Dressurreiterin Marie-Theres Bahn strebt mit ihrem Wallach die Grand-Prix-Klasse an. In Hamburg und Wedel gelangen gute Platzierungen

Grönwohld. Elegant und voll konzentriert bewegt sich Dr. House 2 - kurz Dino genannt - durch das Dressurviereck. Der erst acht Jahre alte Wallach hat mit seiner Reiterin Marie-Theres Bahn beim Turnier in Wedel bisher alle Aufgaben gemeistert. Obwohl die Wettkampfstätte durch den Dauerregen unter Wasser stand. "Dino schreckt sonst vor der kleinsten Pfütze zurück", sagt die 23-Jährige vom Verein Pferdesport (PS) Granderheide.

Vor dem nächsten Wechsel der Gangart wird Dino plötzlich unruhig. Marie-Theres Bahn folgt dem Blick ihres Pferdes. "Oh nein, bitte nicht", schießt es ihr durch den Kopf. Was sie erblickt - abseits des Dressurplatzes - lässt auch ihre Nerven flattern: Kreischende, in einer Pfütze spielende Kinder. Doch Dino behält die Nerven. Er beendet die Vorführung souverän. 858,00 Punkte springen für Ross und Reiterin heraus - und Platz zwei bei der Dressurprüfung Klasse S.

Ähnlich erfolgreich lief es für beide beim Deutschen Spring- und Dressur-Derby im Hamburg Klein Flottbek. Marie-Theres Bahn erreichte mit Dino im Finale des U-25-Derbys mit Pferdewechsel den dritten Rang (197,42 Punkte) "Die Finalteilnehmerinnen mussten dreimal an den Start gehen", erklärt Vater Ronald Bahn. "Zuerst wurde das eigene Pferd geritten, dann die Tiere der beiden anderen Teilnehmerinnen." Bei der anschließenden Siegerehrung wurde Dino als jüngstes und bestes Pferd geehrt.

Der in Grönwohld lebende 61-Jährige ebnete seiner Tochter bereits im Grundschulalter den Weg in den Pferdesport - mit einer Zehnerkarte für das Ponyreiten. Sinnbildlich steht somit ein Stück Papier für den Anfang einer erfolgreichen Dresurrreiter-Laufbahn. Mit Quanderas, dem Vorgänger von Dino, kam Marie-Theres zu nationalen und internationalen Ehren: Zwei Jahre lang ritt sie für Deutschland im U-21-Bundeskader. Vor gut zweieinhalb Jahren veräußerte Familie Bahn den Wallach. Die Stormarnerin, die an der Universität Hamburg die Fächer Mathematik und Chemie auf höheres Lehramt studiert, blieb dem Dressursport treu. Kurz nach dem Verkauf von Quanderas entschied sie sich gemeinsam mit ihrem Vater für ein neues Pferd: den damals sechsjährigen Dr. House 2.

"Dino hat das Potenzial zum Spitzenpferd", sagt Ronald Bahn. Schritt für Schritt wurde der Wallach an den Dressursport herangeführt. "Wenn man zu früh zuviel von einem Pferd verlangt, wird es schnell überfordert und blockiert psychisch", sagt Tochter Marie-Theres Bahn.

Die Grönwohlderin bekommt bei der Ausbildung ihrer Pferde seit mehr als zehn Jahren kompetente Unterstützung. Trainerin Karin Rehbein, selbst ehemalige Weltklasse-Dressurreiterin, gehört in Deutschland zu den Besten ihres Faches. "Wir haben ihr viel zu verdanken", sagt Ronald Bahn, der ursprünglich einer Fußballerfamilie entstammt. Sohn Lennard liegt diese Leidenschaft immer noch im Blut: Der 22-Jährige soll künftig für den SV Eichede seine Tore schießen. Ob er die Treffer für die Steinburger in der Schleswig-Holstein- oder in der Regionalliga erzielt, wird dann die am kommenden Wochenende beginnende Aufstiegsrunde zeigen.

Für Fußball kann sich Marie-Theres nicht so richtig begeistern - dafür mobilisiert sie für den Pferdesport alle Kräfte. Sie übernahm - mit der Gründung vor knapp einem Jahr - den Vorsitz des Vereins Akademischer Reitclub Hamburg. Mit viel persönlichem Einsatz sicherte sie der Hansestadt für Anfang Dezember die Deutschen Hochschulmeisterschaft im Spring- und Dressurreiten. "Zwölf Universitätsteams und neun Einzelreiter werden an den Meisterschaften teilnehmen", sagt Marie-Theres Bahn. Und verweist auf weltbekannte Reiter wie Karsten Huck, Isabell Werth oder auch Reiner Klimke, die aus diesen Universitätsteams hervorgegangen seien.

Die erfolgreiche Reitsportkarriere der 23-Jährigen wurde vor gut drei Jahren auch von übergeordneter Stelle gewürdigt. Breido Graf zu Rantzau, Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, verlieh ihr in Neumünster das Goldene Reitabzeichen für ihre großen Erfolge im Dressursport.

Mit Dino steht Marie-Theres Bahn erst am Anfang einer angestrebten großen sportlichen Laufbahn. "Ich wünsche mir mit Dino den Sprung in die schwerste internationale Klasse - den Grand Prix", sagt Marie-Theres Bahn. "Quanderas hatte leider nicht das Potenzial, den letzten Schritt in den Grand Prix zu gehen."