Vielseitigkeitsreiterin vom RV Badendorf startet mit dem sechs Jahre alten Wallach Let’s Dance im französischen Le Lion-d’Angers

Badendorf. Pangasius-Fisch hat sich die Familie gewünscht. Mit Spaghetti, oder wahlweise Basmati-Reis. Vielseitigkeitsreiterin Marina Köhncke steht am Herd und sorgt auf dem Hof Köhncke für ein schmackhaftes Mittagessen. Eine Aufgabe, die sonst Hannelotte Köhncke für sich beansprucht. „Wenn meine Schwiegermutter verhindert ist, muss ich eben ran“, sagt Marina Köhncke lachend.

Die Vielseitigkeitsreiterin vom RV Badendorf hält der Familientradition, der einen gemeinsamen Mahlzeit am Tag die Treue. Sie sagt: „Wir arbeiten zusammen, wir essen zusammen.“ Für ihre Eltern Karl-Günter und Dörthe Loheit steht mitten in der Küche auf dem großen Holztisch ebenso ein Gedeck wie für Schwiegervater Hans-Jürgen Köhnke. Sohn Eric , 12, und Tochter Helen, 9, knurrt nach Schulschluss auch der Magen.

In dritter Generation ist der Hof Köhncke für seine Holsteiner-Pferde-Zucht bekannt. Sportliche Schlagzeilen dürfen da nicht fehlen. Die aktuellste: Marina Köhncke startet an diesem Wochenende mit Let’s Dance in Le Lion-d’Angers (Frankreich) bei der Weltmeisterschaft für junge Vielseitigkeitspferde im Wettbewerb der Sechsjährigen, als eine von drei deutschen Teilnehmern. Bundestrainer Hans Melzer hat den sechs Jahre alten Wallach mehrfach beobachtet. „Let’s Dance ist ein modernes Vielseitigkeitspferd mit sehr guten Grundgangarten und hohem Sprungvermögen“, sagt der Coach der deutschen Vielseitigkeitsreiter.

Pferd und Reiterin traut er sogar den Sprung in die Medaillenränge zu. Melzer: „Eine der Stärken des Pferdes liegt im Dressurviereck. Wenn beide in dieser ersten der drei Disziplinen gut abschneiden, werden sie auch nach der anschließenden Springprüfung und dem Geländeritt weit vorn liegen.“

Erfahren von ihrer Nominierung hat Marina vor gut vier Wochen – nach einem Sichtungsturnier im niedersächsischen Langenhagen. „Stell‘ doch bitte dein Training auf die Anforderungen einer Weltmeisterschaft ein“, lautete die knappe Botschaft des Bundestrainers am Telefon.

Die Generalprobe für die WM verlief vielversprechend: Bei der anlässlich des Nord-Ostsee-Championats in Bad Segeberg ausgetragenen Landesmeisterschaft gewann Marina Köhncke mit Let's Dance vor knapp zwei Wochen den Landesmeistertitel in der internationalen Vielseitigkeitsprüfung CIC*. „Das war erst mein zweiter Titel auf Landesebene", freut sich die 45-Jährige, die bei den olympischen Spielen 2000 im australischen Sydney mit Rang vier nur knapp eine Medaille verpasst hatte.

Ein wenig skeptisch schaut die Badendorferin dann doch in Richtung Weltmeisterschaft. Sie sagt: „Der Geländeritt in Le Lion-d’Angers dauert rund drei Minuten länger als all diejenigen, die Let’s Dance bisher gegangen ist. Allerdings ist er ein konditionell sehr starkes Pferd.“ Auch wenn es für beide zu keinem Podiumsplatz reichen wird, Trübsalblasen wird es nicht geben. „Für mich ist wichtig, dass Let’s Dance Erfahrungen bei internationalen Turnieren sammelt und einen weiteren Schritt in seiner Entwicklung macht“, sagt Marina Köhncke, die ihren Wallach als nervenstark, freundlich und sehr konzentriert bei der Arbeit beschreibt. „Er ist ein in sich ruhendes Pferd, das sich von äußeren Einflüssen in keiner Weise stören lässt“, sagt die gelernte Pferdewirtschaftsmeisterin, die von Kindesbeinen an dem Pferdesport verbunden ist. Im Alter von 13 Jahren ritt sie ihr erstes Vielseitigkeitsturnier – und blieb dieser Sparte des Reitsports bis heute treu.

Bei der Frage nach ihrem bisher größten sportlichen Erfolg überlegt Köhncke eine Weile. Die Antwort ist wohldurchdacht: „Erfolge sind vergänglich. Aber dass ich mir mein Hobby zum Beruf machen durfte und jeden Tag mit meinen Pferden arbeiten kann, bereitet mir in meinem Leben die größte Freude – neben meiner Familie natürlich.“