Im Travestadion in Bad Oldesloe treffen im Spitzenspiel der zweiten German Football League die Hamburg Huskies auf die Bielefeld Bulldogs.

Bad Oldesloe. "Das Kreiden der knapp 40 Spielfeldlinien übernehmen wir lieber selbst", sagt Max Paatz und schmunzelt. Als Sportdirektor der Hamburg Huskies ist der 37-Jährige den Verantwortlichen des VfL Oldesloe für die Bereitstellung des Travestadions über alle Maße dankbar. Doch wenn ein Footballfeld gemäß den Vorgaben einzuteilen ist, verlässt er sich lieber auf sein eigenes, fünfköpfiges Kreideteam.

American Football kommt nach Bad Oldesloe: Am kommenden Sonnabend, 13. Juli, steht den Kreisstädtern ein sportliches Spektakel bevor. Die Hamburg Huskies, Tabellendritter der zweiten German Football League Nord, treffen auf Tabellenführer Bielefeld Bulldogs. Der Spitzenreiter wirkt angeschlagen: Die Bielefelder verloren gerade bei den Bonn Gamecocks ihr erstes Saisonspiel.

Der Kick-Off (Anstoß) im Travestadion erfolgt um 17 Uhr. Die Eintrittspreise sind familienfreundlich: Erwachsene zahlen fünf, Kinder drei Euro. "Wir hoffen auf 500 bis 800 Zuschauer", so Paatz. Typisch amerikanisch: Abends bietet die Gaststätte der Bowlerei (Sandkamp 7) ein After-Game-Barbeque an: all-you-can-eat-Burger für 9,90 Euro.

Doch warum spielen die Huskies im Travestadion, und nutzen nicht die eigene Sportstätte im Hammer Park? "Wie jedes Jahr im Juli sind in Hamburg fast sämtliche Rasenplätze gesperrt", sagt Paatz, der seit 2004 in der Kreisstadt lebt und dort eine PR- und Werbefirma leitet.

Die Suche nach einer Ausweichspielstätte war für ihn eine Herzensangelegenheit. "Durch so eine Aktion gewinnt American Football im Kreis an Popularität", sagt der Sportdirektor, dem nach einer im Travestadion anberaumten Pressekonferenz ein alter Bekannter über den Weg lief: Hubert Woelki. Der Leichtathlet verpflichtete den Sportdirektor gleich an Ort und Stelle zur Teilnahme am Werferabend des VfL Oldesloe. "Ich habe natürlich sofort zugesagt", so Paatz, der den Speer 36,29 Meter weit warf und beim Kugelstoßen auf 9,10 Meter kam. Paatz: "Beide Wurfgeräte habe ich seit gut 20 Jahren nicht mehr in der Hand gehabt."

American Football im Kreis Stormarn - da werden einige sofort an die Stormarn Vikings zurückdenken. An den sportlichen Höhepunkt, als sie 1995 erfolglos in der Relegation um den Aufstieg in die zweite Bundesliga mitmischten. Aber auch an den sportlichen Tiefpunkt, als sich die Mannschaft im Folgejahr auflöste und die meisten Spieler zu den neu gegründeten Hamburg Wild Huskies überliefen. Jenem Verein, aus dem im Jahr 2009 das Footballteam der Hamburg Huskies hervorging.

Wie in der German Football League üblich, bauen auch die Hamburger auf Spieler aus Übersee. "It's great to play Football in Germany - it is like living my dream", sagt Kendral Ellison, Linebacker der Hamburg Huskies. Der 25-Jährige Amerikaner aus Decatur (Bundesstaat Alabama) spielt seit drei Jahren in Deutschland. Nach einer erfolgreichen Football-Karriere auf dem Rhodes College in Memphis (Bundesstaat Tennessee) legte Ellison einen Zwischenstop bei den Pori Bears (Pori/Finnland) ein. In Deutschland lief der 25-Jährige zuerst im Dress der Lübeck Seals auf. Dort lernte er Paatz kennen. Kein Wunder, dass sich der Weg der beiden bei den Hamburg Huskies erneut kreuzte.

Doch es geht auch auf dem direkten Weg: Kaum hatte Dominic David aus Salem im Bundesstaat Oregon seinen Collegeabschluss in der Tasche, saß der 22-Jährige im Flugzeug mit Ziel Deutschland. In Hamburg bestreitet er seine erste Saison in Übersee. "I'm glad to play Football and work at the same time on my career", sagt der 22 Jahre alte Defenseback, der in Hamburg ein Praktikum als Physiotherapeut macht und später Sport und Beruf vereinbaren will.

"Amerikanische Footballspieler haben nach ihrer Zeit am College nur im Ausland die Möglichkeit, ihre Sportart weiter zu betreiben", sagt Coach Andre Schleemann, der zu Saisonbeginn in Hamburg anheuerte. "In den Vereinigten Staaten gibt es kein gestaffeltes System mit unteren Spielklassen wie bei uns im Fußball die Kreis- oder Bezirksligen. Da spielt man in der National- oder Arena-Football-League oder widmet sich Familie und Beruf."