gern den Fahrdienst der Eltern in Anspruch nimmt. „Wir verbinden Lea’s Wettkämpfe meist mit einem gemeinsamen Familienausflug“, sagt Jens-Peter Laux, der im Jahr rund 15.000Kilometer quer durch Deutschland fährt – seiner Tochter zuliebe.