RV Trave Bad Oldesloe organisiert erstmals gemeinsame Meisterschaften der Nordverbände. 521 Starter bei Straßenrennen und Einzelzeitfahren.

Travenbrück/Reinfeld . Als Thorben Woelki die Wespe zwischen Fahrradhandschuh und Armbanduhr entdeckt, ist es bereits zu spät. "Der erste Stich des Jahres - und das gleich in der ersten Runde des Rennens", sagt der 39 Jahre alte Radsportler. Und trotzdem: Nach 116 Kilometern überquerte Woelki mit seinem Rennrad in der Altersklasse Senioren 1 als Zweiter die Ziellinie - nur Aljoscha Gonschior (Athletico Büdelsdorf) war schneller.

Bei den gemeinsamen Meisterschaften der Nordverbände Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern sicherte sich der in Bad Oldesloe geborene Woelki dreimal Silber: In Reinfeld beim Straßenrennen als Zweiter der norddeutschen Meisterschaften und Landesmeisterschaften, sowie tags zuvor in Travenbrück/Ortsteil Tralau in der Landesmeisterschaftswertung des Einzelzeitfahrens als Vize-Landesmeister - Fünfter in der Gesamtwertung - im Einzelzeitfahren.

Woelki hat den Spitznamen Toni Carboni - der Künstlername erinnert an einen Starfigaro, der im Fernsehen sein neuestes Haarshampoo anpreist. "Aus dieser Ecke kommt der Name auch", sagt Woelki. "Während eines Trainingslagers auf Sizilien sahen Freude von mir einen Friseurladen namens Carboni." Seitdem wird der der 39-Jährige mit den wasserstoffblonden Haaren so genannt. Woelki ist gelernter Maler und dafür bekannt, dass er zu jedem Rennen sein Fahrrad im neuen Look präsentiert. Diesmal war sein Rahmen in Neongrün lackiert. Greta Toni Sophie prangt in großen schwarzen Buchstaben seitlich auf den Laufrädern.

"Das ist meine sechs Monate alte Tochter. Sie ist mein ganzer Stolz", erklärt Woelki. Die Kleine hat ihren Vater schon zu Sponsorenterminen begleitet. "Greta sorgt bei den Firmenvertretern gleich für eine positive Grundstimmung - da geht dann immer was", so Woelki, der mit dem Mountainbike in den Radsport einstieg. Er sagt: "Vor gut 20 Jahren war ich Stevens-Teamfahrer." Es folgte der Wechsel von zwei auf acht Räder: Der 39-Jährige begann mit dem Speedskating. Vor gut vier Jahren gründete er sein eigenes Team - das den Namen Toni Carboni trägt.

Mitorganisator Barry Lessentin vom ausrichtenden RV Trave Bad Oldesloe gewann in der Landeswertung der Altersklasse Senioren 4 zweimal Silber. Neben dem Einzelzeitfahren beendete er auch das Straßenrennen als zweitschnellster Schleswig-Holsteiner.

207 Fahrer und Fahrerinnen gingen beim Einzelzeitfahren an den Start, 314 waren es beim Straßenrennen. Marcus Baranski (RG Hamburg) gewann das Einzelzeitfahren der Elitefahrer über 25,8 Kilometer in 33:28 Minuten. Manuela Haverkamp-Roisch (RG BSV Hamburg) war über 17,2 Kilometer in 25:27 Minuten die schnellste Frau.

Im Straßenrennen über 116 Kilometer setzte sich Heinrich Berger (Harvestehuder RSV) in 2:42,44 Stunden durch. Lisa Müller-Ott (Uni Ski Club Kiel) siegte in 1:26,45 Stunden im Rennen der Frauen über 58 Kilometer. "Die Feuerwehren von Reinfeld, Steinfeld, Havighorst und Rehhorst sorgten an der Strecke für einen reibungslosen Ablauf ", so Lessentin.

Bettina Paulsen war überraschend schnellste Hobbyfahrerin: Die für das Team Hamfelder Hof startende Trittauerin überquerte nach 46,4 Kilometern als erste Frau in 1:20,58 Stunden die Ziellinie. Dabei ist sie gar nicht topfit. "Ich habe mir Anfang des Jahres einen Bänderriss zugezogen", sagt die 33-Jährige. "Als ich an der Tankstelle aus dem Auto ausstieg, bin ich auf dem eisglatten Untergrund ausgerutscht."

Paulsen arbeitet im Sozialamt der Kreisverwaltung Stormarn. Auch dort setzt sie sich für mehr Bewegung ein. "Ich rate meinen Kollegen immer, anstatt des Fahrstuhls einfach öfter mal die Treppe zu nehmen", so Paulsen. Sie selbst fährt allerdings seit der Verletzung Fahrstuhl. Ihre sechsjährige Jack-Russel-Hündin Lissy wartet sehnlichst auf "Frauchens" Genesung. Sie will gemeinsam mit Bettina Paulsen wieder zum Agility nach Brunsbek fahren.