Präsident Olaf Gehrken vom SV Eichede spricht nach dem Aufstieg der Fußballer über Stadionumbau, Risikospiele und Personalentscheidungen.

Steinburg. Wenn Olaf Gehrken an den Erfolg der Fußballer des SV Eichede denkt, schlagen zwei Herzen in der Brust des Vereinspräsidenten. Mit dem Gewinn des Meistertitels in der Schleswig-Holstein-Liga ging ein Traum für ihn in Erfüllung. Der damit verbundene Regionalligaaufstieg birgt für Gehrken aber auch Risiken. Im Interview mit der Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn erklärt er, was sich im Umfeld des Dorfvereins jetzt ändern muss.

Hamburger Abendblatt: Herr Gehrken, mit welchem Gedanken sind Sie am Morgen nach dem Spiel gegen Norderstedt aufgewacht?

Olaf Gehrken: Riesenfreude und Stolz, denn der 8. Juni und die damit verbundenen Erfolge auf Grundlage unserer Jugendarbeit sind eine Auszeichnung für alle unsere mehr als 60 ehrenamtlichen Trainer, Betreuer, Helfer und Vorstandsmitglieder des SV Eichede. In erster und zweiter Mannschaft sind während der Saison mehr als 30 Spieler eingesetzt worden, die aus unserer Nachwuchsarbeit stammen. Mit ihnen nun in der vierten und fünften Liga zu spielen, ist sensationell. Am Sonntagmorgen kam aber dann auch schnell der Gedanke, dass der Verein nun einen riesigen Berg Arbeit vor der Brust hat. Dass wer hoch fliegt, auch tief fallen kann. Und dass wir das vermeiden wollen und werden.

Eine der zentralen Aufgaben wird es sein, das Ernst-Wagener-Stadion regionalligatauglich zu machen. Wird denn definitiv in Eichede gespielt?

Gehrken: Ja. Ob wir möglicherweise die sogenannten Risikospiele woanders absolvieren, werden wir in den kommenden Tagen besprechen. Es gäbe für diese Fälle Ausweichoptionen, zum Beispiel die Lohmühle in Lübeck. Wobei ich in der Regionalliga keine wirklichen Risikospiele sehe. Eine besondere Herausforderung wird dem gegenüber sicherlich das Spiel unserer zweiten Mannschaft in der Schleswig-Holstein-Liga gegen den VfB Lübeck.

Welche Sicherheitsvorkehrungen werden in solchen Fällen getroffen?

Gehrken: Wir werden mehr Ordner einsetzen. Bei manchen Spielen werden natürlich auch Polizeibeamte vor Ort sein. Darüber entscheiden aber letztlich der Verband und die Polizei selbst.

Welche Umbaumaßnahme muss als erstes ergriffen werden?

Gehrken: Der Spieler- und Schiedsrichterzugang zum Umkleidetrakt muss vom Zuschauerbereich abgegrenzt werden. Ich halte das für vernünftig und wir werden das zeitnah umsetzen. Zudem muss es einen abgegrenzten Gästebereich geben, falls die Risikospiele in Eichede ausgetragen werden.

Muss auch am Spielerkader noch gebastelt werden?

Gehrken: Unser Trainer Oliver Zapel traut der aktuellen Mannschaft inklusive der Transfers, die wir bereits getätigt haben, den Klassenerhalt in der Regionalliga zu. Wir versuchen aber weiterhin, uns qualitativ deutlich zu verstärken. Eine weitere Neuverpflichtung ist Ardian Sejdiu, 19, aus Großhansdorf, der bisher beim FC St. Pauli II gespielt hat. Ardian ist ein defensiver Mittelfeldspieler mit Stärken im Spielaufbau. Auch Stürmer Haris Huseni, 20, der bis zur Winterpause beim VfB Lübeck unter Vertrag stand, hat nun einen Job gefunden, der es ihm ermöglicht, bei uns ab 1. Juli Fußball zu spielen.

Hat der Verein in der Regionalliga Mitspracherecht bei den Spielansetzungen?

Gehrken: Wir können einen Wunschtermin äußern. Der bleibt Sonntag, 15 Uhr - im Winter 14 Uhr. Es wird aber seitens des Norddeutschen Fußball-Verbands zwangsläufig Umterminierungen geben.

Wird es eine Zusammenarbeit mit einer Eventagentur künftig häufiger geben? Zum Spiel gegen Norderstedt engagierte der Club einen professionellen Stadionsprecher und einen DJ.

Gehrken: Wir müssen in einigen Bereichen unsere Arbeit intensivieren, so auch im Marketing und Sponsoring, dafür werden wir auch weiterhin punktuell professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Unser Hauptaugenmerk liegt aktuell darin, Trikot-Partner jeweils für erste und zweite Herrenmannschaft zu gewinnen; Firmen die interessiert sind, können sich gern mit mir in Verbindung setzen.

Auf die Nachwuchsarbeit wird viel Wert gelegt. Mit dem Abstieg der B-Junioren steht fest, dass in der nächsten Saison keine Jugendmannschaft aus Eichede in der Regionalliga vertreten ist. Damit kann der Verein nicht zufrieden sein.

Gehrken: Wir haben schon in der Hinrunde gemerkt, dass die Arbeit im Jugendbereich nicht so gut lief, wie wir uns das vorgestellt haben. Im Winter haben wir Christian Koch mit dem Aufgabenfeld Administration Oberer Jugendbereich im Vorstand installiert und Michael Clausen als Jugendkoordinator für die kommende Saison verpflichtet. Das waren die ersten Personalentscheidungen überhaupt für die Saison 2013/2014, woran man sieht, dass für uns die Jugendarbeit weiterhin an erster Stelle steht. In den letzten ein, zwei Jahren haben wir mit unseren Personalentscheidungen im Jugendbereich nicht immer richtig gelegen, das hoffen wir nun wieder korrigieren zu können.

Wenn Sie auf die letzten Monate zurückschauen: Gibt es ein Saisonhighlight?

Gehrken: Mich freut ganz besonders, dass der Weg, den wir vor etwas mehr als einem Jahrzehnt eingeschlagen haben, mit diesen Erfolgen, die im Amateurfußball unter unseren Rahmenbedingungen wohl für die Ewigkeit sein werden, bestätigt haben. Maßgeblichen Anteil daran haben Unterstützer im Hintergrund wie Hermann Klitzke, Manfred Puppel und Oliver Bruss.

Zurück zum Tag nach dem entscheidenden Norderstedt-Spiel: Haben Sie Ihre Drohung, die Mannschaft um 10 Uhr zum Frühstück antreten zu lassen, wahr gemacht?

Gehrken: Das war nicht umzusetzen. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich die meisten Spieler auf dem Rückweg von der Hamburger Reeperbahn. Ich habe übrigens Beweisfotos gesichtet, auf denen zu sehen ist, wer mich nach dem Spiel mit Bier und Sekt übergossen hat. Beispielsweise Gerrit Schubring, unser jüngster Spieler, der in der Aufstiegsrunde eingesetzt wurde. Auch, wenn er schon zehn Jahre bei uns spielt, das werden wir noch mit aller Härte sanktionieren müssen. (lacht)