Stormarner Fußballer schlagen in Runde eins des Hamburger Pokalwettbewerbs Klassenkonkurrent FC Bergedorf 85 mit 9:8 nach Elfmeterschießen.

Barsbüttel. Nach über zwei Stunden rennen, kämpfen und bangen in der prallen Mittagssonne mussten die Fußballer des Barsbütteler SV ein letztes Mal alles geben. Nach 70 Metern hatten sie den sprintenden Marco Reksidler endlich eingeholt und warfen sich kollektiv über ihren Torwart. Es war ein unsanftes Dankeschön für zwei gehaltene Elfmeter, das den 27-Jährigen nach dem 9:8 (1:1, 1:1, 0:0)-Erfolg seiner Mannschaft über den FC Bergedorf 85 ereilte. Durch den überraschenden Sieg bei den "Elstern" zogen die "weißen Schwäne" in die zweite Runde des Hamburger Pokalwettbewerbs ein.

1:1 hatte es nach 90 sowie nach 120 Minuten gestanden. Die kräftemäßig klar unterlegenen Hausherren schleppten sich in das Elfmeterschießen, das für sie auch beinahe die Rettung bedeutet hätte. Nachdem Barsbüttels Luis Oswaldo Carrion Gaona gleich zu Beginn am ehemaligen Oststeinbeker Maximilian Hentrich gescheitert war und die ersten vier Schützen des FCB getroffen hatten, stand Reksidler unter Druck. Der in der Vergangenheit so oft kritisierte Keeper parierte - und vier Elfmeter später noch einmal. Der Sieg des Außenseiters, der in dem nervenzehrenden Shootout acht von neun Elfmetern verwandelte, war nach insgesamt 18 Schüssen vom Punkt perfekt. Nur Sebastian Wojewodzki und Reksidler selbst mussten nicht antreten.

"So ein Elfmeterschießen sieht man nicht alle Tage. Es war atemberaubend", sagte ein sichtlich erleichterter Aydin Taneli. Der Trainer war Stunden vor dem Anpfiff aus der Türkei heimgekehrt. Dass die Begegnung ein so dramatisches Ende nehmen würde, war auch für ihn lange nicht zu ahnen.

Zur ungewöhnlichen Anstoßzeit um 11 Uhr war an den Sander Tannen noch kein Grill in Betrieb und den wenigsten der 120 Zuschauer schmeckte das Bier schon. Fußballerische Magerkost bekamen sie in der ersten Halbzeit zudem von den 22 Aktiven serviert. Die einzige Großchance vergab Barsbüttels Neuzugang Marvin Harwardt Sekunden vor dem Pausenpfiff.

Die Kameras der zahlreichen Medienvertreter waren aber ohnehin seltener auf das Geschehen auf dem Rasen gerichtet als auf den neuen Bergedorfer Trainer. Dietmar Demuth, der den FC St. Pauli 2001 in die Bundesliga und 2002 zum Sieg gegen Bayern München führte, übernahm vor einer Woche die Geschicke der Bergedorfer. Das Interesse an dem spektakulären Neuzugang auf der Trainerbank trieb mitunter seltsame Blüten. Als der Schiedsrichter nach 22 Minuten eine Trinkpause anordnete, stand plötzlich ein Fernsehteam auf dem Platz und filmte den mahnenden Coach, der nach einer guten Anfangsviertelstunde seiner Schützlinge mehr und mehr den BSV die Initiative übernehmen sah.

Nach dem Seitenwechsel wurde deutlich, dass die Stormarner körperlich viel weiter sind als der Klassenkonkurrent, mit dem es am vierten Spieltag der Landesliga Hansa (23. August) ein Wiedersehen gibt. Die Bergedorfer lagen häufiger mit Muskelkrämpfen am Boden als sie gefährlich auf das gegnerische Tor schossen. "Wir haben in der Vorbereitung viel im kämpferischen und läuferischen Bereich gearbeitet", so Taneli. Erstmals bezahlt machte sich das, als sich Gunnar Kiehn (kam vom TSV Trittau) 20 Meter vor Hentrich ein Herz fasste und volley in den Winkel vollendete - ein Traumtor. Ein Folge der mangelnden Cleverness, die Taneli bemängelte, war der kuriose Ausgleichstreffer durch Yasar Koca in der 90. Minute. Zehn Minuten zuvor hatte Betim Haxhiajdini freistehend die Entscheidung vergeben.

Doch noch etwas fiel bei der in orange gekleideten Mannschaft sofort auf: Die Atmosphäre ist nicht mehr zu vergleichen mit vielen Auftritten in der vergangenen Saison, als sich die Spieler mitunter, wie Taneli es ausdrückte, "gegenseitig zerfleischten". "Wir haben bei den Neuverpflichtungen darauf geachtet, dass sie eine positive Strömung in die Mannschaft bringen", sagte der Coach. Ein Beispiel ist Nico Sandig, der vom Rahlstedter SC kam.

Am kommenden Freitag startet der BSV beim FC Süderelbe in die Punktspielsaison (19.30 Uhr, Kiesbarg).

Barsbütteler SV: Reksidler - Kiehn, Grosche-Müller, Sandig, Wojewodzki - Koc, Tschichholz - Ünlü (91. Carrion Gaona), Harwardt (83. Karadeniz), Sütcü - Haxhiajdini.