Der 22-Jährige Reinbeker wird im finnischen Tampere Vierter über 800 Meter

Reinbek. Im Ziel wurde Andreas Lange (LG Reinbek-Ohe) von seinen Gefühlen übermannt - es flossen bittere Tränen. "Ich war so enttäuscht", sagte der 22-Jährige, der bei den U-23-Europameisterschaften der Leichtathleten im finnischen Tampere als Vierter über 800 Meter dass erhoffte Edelmetall knapp verpasste. Dabei lief Lange in 1:46,40 die zweitschnellste Zeit seiner Karriere.

"Ich wollte diese Medaille so sehr", sagte er. Bis 200 Meter vor dem Ziel ging der Plan des zweifachen deutschen Juniorenmeisters, sich gleich vom Start weg hinter Pierre-Ambroise Bosse in zweiter Position einzureihen und das Tempo des favorisierten Franzosen mitzugehen, auf. "Dann entstand eine kleine Lücke, aber trotzdem fühlte ich mich noch gut", sagte der Reinbeker. Lange bog als Zweiter aus der letzten Kurve auf die Zielgerade ein, wähnte sich auf Silberkurs. Doch auf den letzten Metern wurde er doch noch von Taras Bybyk (Ukraine) und Amel Tuka (Bosnien-Herzegowina) abgefangen. Der Ukrainer blieb in 1:46,20 Minuten um fast 1,4 Sekunden unter seine persönlichen Bestzeit, Tuka lief in 1:46,29 Minuten Landesrekord und steigerte sich sogar um beinahe zwei Sekunden. "Dass sich beide so verbessern, habe ich nicht erwartet", sagte Lange.

Bundestrainer Henning von Papen war sofort zur Stelle, um seinen Schützling zu trösten. Wenig später meldeten sich auch Mutter Petra und Freundin Darlene Harder per SMS. "Alle haben versucht, mich aufzubauen. Doch in so einer Situation will man keine tröstenden Worte hören oder lesen. Da ist man einfach nur traurig", sagte Lange.

Der Reinbeker schnappte sich gleich seine Klamotten und verschwand aus dem Stadion, um eine halbe Stunde allein zu sein. Abends im Bett war an Einschlafen nicht zu denken. "Ich habe mich hin- und her gewälzt. Nachts um Viertel nach eins bin ich aus dem Zimmer geschlichen, um noch einen kleinen Spaziergang zu machen", sagte Lange. Seine Gedanken kreisten immer um die eine Frage: Habe ich etwas falsch gemacht? Lange: "Die Antwort lautet: Ich habe sowohl in der Vorbereitung als auch taktisch im Rennen alles richtig gemacht. Deshalb hake ich das jetzt ab und blicke nach vorn."

Schon am kommenden Freitag will er versuchen, in Bottrop die Norm für die Weltmeisterschaften in Moskau zu schaffen.