Der 20-jährige Kevin Burmester gewinnt in Greifswald Titelkämpfe im K-1. 2014 wird der Kampfsportler in den Profibereich wechseln

Glinde. Gespannt wartet Kevin Burmester in der Ringmitte auf das Urteil des Kampfgerichts. Fünf packende Runden eines Weltmeisterschaftskampfes nach K-1-Regeln liegen hinter dem 20 Jahre alten Kampfsportler aus Glinde. Burmesters Gegner Jurica Skoranec aus Kroatien - amtierender Junioren-Europameister - erwies sich als die erwartet schwere Aufgabe. Dann ist es soweit: Der Ringrichter greift zum Mikrofon und verkündet vor mehr als 1000 Zuschauern in der Mehrzweckhalle in Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern) das einstimmige Urteil: "Sieger und damit neuer K-1-Weltmeister der Gewichtsklasse bis 66,7 Kilogramm ist - Kevin Burmester."

"K-1 ist ein in den 1980er-Jahren in Japan entwickeltes Kampfsport-Regelwerk, um Kämpfe zwischen Vertretern verschiedener Kampfsportarten zu ermöglichen", erklärt Lutz Burmester, Vater und Trainer des zweimaligen Weltmeisters. K-1 kombiniert Techniken aus dem Boxsport, dem Kick- und Thaiboxen sowie anderen Kampfsportarten. Erlaubt sind Schläge mit der Hand, Stöße mit dem Knie und Kicks mit dem Fuß. Verboten sind Schläge mit Kopf oder Ellenbogen. Ebenso Tiefschläge und Würfe.

Grundlegendes Ziel beim K-1 ist durch Knockout oder Kampfrichterentscheidung zu gewinnen. Drei Kampfrichter vergeben für getroffene Schläge Punkte, die bei einem Kampf über die volle Distanz über Sieg oder Niederlage entscheiden. In Japan werden K-1-Kämpfe vor mehr als 70.000 Zuschauern ausgetragen.

Seinen ersten WM-Titel gewann Kevin Burmester im Kickboxen nach WKN (World Kickboxing Network) - vergangenes Jahr in Portugal. In Greifswald stieg der Glinder in den Farben seines Trittauer Vereins X'ite-Fighting in den Ring. In Runde zwei kam es beinahe zum vorzeitigen Aus: "Skoranec erwischte mich mit einem knallharten rechten Haken am Kinn", sagt Kevin Burmester. Der Treffer hinterließ Wirkung: Schwankend und mehr mit Reflexen als mit durchdachten Aktionen agierend rettete sich der 20-Jährige in die Ringpause.

"Ich hatte das Handtuch in der Hand und war jederzeit bereit, den Kampf abzubrechen", sagte Lutz Burmester. "Ich wusste aber auch, dass Kevin über erhebliche Nehmerqualitäten verfügt." In Runde drei übernahm der 20-Jährige von Beginn an das Kommando und trieb Skoranec durch den Ring.

In der vorletzten Runde landete der Glinder mit dem Knie einen Wirkungstreffer am Kopf des Kroaten und schickte seinen Gegner für eine knappe Minute auf die Matte. "Er reklamierte einen Tiefschlag und wurde deshalb vom Ringrichter nicht angezählt", sagt Kevin Burmester. "Mein Vater und ich haben uns den Kampf später noch einmal auf Video angesehen - mein Treffer war einwandfrei." Mit dem Punktsieg über den Kroaten verbessert der 20-Jährige seine Kampfbilanz auf 44 Siege in 46 Kämpfen.

Doch nicht nur im Ring hat Kevin Burmester Grund zum Feiern: An der Otto-Hahn-Schule im Hamburger Stadtteil Jenfeld wird er mit dem Bestehen des Abiturs seine schulische Laufbahn erfolgreich ausklingen lassen. "Die schriftlichen Prüfungen liegen hinter mir. Mein Gefühl sagt mir, dass ich ganz ordentlich abgeschnitten habe." Kommende Woche steht die abschließende mündliche Prüfung an - in Biologie. "Ich rechne mit einem Notendurchschnitt von 2,9", so Kevin Burmester.

Seine berufliche Laufbahn wird vorerst nicht von einem Numerus clausus abhängen: Anfang August beginnt der Glinder bei einem Hamburger Unternehmen eine zweijährige Lehre als Veranstaltungskaufmann.

Lutz und Kevin Burmester haben für das Jahr 2014 große Pläne: "Wir werden in den Profibereich wechseln", sagt Lutz Burmester. "Kevin wird sich umstellen müssen. Seine Gegner werden einige Jahre älter sein und über wesentlich mehr Kampferfahrung verfügen."

Um Erfahrung zu sammeln hat der 47-Jährige seinem Sohn Kevin in den vergangenen Monaten einige Vorbereitungskämpfe gegen Profis ermöglicht. Mit dem Wechsel winkt zudem ein finanzieller Anreiz. Lutz Burmester sagt: "Kämpfe im Schwergewicht werden mit bis zu 500.000 Dollar dotiert."