Zwölfjähriger vom FC Voran Ohe schwimmt im Freiwasser über 2500 Meter Freistil zur Goldmedaille. Stefan Runge vom ATSV holt Landesmeisterschaft.

Barsbüttel. Nilla Schweder ist genervt. Auf der Zuschauertribüne der Schwimm-und Sprunghalle im Berliner Europa-Sportpark beobachtet sie Sohn Kristoffer, der neben ihr sitzt. "Hier beim FINA Swimming World Cup tummelt sich die internationale Schwimmszene, und mein Filius hat nur Augen für sein Handy", schießt es der gebürtigen Schwedin durch den Kopf.

Doch weit gefehlt: Das zwölf Jahre alte Schwimmtalent des FC Voran Ohe ist mit den Gedanken ganz bei der Sache. Kristoffer nutzt die mobile Kommunikationstechnik um auszurechnen, wie viele Sekunden er durchschnittlich im Jahr schneller schwimmen muss, damit er als 18-Jähriger über 400 Meter Freistil die Zeiten der Top-Stars erreicht.

Dass Kristoffer den richtigen Kurs eingeschlagen hat, bewies er kürzlich bei den gemeinsam ausgetragenen offenen norddeutschen- und Landesmeisterschaften im Freiwasser. Der Siebtklässler des Hamburger Gymnasiums Marienthal ging auf der Regatta-Strecke in Hamburg-Allermöhe erstmals über 2500 Meter Freistil an den Start. Mit doppeltem Erfolg: In 34:24,25 Minuten gewann Kristoffer neben der Schleswig-Holsteinischen auch die norddeutsche Meisterschaft des Jahrgangs 2001.

"Mein Gefühl sagte mir, dass ich eine klasse Zeit geschwommen bin", sagt Kristoffer, der erst nach geschlagenen zwei Stunden durch einen Aushang an der Meldestelle vom offiziellen Wettkampfergebnis erfuhr. Dass Wasser sein Element ist, ließ der junge Barsbütteler bereits als Dreijähriger vermuten. "Im Schwimmbad mussten mein Mann und ich höllisch aufpassen, dass Kristoffer sich nicht die Schwimmflügel vom Arm reißt und ins tiefe Wasser springt", erinnert sich Nilla Schweder. Doch nicht nur Mutter Nilla und Vater Norbert mussten damals in der Nähe von Wasser auf der Hut sein, etwa zur gleichen Zeit bewies auch Großvater Peter Schweder seine Qualitäten als Rettungsschwimmer: Nur mit einer Windel bekleidet folgte Kristoffer am Reihersee (Niedersachsen) im Laufschritt einer Gruppe Enten ins tiefe Wasser.

Peter Schweder blieb keine Zeit lange nachzudenken: Mit Hemd und Hose bekleidet fischte er seinen Enkel aus dem Gewässer. Kristoffer: "Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, versuche ich nach wie vor mein Ziel mit allen fairen Mitteln zu erreichen."

Das Freiwasser ist auch das Element von Stefan Runge. Der 45-Jährige vom Ahrensburger TSV wurde in Hamburg-Allermöhe schleswig-holsteinischer Altersklassenmeister (AK 45). Der in Grönwohld lebende Steuerberater benötigte für die 2500-Meter-Distanz eine Zeit von 35:33,31 Minuten. Seit mehr als zehn Jahren trainiert der aktive Wasserballspieler des ATSV im Freiwasser, bevorzugt im Großensee. "Für die Strecke vom Nord- zum Südstrand und zurück benötige ich knapp eine Stunde und 20 Minuten", sagt Runge, der sich vor gut einem Jahr aufraffte und in knapp vier Stunden schwimmend die Straße von Gibraltar durchquerte.

"Die Idee, die rund 17 Kilometer lange Strecke von Kontinent zu Kontinent zu durchschwimmen, kam mir während eines Radurlaubs in Spanien", sagt der Grönwohlder. Über eine offizielle Organisation meldete er das Vorhaben an und wurde während des Schwimmens von zwei Booten begleitet. "Mitten durch das Meer zu schwimmen, der Strömung, den Wellen und dem Wind zu trotzen, erschien mir als eine völlig neue Herausforderung", sagt Runge.

Auch weitere Schwimmer des FC Voran Ohe feierten bei den Freiwasser-Meisterschaften über 2500 Meter Freistil Erfolge: Fynn Mohlfeld sicherte sich in 35:29,16 Minuten den Landesmeistertitel im Jahrgang 2000. In der Wertung der norddeutschen Schwimmverbände belegte er den zweiten Platz.

Der weibliche Jahrgangstitel (Jg. 2001) auf Landesebene ging an Laura Reckmann. Ihre Zeit von 36:35,03 Minuten bedeute gleichzeitig Rang fünf in der Wertung auf Nordebene. Über Bronze in der Landeswertung durfte sich Giulia Hombach (Jg. 2001) freuen: Sie benötigte für die zweieinhalb Kilometer eine Zeit von 37:47,54 Minuten. Knapp den Sprung auf das Siegerpodest verpasst hat dagegen Taylor Printz (Jg. 2000). 37:28,38 Minuten bedeuteten für ihn in der Wertung des Schleswig-Holsteinischen Schwimmverbandes Rang vier.