Andreas Gosch vom Team Hamfelder Hof startet am Sonntag in Hamburg zum zwölften Mal im Jedermannrennen

Trittau. Andreas Gosch deutet mit dem rechten Zeigefinger auf einen kleinen Riss auf der Oberfläche seines Fahrradhelmes. "Das hier ist vor ein paar Tagen bei einem Sturz mit dem Mountainbike geschehen", erklärt der 44 Jahre alte Radamateursportler vom Team Hamfelder Hof. "Erstaunlicherweise habe ich gar nicht gemerkt, dass ich mit dem Kopf auf den Boden aufschlug." Gosch, der seit mehr als 30 Jahren mit kleinen Unterbrechungen in Trittau lebt, schwört auf Schutzhelme. "Discounter bieten günstige schon für unter zehn Euro an. Das ist immerhin besser als gar kein Helm."

Seinen wird Gosch spätestens am kommenden Sonntag, 25. August, wieder aufsetzten: Gemeinsam mit 72 Radsportlern des Hamfelder Hofs und rund 22.000 weiteren Teilnehmern geht er in Hamburg beim Jedermannrennen der Vattenfall Cyclassics - nach Angaben des Veranstalters Europas größtes Radrennen - an den Start. Gosch, für den es die zwölfte Teilnahme des erstmals im Jahr 1996 ausgetragenen Radrennens ist, hat sich in seiner Altersklasse (Senioren 2) für die 155-Kilometer-Distanz entschieden - mit dem Ziel, seine Vorjahreszeit von 3:44,12 Stunden (Platz 38 in seiner Altersklasse) zu unterbieten. Der 44-Jährige hat sein Training umgestellt: "Ich muss meinen Körper langsam an die hohe Belastung gewöhnen, deshalb sitze ich momentan im Stück bis zu sechs Stunden im Sattel", sagt Gosch, der erst vor 14 Jahren mit Sport begann. "Bis zu meinem 30. Lebensjahr war ich eher ein Lebemann, habe bis zu 50 Zigaretten am Tag geraucht."

Er änderte den ungesunden Lebensstil: Gosch schwörte den Glimmstängeln ab - nahm allerdings mehr als 13 Kilogramm zu. "Mein damaliger Nachbar und heutiger sehr guter Freund Stephan Gräßmann, eine Sportskanone, überredete mich, mit dem Joggen zu beginnen", erinnert sich der Trittauer, der seinerzeit bereits mit Interesse beobachtete, wie Gräßmann beim Team Thyssen-Krupp in die Pedalen trat. "Als in der Mannschaft ein Platz frei wurde, war ich sofort zur Stelle", sagt Gosch, der von dem Zeitpunkt an bei Wettkämpfen Medaillen wie am Fließband sammelte. Mitten im Wohnzimmer trägt eine rund 1,50 Meter hohe Holzente - ein Geschenk zu seinem 30. Geburtstag - die Edelmetallflut an Hals und Kopf stumm zur Schau . "Ich nenne sie meine Ego-Ente", sagt Gosch schmunzelnd.

Sonst schiebt er gern Silberlinge der Hardrock-Band AC/DC oder der Heavy-Metal-Band Motörhead in den CD-Player. "Ich weiß nicht, wie lange die noch auf der Bühne stehen", sagt Gosch im Hinblick auf den angekratzten Gesundheitszustand von Motörhead-Sänger Lemmy, der beim diesjährigen Wacken Open Air nach einer halben Stunde seinen Auftritt abbrechen musste.

Wenn Gosch im Sattel sitzt, will er weder Lemmys Stimme noch den Klängen von AC/DC-Lead-Gitarrist Agnus Young zuhören. "Beim Radfahren empfinde ich Musik als störend, da will ich den Kopf frei bekommen und den anstrengenden Arbeitstag verarbeiten." Gosch, der in Großensee als Zimmermann tätig ist und deshalb von Berufs wegen viel mit Naturmaterialien zu tun hat, schwört auch sonst auf die seelenreinigende Kraft von Wiesen- und Waldgebieten: "In meinem Trainingsgebiet Hahnheide kenne ich mittlerweile jeden einzelnen Busch und jeden Grashalm", scherzt Gosch, der ganzjährig in die Pedalen tritt. "Im Winter bevorzuge ich aber das Mountainbike oder das Crossfahrrad." Seit gut neun Jahren ist der 44-Jährige Mitglied des Team Hamfelder Hof, seit sieben in der Position des Teamleiters. "Unsere Philosophie lautet: runter vom Sofa, rauf aufs Rad", sagt Gosch und betont, dass das Team Hamfelder Hof offen für jedermann sei.

Interessierte Radsportfreunde können mit ihm unter der Telefonnummer 0173/718 59 37 in Kontakt treten. Er sagt: "Wirklich jeder ist willkommen. Nur ein Fahrrad und selbstverständlich ein Sturzhelm sind mitzubringen."