Fußballer des SSC Hagen Ahrensburg erkämpfen sich vor Rekordkulisse ein 1:1 gegen Spitzenreiter VfB Lübeck. Erik Lembke hört auf

Ahrensburg. „Wir geben noch mal alles für dich“, rief Kapitän Christopher Lindenau vor dem Spiel gegen den VfB Lübeck durch ein Mikrofon Erik Lembke zu. Der langjährige Spielführer des SSC Hagen Ahrensburg machte gegen den Tabellenführer der Schleswig-Holstein-Liga sein letztes Spiel – und war noch mal Teil einer kämpferisch bärenstarken Mannschaft, die Lindenaus Versprechen beeindruckend in die Tat umsetzte. Mit dem 1:1 (1:1) nahmen die Stormarner dem VfB als zweites Team überhaupt in dieser Saison einen Punkt ab und hatten den haushohen Favoriten lange am Rand seiner ersten Saisonniederlage. Der Ausgleich für die Gäste fiel erst in der Schlussminute.

„Im ersten Moment ist das Unentschieden eine gefühlte Niederlage“, sagte Jan Jakobsen. Der Satz drückte einen Gefühlszustand aus, mit dem der Trainer vor der Partie wohl niemals gerechnet hätte. Der VfB kam mit dem Selbstvertrauen eines unangefochtenen Spitzenreiters, der vor einer Woche Flensburg 08 8:0 besiegt hatte – und mit ihm rund 400 Fans aus der Hansestadt. Insgesamt wollten 630 Zuschauer das Spiel sehen, so viele wie noch nie an der Hagener Allee. Die bisherige Bestmarke lag bei 450 Besuchern, so viele wohnten in der letzten Saison dem Pokalspiel gegen Holstein Kiel (0:4) bei.

Weil es eine Minute vor dem Ende der regulären Spielzeit noch 1:0 für die Gastgeber gestanden hatte, konnten sich Jakobsen und seine Schützlinge dann doch nicht ganz zufrieden geben. Als erster appellierte Rechtsverteidiger Gerrit Schmidt-Hartwigsen an seine Teamkollegen: „Wir ärgern uns jetzt nicht über ein Unentschieden gegen Lübeck“, rief er.

Daniel Scharf brachte Ahrensburg in der 70. Minute in Führung. Erstmals als einzige Spitze aufgeboten wurde er vom drei Minuten zuvor eingewechselten Dren Hoti glänzend freigespielt und traf eiskalt ins lange Eck. Der Führungstreffer war eine Folge einer gleichermaßen disziplinierten und engagierten Leistung der Hagener, die bis dahin nur zwei klare Torchancen des VfB zugelassen hatten. Ein Sonntagsschuss von Ahmet Arslan in der Schlussminute machte die Hoffnungen auf den ganz großen Coup aber zunichte.

Der eine Zähler ist Jakobsens Schützlingen im Kampf gegen den Abstieg freilich noch keine entscheidende Hilfe. Wichtiger ist das Zustandekommen des überraschenden Unentschiedens. „Die Mannschaft hat ein anderes Gesicht gezeigt. Ich hoffe, dass der Hebel jetzt umgelegt ist“, sagte der Trainer, der mit in der Kabine aufgehängten Zetteln, auf die Sprüche wie „Jeder kämpft für jeden“ geschrieben waren, an den Charakter der Spieler appellierte. Der Plan ging auf. Nach fünf Niederlagen hintereinander präsentierte sich sein Team gegen Lübeck nicht mehr wie ein Absteiger.

Auch Erik Lembke sieht seine nun ehemaligen Mannschaftskameraden am Ende der Saison „knapp über dem Strich“. Die Entscheidung, nach fünf Jahren beim SSC aufzuhören, sei nach der 1:3-Niederlage vor einem Monat beim TuS Hartenholm gereift. „Ich muss mich mehr um meine Familie und den Beruf kümmern“, sagte er. „Die Entscheidung ist mir schwer gefallen, ich habe hier ja alles mit aufgebaut. Aber es ist auch an der Zeit, dass frischer Wind reinkommt.“

Der Punktgewinn gegen den einstigen Zweitligisten ist ein würdiges Abschiedsgeschenk für den 27-Jährigen, „schade nur, dass wir sie nicht noch mehr ärgern konnten. Man hat munkeln gehört, dass sie uns zweistellig schlagen wollten.“

Jakobsen verliert in Lembke einen schwer zu ersetzenden Führungsspieler. Er sagte: „In den letzten anderthalb Jahren hab ich gesehen, was für ein wunderbarer Spieler er ist. Er geht voran, ist ein echter Kapitän.“

SSC Hagen Ahrensburg: Block – Scheel, Lembke, Lindenau, Schmidt-Hartwigsen – K. Pohlmann (54. Victor Janelt), Herklotz (86. Klamt), R. Pohlmann (66. Hoti), Stäcker, Iwersen – Scharf.