Badmintonspieler Tjorven Konrad Meyer gewann schon mehr als 30 Trophäen. Der Elfjährige zählt zu den größten Talenten in Stormarn

Trittau. Heute ist Sommeranfang. In den nächsten Wochen werden die Haare von Tjorven Konrad Meyer durch die Sonne noch heller werden und die Haut dunkler. "Dann sieht er aus wie Michel aus Lönneberga", sagt Svea Grönke-Meyer über ihren elfjährigen Sohn. Und tatsächlich: Die Ähnlichkeit zu dem Schauspieler, der in der Verfilmung von 1971 den Held aus dem Roman von Astrid Lindgren verkörperte, ist unverkennbar. Nur die Zahnlücken fehlen.

An eine andere Figur der schwedischen Kinderbuchautorin erinnert der Rufname des hervorragenden Badmintonspielers, ein sogenannter Unisex-Name. Sowohl Mädchen als auch Jungen können "Tjorven" heißen. Doch ob nun Saltkrokan oder Lönneberga - Tjorven Konrad Meyer hält seine Eltern nicht durch zahlreiche Streiche in Atem. Wenn er von seinen regelmäßigen Ausflügen heimkehrt, hat er keine Suppenschüssel auf dem Kopf, sondern meistens einen Pokal in der Sporttasche.

Mehr als 30 Trophäen hat der Trittauer, der in Neumünster für Blau-Weiß Wittorf spielt, schon angesammelt. In seinem Zimmer funkelt es. "Vergangenes Jahr mussten wir ein zweites Regal an die Wand hängen", sagt Tjorven. Seit er vor sechs Jahren erstmals den Schläger in die Hand nahm, wurde er zweimal Landesmeister im Doppel, einmal im Einzel. Bei einem internationalen Turnier in Randers (Dänemark) schaffte er das "Triple", gewann im Mixed, Doppel und Einzel. In diesem Jahr erreichte er zudem, was in Schleswig-Holstein noch keiner schaffte: Den fünften Erfolg hintereinander bei der landesübergreifenden Turnierserie Victor-Mini-Cup.

Wer sich im Badmintonzirkus etwas auskennt, stutzt, wenn er erfährt, dass der Elfjährige in Neumünster trainiert und spielt. Zwei Stunden ist er für Hin- und Rückweg allein für eine Übungseinheit unterwegs. Zum Bundesligaaufsteiger TSV Trittau, im Nachwuchsbereich einer der erfolgreichsten Vereine Deutschlands, könnte er mit dem Fahrrad fahren. Der Grund für die Vereinswahl ist Tjorvens ältere Schwester Annika Kristina. Sie folgte dem Lockruf aus Neumünster mit der Aussicht auf große Erfolge. Tjorven kam mit und bereute es nicht. Auch für die 15-jährige Annika lohnte sich der Wechsel. 2012 gewann sie mit ihren neuen Teamkollegen im Juniorenbereich den Deutschen Mannschaftsmeistertitel.

Mit dem Badmintonschläger können die Geschwister ähnlich gut umgehen. Charakterlich unterscheiden sie sich "wie Schwarz und Weiß", findet die Mutter. Während Annika immer ruhig und ausgeglichen wirke, sei Tjorven sehr emotional. "Inzwischen hat sich das etwas gelegt. Schläger gehen im Gegensatz zu früher nicht mehr zu Bruch", erzählt Grönke-Meyer. "Neulich ging er nach einem verlorenen Doppel sogar lächelnd vom Platz."

Der Drang nach Aktivität ist geblieben. "Tjorven ist immer in Bewegung ist. Am liebsten würde er den ganzen Tag Sport machen." Wenn der Federball mal in der Ecke liegen bleibt, tauscht Tjorven die Hallen- gegen die Noppenschuhe aus. Er läuft für die zweite D-Jugend des TSV Trittau im Sturm auf. "An Fußball mag ich, dass es ein Teamsport ist", nennt der HSV-Fan den positiven Unterschied zum Badminton. Und auch der Golfsport bietet einen exklusiven Vorzug: "Der Ball fliegt so schön weit", so der gebürtige Stuttgarter, der im Alter von einem Jahr nach Trittau kam.

Was seine sportliche Zukunft anbelangt, lässt es Tjorven ruhig angehen. Dass er als außergewöhnliches Badmintontalent gilt, ist ihm auch mit seinen elf Jahren längst bewusst. Oft genug wurde ihm das von Trainern gesagt. Eine Pflicht mag er daraus nicht ableiten. Will er sich weiterhin zum Leistungssport orientieren, wird er zwar mittelfristig vor der Wahl stehen, welche Disziplin es denn sein soll. Aber Tjorven sagt: "Ich weiß nicht, ob ich mich irgendwann entscheiden muss." Noch lassen sich die Überlegungen aufschieben. Die Sommerferien bieten selbst einem Allrounder wie dem Gymnasiasten mit den Lieblingsfächern Sport und Biologie ausreichend Zeit.

Wer braucht schon eine Fernreise, wenn er den ganzen Tag Sport machen kann? Mitte Juli fährt Tjorven für eine Woche nach Malente. Trainingslager mit dem Badmintonverein. In Siek wird er an einem Fußballcamp des HSV teilnehmen. Und auch den Golfschläger will er wieder schwingen.

An diesem Wochenende, 22./23. Juni, spielt Tjorven in Hamburg bei einer Sichtung des Bundestrainers für Talententwicklung, Dr. Dirk Nötzel, vor. Es ist für ihn schon die fünfte Reise dieser Art, bei der er die Nacht im Hotel verbringt und am Tag von einem Bundestrainer geprüft wird. Früher war er sehr aufgeregt, inzwischen verspürt er keinen großen Druck mehr. "Ich würde schon gern in der Nationalmannschaft spielen", sagt Tjorven Konrad Meyer. "Aber das ist ja nicht das Allerwichtigste auf der Welt." Was ist denn das Allerwichtigste auf der Welt? "Spaß haben."