Die Hamburger Bundesligamannschaft war zu Gast im Travestadion. 540 Zuschauer erleben das 6:31 gegen Bielefeld Bulldogs.

Bad Oldesloe . "Für die Zuschauer war es das erhoffte Spektakel. Unsere Mannschaft erwischte allerdings einen rabenschwarzen Tag", sagt Max Paatz. Der Sportdirektor der American-Football-Mannschaft Hamburg Huskies klingt frustriert. Mit Recht: Insgeheim hatte der 37 Jahre alte Oldesloer im Travestadion auf einen Sieg gegen die Bielefeld Bulldogs gehofft. Doch es kam anders: Die auf Tabellenrang drei liegenden Hamburger mussten gegen den Tabellenführer der zweiten German Football League eine empfindliche 6:31 (6:31)-Niederlage einstecken.

Wenige Minuten waren gespielt, da beförderte Bielefelds Runningback Olukayode Ajayi die eiförmige Kunststoffkugel nach einem 15-Yard-Lauf erstmals in die Hamburger Endzone - Touchdown für die Gäste. Noch vor der Halbzeitpause gelang Runningback Jesse ter Meulen sowie zweimal Linebacker Phillip Gamble das gleiche Kunststück.

Mit einem Kick von der Zwei-Yard-Linie verwandelte Defenseback Pascal Bröhl sicher die zusätzlichen Pats (Point after touchdown). Hamburgs Quarterback Marico Gregersen versagten hingegen die Nerven: Nach dem einzigen Touchdown der Hanseaten durch Tight End Jan-Paul Dierks setzte er den Ball knapp neben den linken Pfosten. "Die Bielefelder haben uns auf dem komplett falschen Fuß erwischt", sagt Paatz, der sich über seine Leistungsträger Clemens Sommerfeld und Dominic David ärgerte: Zwei Touchdowns der Nordrhein-Westfalen gingen individuelle Fehler der Defenseback-Spieler voraus.

Der Mehrheit der Stadionbesucher war dies eher gleichgültig. Seit Tagen fieberten sie dem Moment entgegen, die amerikanische Ballsportart hautnah zu erleben. Eine seit Jahren von der Hamburger Behörde für den Monat Juli festgelegte Platzsperre der meisten Rasenplätze bescherte Stormarn dieses besondere Sporterlebnis. Für Paatz, der seit 2004 in der Kreisstadt lebt, war Bad Oldesloe erste Wahl. "American Football gewinnt durch so eine Aktion im Kreis an Popularität", sagt der 37 Jahre alte Werbekaufmann.

541 zahlende Zuschauer nahmen das Angebot dankend an. Vielleicht heißt es in den kommenden Wochen noch ein zweites Mal: Touchdown für die Hamburg Huskies. "Aufgrund eines Jugend-Länderspiels im Fußball werden auf unserer Platzanlage im Hammer Park die Drainagen erneuert und der Rasen neu verlegt. Deshalb werden wir für mindestens zwei weitere Heimspiele auf neutrale Spielstätte ausweichen", so Paatz. "Das Travestadion kann ich mir als nochmalige Optionen gut vorstellen."

Viele Kreisstädter wird es freuen. "Wir kommen auf jeden Fall wieder", sagt Michael Niquet. Der Oldesloer besucht mit Sohn Tim das Travestadion. "Es ist echt cool, beim American Football so hautnah dabei zu sein", sagt Tim, der beim SV Sülfeld in der Fußball-D-Jugend im Mittelfeld die Fäden zieht, zudem für den VfL Oldesloe den Badmintonschläger schwingt. Die Sorge, das Spielgeschehen nicht zu verstehen, erwies sich für Vater Michael als unbegründet: "Wir Zuschauer bekommen Dank der der lockeren Moderation schnell einen Überblick über die grundsätzlichen Spielregeln", sagt Michael Niquet. Martin Sieg, Gründungsmitglied der Huskies im Jahr 1996, kommentierte kurzweilig am Mikrofon das sportliche Geschehen. "Ältere Menschen haben mir nach der Begegnung freudig erzählt, dass sie das erste Mal in ihrem Leben den Ablauf eines American-Football-Spiels einigermaßen verstanden haben", sagt der 44 Jahre alte Ammersbeker.

Auch Familie Piekarski aus Bad Oldesloe fühlte sich bestens unterhalten. "Wir sind voll auf unsere Kosten gekommen", sagt Vater Stephan, den ein häuslicher Unfall zur Änderung seiner Urlaubspläne zwang. "Beim Rausstellen des Wäscheständers bin ich mit dem Fuß umgeknickt", sagt Stephan Piekarski.

Mit eingegipstem rechten Fuß las er in der Tageszeitung von dem Event im Travestadion. "American Football ist schon etwas besonderes, trotzdem gefällt mir der Fußballsport in Deutschland besser", sagt Sohn David. Der Achtjährige weiß, wovon er spricht. Wie Bruder Simon kickt auch er beim VfL Oldesloe.

Unsportlich in einem sonst fairen Spiel wurde es gegen Ende der ersten Halbzeit: Dale Heffron kommentierte zwei Entscheidungen der Schiedsrichter mit dem Mittelfinger der rechten Hand. Die Konsequenz: Bielefelds Headcoach wurde aus der Coachingzone verwiesen und musste sich den Rest der Partie von außen anschauen. Gleich zweimal erhielt sein Team eine Raumstrafe von 15 Yards.

Ein Vorteil, der die Hamburger Offenseline in die Nähe der Bielefelder Endzone brachte, diese aber keinen Nutzen draus ziehen konnte - sehr zum Ärger von Sportdirektor Max Paatz.