Petrik Krajinovic reifte beim SV Eichede vom Nachwuchsfußballer zum Leistungsträger – und fällt nun für Monate aus

Steinburg. „Es tut weh“, sagt Petrik Krajinovic und lässt von der Tribüne des Ernst-Wagener-Stadions aus seinen Blick über den Fußballplatz schweifen. Morgens und abends nimmt der 20-Jährige eine Tablette gegen die Schmerzen im linken Knie, in dem fast alles kaputt ist. Aber das meint er gar nicht. Bei den Regionalligaspielen des SV Eichede nur zuschauen zu können, das ist das schlimmste für den Innenverteidiger. Es wird noch lange weh tun.

Das hintere Kreuzband ist eingeblutet, das vordere „zerfetzt“, wie es der Arzt ausdrückte. Beide Menisken wurden bereits genäht, das Kreuzband wird in drei Wochen operiert. In der Kniescheibe befindet sich ein Loch. Ein Sprung und bei der Landung eine schnelle Drehung – damit endete für Krajinovic im Spiel gegen den BV Cloppenburg vorerst das Abenteuer Regionalliga. „Ich denke, dass die Saison für mich vorbei ist“, sagt er. Die ersten Partien dieser Spielzeit hatte er wegen einer hartnäckigen Schambeinentzündung verpasst, in den Monaten zuvor warfen ihn bereits ein Bänderriss und Leistenbeschwerden zurück. 35 Minuten Viertligafußball bleiben somit bis auf weiteres der schmale Lohn für seine rasante Entwicklung in der vergangenen Saison, als er mit seiner Ruhe und Zweikampfstärke wesentlich zum Aufstieg der Stormarner beitrug.

„Petrik Krajinovic“, sagt Trainer Oliver Zapel, „ist ein Musterbeispiel dafür, dass beim Schritt vom Junioren- in den Herrenbereich ein großer Leistungssprung möglich ist.“ Frisch aus der A-Jugend des SVE gekommen war der stets höfliche, zurückhaltende, manchmal schüchterne Westerauer für die zweite Mannschaft in der Verbandsliga eingeplant. In der Vorbereitung unter dem damals neuen Übungsleiter überzeugte er aber sofort. Beim Saisonauftakt gegen den VfB Lübeck II war er der jüngste Eicheder in der Startelf und verpasste bis zur Winterpause nur ein Spiel. Sechs Monate später war er fester Bestandteil eines Regionalligaaufsteigers und auf der Internetseite www.transfermarkt.de mit einem Marktwert von 50.000 Euro beziffert.

Seine Eltern flüchteten in jungen Jahren vor dem Krieg zwischen Serbien und ihrem Heimatland Kroatien nach Deutschland, Krajinovic ist gebürtiger Hamburger. Seit er ein Jahr alt ist wohnt er in Westerau, begann auch das Fußballspielen in dem Dorf, das von noch weniger Menschen bewohnt wird als Eichede. Über den VfL Oldesloe wechselte er zur U17 des SVE. Mit seinem 16-jährigen Bruder Philip bewohnt „Peddy“, wie ihn Mannschaftskollegen und Fans nennen, die obere Etage des Elternhauses. Seit zwei Jahren lässt er sich in Ahrensburg zum Mechatroniker ausbilden. Mit seiner Verletzung wird er dort künftig mehr Zeit am Computer verbringen müssen. „Meine Idee, die Ausbildung schon sechs Monate früher, im Mai 2014 zu beenden, hat sich damit erledigt“, sagt er.

Einen bestimmten Tag des vergangenen Jahres wird der Abwehrspieler „nie vergessen". Der Tag, an dem er gegen den Preetzer TSV plötzlich im Sturm auflief. Auch Zapel erinnert sich gern: „Das Gespräch vor dem Spiel hat gefühlte drei Minuten gedauert. Ich habe ihm gesagt, was er zu tun hat und dass ich ihm die Matchwinnerrolle zutraue. Er nickte dreimal und hat dann das Spiel entschieden.“ Krajinovic erzielte beim 3:0-Sieg das erste Tor und bereitete die anderen beiden Treffer vor. „Ich war stolz auf ihn“, sagt Zapel und gerät – wie so oft, wenn es um Krajinovic geht – ins Schwärmen: Zuverlässig sei er, ehrlich, manchmal etwas zu bescheiden. Im Training tue er sich als einer der fleißigsten und lernwilligsten Spieler hervor. „Der Erfolg der Mannschaft steht bei ihm über allem.“

Ob Krajinovic seiner langen Verletzungspause auch etwas positives abgewinnen kann? Kopfschütteln. Sein Coach ist da optimistischer: „Ich bin mir sehr sicher, dass er sogar gestärkt daraus hervorgeht.“ Und die Fans? Sie druckten ihrem „Peddy“ zum Spiel gegen den VfL Wolfsburg II ein Transparent. „All’s warrt goot!“, versprachen sie ihm auf plattdeutsch – „Alles wird gut!“