Die zwölf Jahre alte Großhansdorferin Delia de la Rubia gewinnt beim deutschen Turnfest den Pokalwettkampf Kür modifiziert 2.

Großhansdorf. Der Schwebebalken ist für einige Turnerinnen ein Albtraum: fünf Meter lang und nur zehn Zentimeter breit. Nicht umsonst hat er den Spitznamen Zitterbalken. Delia de la Rubia ist anderer Meinung. Die Turnerin vom SV Großhansdorf bezeichnet das 1,20 Meter hohe Schwebebalken als ihr Lieblingsgerät.

Voll konzentriert nimmt die Zwölfjährige einige Schritte Anlauf und katapultiert sich mit beiden Beinen in die Höhe. Gut ein Meter über dem Balken vollführt sie einen Spagat. Als sei es das Natürlichste auf der Welt, kommt sie auf dem Sportgerät - kaum breiter als ein Bierdeckel - wieder in den sicheren Stand. Ähnlich erfolgreich turnte Delia bei den Landesmeisterschaften im schleswig-holsteinischen Wedel. Dort erreichte sie in ihrer Altersklasse den dritten Rang (38,40 Punkte). Beim internationalen deutschen Turnfest in Mannheim konnte Delia den Pokalwettkampf Kür modifiziert 2 für sich entscheiden.

Delias Leistungen werden auch auf Landesebene verfolgt: Ende vergangenen Jahres berief der Schleswig-Holsteinische Turnverband sie in den Landes-D-Kader. "Delia turnt meist die olympische Version. Das ist im Geräteturnen die höchste sportliche Klasse", sagt Trainerin Eike Biemann. Die 49-Jährige turnt selbst seit ihrem siebten Lebensjahr. Sie ist überzeugt: "Turnen hält jung", sagt sie.

Beim SV Großhansdorf leitet sie drei Mal in der Woche das Training. "Fünf Trainingseinheiten wären besser, doch das schaffe ich zeitlich nicht", sagt die Studienrätin des Großhansdorfer Emil-von-Behring-Gymnasiums.

Biemann ist das große Vorbild von Delia. "So wie sie möchte ich später auch mal werden", sagt die Sechstklässlerin der Ahrensburger Stormarnschule, die im Alter von fünf Jahren mit dem Turnsport begann.

Ihr Lieblingsfach in der Schule ist neben den Fächern Sport, Deutsch und Englisch auch Mathematik. "Ich kann gut mit Zahlen umgehen", sagt Delia - ein Vorteil bei den komplizierten Wertungsvorschriften im Geräteturnen. Delias Zimmer schmückt ein Poster von Niall Horan, Zayn Malik, Liam Payne, Harry Styles und Louis Tomlinson - besser bekannt als One Direction, eine britisch-irische Boygroup. "Ich mag die Musik", sagt Delia. "Aber auch die Bandmitglieder."

Delia ist begeisterte Anhängerin der Casting-Show Germany's Next Topmodel. "Meine Tochter schaut sich meist die Wiederholung tags darauf im Internet an", sagt Mutter Sonia de la Rubia. "Die Sendung läuft ja meist bis kurz vor Mitternacht." Die Großhansdorferin war in jungen Jahren selbst leidenschaftliche Turnerin - jetzt werden nur ab und an die Joggingschuhe geschnürt. "Turnen ist cool", findet Delia. Sie hat in den vergangenen zwei Jahren für jeweils eine Woche an einem Trainingslager im dänischen Viborg teilgenommen. Für diesen Sommer ist ein dritter Aufenthalt geplant.

Kommendes Jahr kann Delia ihre Englischkenntnisse verbessern. Die Turnerinnen des SV Großhansdorf werden für sieben Tage ins schottische Dundee reisen. Die Gastgeberinnen hat Delia bereits kennengelernt - vergangenes Jahr in Viborg.

"Salto heißt im englischen Somersault, Riesenfelge Giant Wheel und Schwebebalken Balance Beam", so die Großhansdorferin, deren Freizeit knapp bemessen ist. Fünf Mal in der Woche steht bei ihr Training auf dem Programm - dreimal beim SV Großhansdorf, zweimal fährt Mutter Sonia mit ihr zu einer Hamburger Turntalentschule.

Ihre schulischen Leistungen leiden nicht unter dem großen zeitlichen Aufwand. "Ihr Zeugnis besteht fast nur aus Einsen", sagt Mutter Sonia. Sie glaubt: "Jugendliche, die gut im Sport sind, arbeiten in der Schule effizienter."