Valentin Böckler wurde beim German Freestyle Battle Dritter. Der 21-Jährige aus Grande hat die Funsport-Academy gegründet, um Talente zu beraten.

Grande. Valentin Böckler trommelt nervös mit den Fingern auf den Schreibtisch. Zum wiederholten Mal wandert sein Blick aus dem Bürofenster. Nein, er hat sich nicht geirrt. Das stärker gewordene Hin- und Herwiegen der Baumkronen verrät dem 21 Jahre alten Freestyle-Surfer: Der Wind hat an Kraft deutlich zugenommen.

17 Uhr - endlich Feierabend. Böckler hastet zu seinem vor dem Hamburger Bürogebäude geparkten Mercedes-Kombi. Seine Surfutensilien hat er vorsorglich am Morgen im Heck verstaut. Der Grander drückt auf das Gaspedal. Sein knapp 150 Kilometer entferntes Ziel: Die Ostseeinsel Fehmarn. Für Freestyle-Surfer ein ideales Trainingsrevier: "Die Orther Reede ist ein Flachwassergebiet, in dem selbst bei stärkerem Wind kaum Wellengang aufkommt", sagt Böckler, der meist erst bei Windstärke fünf bis sechs sein Surfsegel aufriggt, um verschiedene Kunststücke auf dem Wasser zu trainieren. "Die Windrichtung muss natürlich passen. Westwind macht am meisten Spaß", so der 21-Jährige, der fast den gesamten Februar auf den Kapverdischen Inseln verbrachte - zum Training. Aber auch, um für seinen neuen Sponsor Gun Sails kurze Promotionfilme zu drehen.

Das intensive Training zahlte sich aus: Drei Monate später belegte er beim German Freestyle Battle 2013 in Lemkenhafen (Fehmarn) den dritten Rang. "Das war mein bisher größter sportlicher Erfolg", so Böckler, der sich vor drei Jahren auch auf internationaler Ebene als U 20-European-Freestyle-Champion und Windsurf-Talent of the Year einen Namen machte.

Der German Freestyle Battle hat seine eigenen Gesetze. Und seine eigene Geschichte: Von Freestylern für Freestyler - unter diesem Motto nahm Böckler vor zwei Jahren die Geschicke selbst in die Hand. Er gründete den Verein Freestyle Battle. "Wir richten jedes Jahr unsere eigenen inoffiziellen Meisterschaften aus", sagt der Grander. "Innerhalb unserer Szene halten wir Kontakt über Facebook. Wir einigen uns auf ein spezielles Wochenende und bei genügend Wind kann es losgehen."

Zum diesjährigen Event kamen knapp 30 Surfer - die Creme de la Creme der Freestyle-Szene - aus dem gesamten Bundesgebiet zusammen. Auf der eintägigen Veranstaltung standen Originalität und die Ausführung artistischer Elemente wie Loopings, Drehungen und Sprünge im Mittelpunkt.

Eine Jury bewertete die einzelnen Elemente. Das Besondere: Die Freestyler beurteilen sich selbst. Abwechselnd schlüpfen sie in die Rolle der Wettkampfrichter und bewerten ihre Mitstreiter. Besser als der Stormarner schnitt in diesem Jahr nur der Kieler Tilo Eber vor Adrian Beholz aus Gaienhofen am Bodensee ab.

Surfer gehören zu den wenigen Idealisten der heutigen Sportszene. Bei den Jugendlichen hat das Kite- dem Windsurfen mittlerweile den Rang abgelaufen. Böckler will das nicht so einfach hinnehmen: "Ich möchte Jugendliche für das Windsurfen begeistern." Und Freestyle-Surfen gehöre seiner Meinung nach ohnehin mehr ins Rampenlicht. Vor drei Jahren hat er die Funsport-Academy gegründet. Sein Ziel: Er will Nachwuchstalente beraten - in Sponsorenfragen, aber auch im Bereich der Selbstvermarktung. Böckler kennt das Geschäft. Er weiß aber auch, dass es nicht leicht ist. "Vom Surfen allein kann ich noch nicht leben", sagt er. "Mit verschiedenen geschäftlichen Aktivitäten halte ich mich über Wasser."

Böckler vertreibt über einen eigenen Internet-Shop gebrauchte Boards, Segel und Gabelbäume. Zwei Tage in der Woche arbeitet der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann in einem Hamburger Surfshop am Oortkatener See.

Er denkt auch an die Zeit nach seiner Surfkarriere: Als Volontär einer Hamburger PR-Agentur lernt der 21-Jährige zur Zeit die harte Schule der Werbebranche kennen. Sein Glück: Als ehemalige Surfweltmeisterin kann Agenturchefin Andrea Höppner Böcklers aufkommende Unruhe bei Starkwind bestens nachempfinden.

Als weitere Einkommensquelle hat der Grander Stand-up-Paddle-Rennen für sich entdeckt. Es darf nur nicht allzu oft wie kürzlich bei einem Wettbewerb im niedersächsischen Oldenburg ablaufen. Böckler belegte den zweiten Platz. "Ich war überrascht, als ich bei der Siegerehrung anstelle eines Preisgeldes von einigen Hundert Euro einen Gutschein für eine dreitägige Kreuzfahrt nach Norwegen in die Hand gedrückt bekam", so Böckler. "Im Dinnerjacket an der Rehling stehen - das ist definitiv nicht mein Ding."