Christian Schirrmacher vom Hoisbütteler SV wird an diesem Freitag von Joachim Gauck in Berlin mit dem Bundesverdienstorden ausgezeichnet

Ammersbek. Angela Merkel hat er in diesem Jahr erst getroffen, Joachim Gauck hat ihn im Januar schon eingeladen und in 2013 ist es für ihn bereits die dritte Auszeichnung. Man könnte meinen, Christian Schirrmacher empfinde es als Routine, wenn er am heutigen Freitag nach Berlin fährt, um sich im Schloss Bellevue vom Bundespräsidenten ehren zu lassen. „Ganz so ist es nicht“, sagt der 61-Jährige und lacht. „Den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliehen zu bekommen, ist schon etwas ganz Besonderes.“

Schirrmacher engagiert sich seit Jahrzehnten im Behindertensport und gründete 1987 die Integrationssportgruppe des Hoisbütteler SV. „Dabei ist ihm besonderes Anliegen, die Teilhabe von Menschen mit geistiger Behinderung am Sport zu steigern“, heißt es in der Begründung auf der offiziellen Internetseite www.bundespraesident.de.

Einige Ereignisse in den 80er-Jahren bewegten Schirrmacher einst, die Gruppe unter dem Motto „Sport für alle“ zu gründen. Da war etwa seine Anstellung an einer Berufsschule in Hamburg, wo er auch geistig behinderte Schüler unterrichtete. „Ich habe schnell gemerkt, dass das ein Bereich ist, der mir liegt und der mich erfüllt“, sagt er. Und da war eine Begegnung am frühen Morgen mit einem Rollstuhlfahrer namens Izmet. Das Umherfahren mit dem Rollstuhl, erzählte damals der Jugendliche, sei nicht nur sein einziger Kontakt zur Umwelt, sondern auch zur Gesellschaft. Schirrmacher heute: „Das hat mir zu denken gegeben.“

Einige waren skeptisch, als Schirrmacher mit der Idee kam, eine Sportgruppe gemeinsam für behinderte und nichtbehinderte Menschen jeglichen Alters und jeglicher Herkunft zu gründen. „Der damalige Vorsitzende Klaus Wiese aber war sofort begeistert“, erinnert sich Schirrmacher.

Heute treffen sich jeden Dienstag 80 bis 90 Menschen am Teichweg in Ammersbek. Es gibt verschiedenste Bewegungsangebote und Gruppen, die Fußball spielen, Tischtennis, Boccia oder jene Sportart praktizieren, die den Verein in diesem Jahr weltweit bekannt machte – Floorball, die Sommervariante des Eishockeys. Mit sieben Teammitgliedern des Hoisbütteler SV reiste die Floorhockey-Nationalmannschaft im Januar nach Südkorea und gewann bei den olympischen Spielen für Menschen mit geistiger Behinderung die Bronzemedaille.

Für den Verdienstorden vorgeschlagen wurde Schirrmacher von anderen Mitgliedern aus dem Betreuerstab beim HSV. Zwei Jahre lang wanderte der zunächst irrtümlicherweise zum Hamburger Bürgermeister geschickte Vorschlag durch die Instanzen, vom Kreissportverband zum Landessportverband und auch der Ministerpräsident Torsten Albig, der Schirrmacher schon von einem Empfang im Januar kannte, warf einen Blick auf die zusammengetragenen Informationen.

Im Februar dieses Jahres ging der Werner-Otto-Preis für Behindertensport nach Hoisbüttel, im Juni erhielt Schirrmacher den Ehrenbrief des Kreissportverbandes. Im vergangenen Jahr wurde der Verein für sein Konzept „Inklusionssport – Sport für alle" mit dem Goldenen Stern des Sports auf Landesebene ausgezeichnet, die Ehrung auf Bundesebene durch Joachim Gauck im Januar musste Schirrmacher ausfallen lassen, da er zeitgleich in Südkorea weilte. Der zweiten Einladung des Bundespräsidenten kann er nun nachkommen.

Häufig versucht Schirrmacher, von seiner Person abzulenken, verweist auf das zehnköpfige Team, ohne dessen Mithilfe die Sportstunden in Ammersbek nicht durchzuführen wären. Und er betont immer wieder, was er sich von all den Ehrungen und Preisverleihungen wirklich erhofft: „Ich wünsche mir, dass noch mehr Sportvereine auf diese Idee kommen.“