Der 26-Jährige entscheidet den Vierkampf um den Platz im Tor der Regionalligafußballer vorerst für sich.

Steinburg. Es war ein Vorgang, der seinesgleichen sucht. Während andere Trainer in der Sommerpause so früh wie möglich die Nummer eins vergaben, verlängerte Oliver Zapel das Torwart-Casting beim SV Eichede bis in die laufende Saison hinein. Nur die Rückenverletzung von Fynn Berndt verhinderte, dass am vergangenen Sonntag gegen den TSV Havelse im vierten Spiel der vierte Keeper den Kasten der Regionalligafußballer hütete. Zapel hält vier Asse auf der Hand - und wird künftig erst mal Fabian Lucassen ausspielen.

Nachdem der Coach bei der jüngsten 1:4-Niederlage manch einen Spieler von den Anforderungen der neuen Liga überfordert sah, will er nun auf der Torwartposition auf die Karte Erfahrung setzen. "Fabian kennt die Gesetzmäßigkeiten der Regionalliga und kann mit seiner Gelassenheit auf seine Vorderleute einwirken", so Zapel. "Er hat gute Chancen, auch in den nächsten Spielen im Tor zu stehen." Mit seiner Routine aus 80 Regionalligaeinsätzen und Spielen in der Jugendnationalmannschaft hat der 26-Jährige seine weniger erfahrenen Konkurrenten Fynn Berndt, 24, Tom Pöhls, 23, und Julian Barkmann, 20, ausgestochen. Ein Ende des Vierkampfes bedeutet das nicht, das stellt Zapel schnell klar. Denn zwei der landläufigsten Auffassungen über Torhüter teilt der 45-Jährige nicht.

Erstens: Ein Torwart müsse sich mit der Abwehr einspielen. "Dieser Punkt wird überbewertet", sagt Zapel. Und zweitens: Ein Torwart müsse das Vertrauen des Trainers spüren. "Das ist typbedingt. Ich betrachte Torhüter eher als Feldspieler, sehe keinen Grund, einen Freibrief zu geben. Fynn Berndt zum Beispiel braucht kontinuierlich Hochdruck, um Leistung zu bringen."

Berndt war derjenige, der sich in der vergangenen Saison durchsetzte. Beim 0:0 gegen die zweite Mannschaft von Holstein Kiel hielt er überragend, begeisterte seinen Trainer zudem mit langen und präzisen Abschlägen und verpasste danach nur noch ein Spiel. Der im Winter als Königstransfer vermeldete Lucassen drückte die Bank. Die Rückennummer eins bleibt bei Berndt, die Rollenverteilung hat sich bis auf weiteres geändert - auch weil Berndts Umgang mit seiner Rückenverletzung vor dem Spiel gegen Havelse auf Zapels Unmut stieß.

Bereits am Abend vor der Partie waren die Probleme bei Berndt aufgetaucht. In der Hoffnung, noch rechtzeitig fit zu werden, informierte er Physiotherapeut Kai Knoesel - nicht aber Zapel. "Ich bin erstaunt, dass die üblichen Wege nicht eingehalten wurden. Es wäre im Sinne des Teams gewesen, das rechtzeitig zu kommunizieren", so Zapel. Die Folge war die Hektik kurz vor dem Anpfiff, nach langem Hin und Her musste der verunsicherte Barkmann beginnen und patzte auch bei seinem zweiten Auftritt.

"Julian tut mir im Nachhinein so leid", sagte Zapel, nachdem er sich das 1:4 gegen Havelse und Barkmanns Patzer vor dem Gegentreffer zum 0:3 noch mal auf Video angesehen hatte. "Ich mache ihm keinen Vorwurf. Er musste die Suppe auslöffeln, die ihm eingebrockt wurde." Der 20-Jährige ist der jüngste der vier Eicheder Torhüter. Er kam erst Ende der Sommerpause vom SV Todesfelde. "Möglicherweise hat er sich zu sehr unter Druck gesetzt", so Zapel.

An Barkmann hebt er die Sprungkraft und Fitness hervor. Pöhls zeichne sich durch "das beste situative Coaching" aus. Er könne wie keiner der anderen ein Spiel lesen und die Feldspieler mit prägnanten Anweisungen unterstützen. Zudem ist er mit 1,99 Metern Körpergröße der längste der vier Schlussmänner. "Er hat sich aber noch nicht vollends eingelebt", so Zapel.

Erfahrung und Reaktionsschnelligkeit auf der Linie - das sind die Qualitätsmerkmale, die Fabian Lucassen den Platz in der Startelf gegen den BV Cloppenburg bescheren (Sonntag, 1. September, 15 Uhr, Friesoyther Straße). "Ich kenne die Liga und mache mir nicht so einen großen Druck", sagt Lucassen, der schon für fünf andere Vereine viertklassig spielte. Dass auch er eine große Schwäche hat, die ihm das Leben unter Zapel schwer macht, ist ihm dabei bewusst. "In der Vorbereitung habe ich sechs Kilo abgenommen. Mein Ziel ist es, noch mehr zu machen. Die Aussicht auf weitere Einsätze motiviert natürlich zusätzlich."

Für Berndt, Barkmann und Pöhls gilt es zunächst, sich im Training und über gute Leistungen in der Schleswig-Holstein-Liga anzubieten. "Einsätze in der zweiten Mannschaft dürfen nicht als Bestrafung empfunden werden, sondern als Chance", betont Zapel immer wieder. "Alle vier Torhüter werden gebraucht."

Eines ist sicher, auch wenn Lucassen mal ausfällt oder die Erwartungen nicht erfüllt: Zapel hat immer noch ein Ass im Ärmel.