16 Jahre alte Reinfelderin siegt bei norddeutschen U-18-Titelkämpfen im Weitsprung und über 200 Meter - und startet bei der DM

Reinfeld. 5,19 Meter - Pauline Arndts erster Versuch im Weitsprungwettbewerb der norddeutschen Meisterschaften in Berlin geht gründlich daneben. Die 16-Jährige vom SV Preußen Reinfeld ist unzufrieden. Zeit zum Grübeln bleibt ihr nicht. In knapp 30 Meter Entfernung stehen die Teilnehmerinnen des U-18-Finallaufs über 100 Meter in den Startblöcken. Nur die Bahn von Pauline ist unbesetzt. "Ärgerlich, dass beide Disziplinen zeitgleich stattfinden", schießt es der dunkelblonden Leichtathletin durch den Kopf, während sie hinüberläuft.

Dann konzentriert sie sich auf den vor ihr liegenden Abschnitt. Das Startsignal erklingt: Pauline schießt aus dem Startblock und macht Tempo. In 12,34 Sekunden überquert sie - hinter Hendrikje Richter von der LG Nike Berlin (12,18 Sekunden) - als Zweite die Ziellinie. Eine Silbermedaille ist der 16-Jährigen sicher. Gelassen kehrt sie zum Weitsprungwettbewerb zurück.

"Paulines missratener erster Versuch und ihr zwischenzeitlicher Medaillengewinn waren für den weiteren Verlauf des Weitsprungwettbewerbs von entscheidender Bedeutung", sagt Paulines Vater Michael Arndt, der seit sechs Jahren gleichzeitig ihr Trainer ist. Gemeinsam mit seiner Tochter analysiert der 45 Jahre alte Softwareentwickler die Anlaufphase und gibt entsprechende Tipps.

Mit Erfolg: Selbstbewusst katapultiert sich Pauline mit einem 5,77-Meter-Satz im zweiten Versuch an die Spitze des Teilnehmerfeldes. Und legt sogar noch zu: Im fünften Durchgang springt Pauline eine neue persönliche Bestleistung - 5,80 Meter. Der Goldmedaille im Weitsprung folgt tags darauf eine zweite: Über 200 Meter präsentiert Pauline sich erneut in Höchstform und läuft in 24,91 Sekunden wiederum persönliche Bestleistung - auch zur großen Freude ihres Vaters. Doch vier- bis fünfmal wöchentlich gemeinsames Training mit dem Vater - kann das auf Dauer gut gehen? "Der intensive Kontakt schweißt uns noch mehr zusammen", sagt Pauline. "Natürlich sind wir nicht immer einer Meinung, aber schlechte Stimmung löst sich schnell wieder in Luft auf."

Allerdings: In den kommenden zehn Monaten wird das Training auf Eis gelegt. Pauline kehrt Familie und ihrem Gymnasium, der Theodor-Mommsen-Schule in Bad Oldesloe, den Rücken. Die 16-Jährige wird in Decatur (US-Bundesstaat Georgia) die Miller Grove Highschool besuchen. "Ich wohne bei einer Gastfamilie, deren Tochter genauso alt ist wie ich", sagt Pauline. Mutter Christina ist begeistert. Sie sagt: "Toll dass Pauline diese Chance wahrnimmt. Ein Auslandsaufenthalt ist immer bereichernd." Zuvor steht aber für Pauline ihr bisher wichtigster Wettkampf an: Am kommenden Wochenende, 26. bis 28. Juli, startet sie bei den deutschen U-18/20-Meisterschaften in Rostock - über 100 und 200 Meter sowie im Weitsprung.

Bei den norddeutschen Meisterschaften haben noch weitere Stormarner Edelmetall gewonnen: Kim-Laura Thiede von der LG Glinde sicherte sich im Stabhochsprungwettbewerb der Damen die Silbermedaille. Im dritten Versuch überquerte sie die Höhe von 3.70 Meter. Drei dritte Plätze gab es bei den Damen in der Hochsprungkonkurrenz: Leonie Piehl, Sandra Mäckelmann (beide LG Reinbek-Ohe) sowie Britta Lauer (Hamburger SV) meisterten auf Anhieb die Höhe von 1,60 Meter, scheiterten danach an 1,65 Meter.

Je eine Silber- und eine Bronzemedaille ging an Leonie de Graaf: Die Wurfspezialistin vom VfL Oldesloe erreichte im weiblichen U-18-Kugelstoßfinale mit einer Weite von 13,99 Meter den zweiten Rang. Den Diskus schleuderte die 16-Jährige auf 35,19 Meter - der drittweiteste Wurf.

Die Medaillenränge knapp verpasst haben Julien Bargas (U 18) von der LG Reinbek-Ohe, der über 800 Meter in 1:58,70 Minuten Vierter wurde, und die 4x100-Meter-Staffel der Damen der LG Reinbek-Ohe. Darlene Harder, Carina Hofmeister, Leonie Piehl und Sandra Mäckelmann liefen in 48,46 Sekunden auf Platz vier.