Oststeinbeks Trainer Stefan Kohfahl formte seine Fußballer zum Landesligameister. Im Interview verrät er sein Erfolgsrezept.

Oststeinbek. Nach dem Abstieg in der vergangenen Saison hat Stefan Kohfahl die Fußballer des Oststeinbeker SV auf direktem Wege zurück in die Oberliga Hamburg geführt. In der Landesliga Hansa setzten sich die Stormarner gegen den haushohen Favoriten aus Dassendorf durch, verloren nur eine Partie. Besonders auf Kunstrasen begeisterte die neu zusammengestellte Mannschaft mit offensivem Kurzpassspiel und erzielte in den 14 Spielen am heimischen Meessen im Durchschnitt mehr als vier Tore.

In seinem zehnten Jahr als Trainer des OSV will sich Kohfahl wieder in Hamburgs Eliteklasse etablieren. Im Interview mit dem Hamburger Abendblatt spricht der 44-Jährige über sein Geheimnis des Teambuildings, über eine mögliche Verpflichtung von Hochkarätern wie Sascha de la Cuesta und seinen Sommerurlaub in Spanien.

Hamburger Abendblatt: Herr Kohfahl, wie haben Sie und die Mannschaft nach dem 5:2-Sieg gegen den Hamm United FC den Aufstieg gefeiert?

Stefan Kohfahl: Wir haben bis 20 Uhr im Clubheim gesessen, der Erste Vorsitzende Hans-Helmuth Luther hat ein Essen ausgegeben. Richtig lang konnten wir nicht feiern, da ja am nächsten Tag alle wieder zur Arbeit mussten. Aber das holen wir nach. Der Vater von Torwart Yalcin Ceylani betreibt ein türkisches Restaurant, dorthin hat er uns eingeladen.

Nach dem Abstieg aus der Oberliga waren Sie wie so oft zum Umbruch gezwungen. Nur Michael Weiß, Imad Mokaddem und Maximilian Hentrich blieben. Es kamen hauptsächlich junge und talentierte Spieler, von denen aber einige als schwierige Charaktere gelten. Wie haben Sie es dennoch geschafft, eine disziplinierte Mannschaft zu formen?

Kohfahl: Man muss sich als Trainer auch mal etwas zurücknehmen. Wir betreiben viel Analyse, sprechen sehr oft. Die Spieler können sich einbringen, wir entscheiden gemeinsam über das Spielsystem. Ich lasse dem Team viele Freiheiten. Dennoch haben wir auf dem Platz eine klare Hierarchie. Und wenn ich dann mal dazwischen haue wie in der Halbzeit des Dassendorf-Hinspiels, das wir dann mit neun Mann auch 3:0 gewonnen haben, merken de Spieler, dass der Alte auch mal Recht hat. (lacht)

Was kann der OSV in der Oberliga erreichen?

Kohfahl: Wir wollen nicht in Platzierungen denken, sondern unsere Art von Fußball durchsetzen, unser Vier-Phasen-Spiel weiterentwickeln. Nicht nur wegen unserer Heimstärke hoffe ich auf einen einstelligen Tabellenplatz.

In dieser Saison ging die Mannschaft Zweikämpfen weitestgehend aus dem Weg. Grätschen gab es kaum zu sehen. Kann man mit einem schon fast körperlosen Spiel in der Oberliga bestehen?

Kohfahl: Auf Kunstrasen können wir das beibehalten, bei Auswärtsspielen auf Naturrasen müssen wir künftig bewusster in die Zweikämpfe gehen. Insgesamt werden wir unsere Philosophie beibehalten. Ich glaube, dass wir damit sogar Vorbild für andere Mannschaften sind.

Bei Führungen und Spielen gegen Abstiegskandidaten grenzten die Auftritte teilweise an Arroganz.

Kohfahl: Da bewegen wir uns auf einem schmalen Grat. Zielstrebigkeit unabhängig vom Spielstand, wie es Jürgen Klopp immer fordert, haben wir nicht immer an den Tag gelegt. Dass wir es können, wenn es eng wird, sieht man daran, dass wir 14 Mal einen Rückstand aufgeholt haben.

Wie groß ist die Gefahr, dass Spieler wie Rafael Monteiro im Laufe der Sommerpause nicht doch noch abgeworben werden?

Kohfahl: Wie es aussieht, wollen alle bleiben. Die Begehrlichkeiten anderer Vereine sind immer da. Aber die Jungs wollen weiter mit ihren Freunden spielen. Wenn jemand die Chance hat, in die Dritte oder Vierte Liga zu wechseln, helfe ich dabei, das habe ich immer so gehandhabt.

Welche Rolle spielt dabei, dass der Großteil der Mannschaft Futsal bei den Hamburg Panthers spielt?

Kohfahl: So eine Partnerschaft wie in Oststeinbek finden die Spieler nirgendwo anders. Sie können sich entscheiden, ob sie irgendwo in der Oberliga für etwas mehr Geld spielen wollen, oder bei uns und zusätzlich mit den Panthers im Europapokal.

Sie hatten selten das Glück, einen Großteil der Mannschaft länger als eine Saison zu behalten.

Kohfahl: Als vor der Saison 2009/2010 das letzte Mal viele zusammengeblieben sind, sind wir in der Oberliga prompt Sechster geworden. Ich freue mich auf ein zweites Jahr mit dieser Mannschaft. Wir können uns taktisch noch weiter entwickeln.

Wie sieht es mit Neuverpflichtungen aus?

Kohfahl: Wir sind zwangsläufig in Kontakt mit allen drei Spielern der Hamburg Panthers, die noch nicht bei uns spielen. Das sind Sascha de la Cuesta, Steven Lindener und Mohamed Labiadh. Außerdem führen wir Gespräche mit jungen Spielern, die in der Oberliga keinen Stammplatz haben. Einer ist Artur Hoppe, der sechs Mal beim SV Curslack-Neuengamme zum Einsatz kam.

Wie steht der notorisch klamme OSV derzeit finanziell da?

Kohfahl: Wir machen gute Arbeit, vom Liga-Ausschuss-Vorsitzenden Jörg Appelt und Team-Manager Holger Rochow bis zu den Wurstverkäufern. Wir sind in der Lage, die auch dringend nötigen Aufwandsentschädigungen zu zahlen. Vierstellige Summen können wir natürlich bei Weitem nicht leisten.

Gibt es weitere Pläne, den Verein noch besser aufzustellen?

Kohfahl: Wir haben uns für die Saisoneröffnung beworben, wo im Schnitt 1000 Zuschauer kommen. Vor dem Hintergrund des dubiosen Punktabzugs in der letzten Saison wäre es nur gerecht, wenn wir den Zuschlag bekommen. Wir machen ja auch an vielen Stellen positiv auf uns aufmerksam. Wir veranstalten Hamburgs größtes Hallenturnier mit 24 Mannschaften und produzieren die beste Stadionzeitung.

Es scheint, als steckten Sie all ihre Freizeit in den OSV. Wie halten Sie den Stress aus?

Kohfahl: In dieser Saison war es positiver Stress. Schlimm wäre nur die Saisonverlängerung gewesen, wenn wir Zweiter geworden wären und jetzt darauf warten müssten, ob es noch ein Relegationsspiel gibt.

Beschwert sich Ihre Frau manchmal, weil Sie so wenig Zeit haben?

Kohfahl: Manchmal ist sie genervt. Von Fußball hat sie wenig Ahnung. Ich fand es toll, dass Sie zum entscheidenden Spiel gegen Hamm United gekommen ist.

Können Sie in der Sommerpause Urlaub machen?

Kohfahl: Wir fahren für zwei Wochen in unser Haus nach Barcelona. Dort kann ich die Familie dafür entschädigen, dass ich sonst wenig Zeit habe. Aber ich werde mir dort natürlich auch einige Fußballspiele anschauen.