Frank Ockens komplettiert beim Regionalligaaufsteiger das Führungsteam. Der 38-Jährige war selbst ein guter Fußballer und Tennisspieler.

Steinburg. Büffeln, büffeln büffeln ... Frank Ockens kommt sich mit seinen 38 Jahren zurzeit wie ein Schüler vor. "Zunächst einmal versuche ich, mir Namen und Gesichter aller Spieler einzuprägen", sagt der neue Liga-Manager des SV Eichede. "Ich möchte so schnell wie möglich jeden kennenlernen, studiere deshalb die Mannschaftsliste mit den dazu gehörenden Porträtfotos." Keine leichte Aufgabe - immerhin umfasst Eichedes Leistungskader derzeit 48 Spieler. Das nächste wird sein, die Statuten der Regionalliga zu pauken. Ockens soll beim erstmals in die vierthöchste Spielklasse aufgestiegenen Dorfclub künftig nicht nur die Personalplanung übernehmen, sondern auch für den Spiel- und Trainingsbetrieb verantwortlich sein. "Er ist erster Ansprechpartner für die Spieler, das Bindeglied zwischen Mannschaft, Trainerteam und Vereinsführung", sagt der Vorsitzende Olaf Gehrken.

Der erste Eindruck von seiner neuen Wirkungsstätte sei positiv, so Ockens. "Momentan gibt es nichts auszusetzen. Mit Trainer Oliver Zapel liege ich auf einer Wellenlänge. Die Spieler geben viel Gas und machen auch abseits des Platzes einen guten Eindruck. Charakter, Einstellung und Benehmen sind mir ebenso wichtig wie fußballerische Qualitäten." Um sich mit den Verantwortlichen auszutauschen und im neuen Umfeld möglichst schnell zurecht zu finden, hat Ockens sogar eine Nacht in Rothenhusen am Ratzeburger See verbracht, wo die Eicheder von Donnerstag bis gestern im Trainingscamp waren.

Eigentlich hatte sich der 38-Jährige nach seinem Ausstieg als Manager beim Hamburger Oberligaclub SV Rugenbergen auf etwas mehr Freizeit eingestellt, und nicht im Traum daran gedacht, so schnell wieder einen Job im Fußball zu übernehmen, und schon gar nicht in der Regionalliga. "Ich hatte mir schon eine kleine Komfortzone eingerichtet, selbst mal wieder Tennis und Fußball gespielt", sagt Ockens. Dann kam die erste Kontaktaufnahme durch Zapel, einige Tage später der Anruf von Gehrken.

"Von da an ging alles recht schnell", sagte Ockens. "Ich habe gleich gemerkt, dass man in Eichede eine ähnliche Philosophie verfolgt wie in Rugenbergen, vor allem auf eigene Talente baut. Der große Unterschied: Eichede ist schon da, wo ich mit Rugenbergen immer hin wollte. Deshalb bin ich dankbar, dass mir die Verantwortlichen diese einmalige Chance geben."

Die finale Entscheidung traf allerdings der Familienrat, dem auch seine Frau Tina und die acht Jahre alte Tochter Mia angehören. Ockens: "Meine Frau war die erste, die sagte, ich soll das machen. Meine Tochter hat mir ihr Okay gegeben, nachdem ich sie vergangenen Dienstag mit zum Training nach Eichede genommen habe." Dass Ockens mit seiner Familie in Rellingen wohnt, sei ein Punkt gewesen, der intensiv diskutiert wurde, letztlich jedoch kein Hinderungsgrund gewesen. Ockens: "Die Fahrzeit beträgt mehr als eine Stunde, aber ich muss ja nicht bei jedem Training dabei sein." Dass Ockens in einem ähnlich strukturierten Verein gearbeitet habe, sei ein Kriterium für seine Verpflichtung gewesen, sagt Gehrken. Ein anderes seine erstklassigen Kontakte im Hamburger Fußball.

Frank Ockens bezeichnet sich selbst als "fußballverrückt". Fast jede freie Minute nutzt er, um sich zu informieren. "Ich bin nicht der Typ, der zu Hause auf dem Sofa hockt und Fernsehen schaut. Ich sitze lieber mit einem schönen Glas Rotwein vor dem Computer und studiere in den Onlineausgaben der Zeitungen Fußballberichte, mache mir Notizen."

Ockens war in seiner aktiven Zeit selbst mehr als nur ein passabler Fußballer. Er spielte für die SV Halstenbek-Rellingen in der damaligen Oberliga. Mehrfach traf er dabei auch auf den heutigen Trainer Zapel, der beim TuS Hoisdorf als Spielmacher und Torjäger glänzte. Ockens: "Im Gegensatz zu Zapel war ich ja nie ein Filigrantechniker, sondern mehr von der robusten Sorte. Aber als solcher habe ich mich auf dem Platz immer gerne um Gegenspieler wie ihn gekümmert." Seit dieser Zeit kennen sich beide. Der Kontakt sei nie besonders eng gewesen, man habe sich aber geschätzt und respektiert."

Später kam der Rellinger über den Wedeler TSV nach Rugenbergen. Als er mit den Bönningstedtern vor drei Jahren aus der Landes- in die Oberliga aufstieg, sah er den Zeitpunkt gekommen, um mit dem aktiven Fußball Schluss zu machen. "Damals habe ich fünf oder sechs Kilo zuviel gewogen und es fehlte einfach die Motivation, um mich durch die Saisonvorbereitung zu quälen", sagt Ockens. "Ich war als Spieler nie ein Vollasket, sondern habe immer das Leben genossen." Ockens wurde ein Jahr Co-Trainer, wechselte dann auf den Managerposten.

Seit frühester Jugend spielte er parallel auch immer schon Tennis - mit beachtlichem Erfolg. Mit seinem Heimatverein SV Halstenbek-Rellingen und dem Schenefelder TC brachte er es bis in die Zweite Bundesliga. Einmal spielte er sogar mit Tommy Haas gemeinsam Doppel. "Das ist aber schon ewig her", sagt Ockens. "Damals war ich zwölf Jahre alt und Tommy neun."

Später entdeckte er auch seine Leidenschaft für den Golfsport. Zu seinen besten Zeiten hatte er Handicap 4. Ockens: "Inzwischen bin ich aber nicht mehr so gut, es fehlt einfach die Zeit zum üben." Mit Golf hat Ockens allerdings beruflich zu tun. Er ist Geschäftsführer der Cart Care Company, die Golfcarts und Transportfahrzeuge vertreibt.

Fußball bleibt trotz allem die Nummer eins. Früher hatte er eine Dauerkarte für den HSV. Mittlerweile sind aber nur noch Frau und Tochter regelmäßig im Stadion. Ockens hat zu selten Zeit - und ein wenig fehlt auch die Lust: "Ich sehe ab und zu die Übertragungen auf Sky, aber immer öfter muss ich mich über die Leistungen der Bundesliga-Mannschaft ärgern."