Handballfrauen erreichen nach 21:20-Erfolg über Oeversee/Jarplund-Weding Aufstiegsrunde. Rika Tonding erzielt Siegtreffer in letzter Minute.

Reinfeld. Detfred Dörlings taktische Vorgabe an seine Handballfrauen ist simpel: "Den Ball hoch und ins lange Eck werfen", predigt der Trainer der HSG Reinfeld/Hamberge vor jeder Begegnung. Rückraumspielerin Rika Tonding hielt sich bis zum letzten Spieltag der Schleswig-Holstein-Liga-Saison nur selten an seine Anweisung - was den Trainer des Öfteren an den Rand der Verzweiflung brachte. In der Partie gegen die SG Oeversee/Jarplund-Weding schenkte die 19-Jährige den taktischen Vorgaben ihres Coaches erneut wenig Beachtung - erntete diesmal dafür frenetischen Jubel.

60 Sekunden vor Spielende gelang der Rückraumspielerin mit einem harten und platzierten Wurf - natürlich unten und in die kurze Ecke - der viel umjubelte 21:20 (12:8)-Siegtreffer. Die Reinfelderinnen schoben sich in sprichwörtlich allerletzter Minute an der Spielgemeinschaft aus Oeversee vorbei auf den zweiten Tabellenplatz und haben sich somit für die beiden Aufstiegsspiele zur Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein qualifiziert. Am Donnerstag, 9. Mai, erwarten sie zuerst in eigener Halle den Tabellenzweiten der Hamburg-Liga - die SG Niendorf/Wandsetal. Das Rückspiel wird am darauffolgenden Wochenende in Hamburg ausgetragen - ein Termin steht noch nicht fest.

Ob der Sieger überhaupt aufsteigt, ist ebenfalls noch nicht sicher. Das Problem: Noch ist unklar, ob der VfL Bad Schwartau für kommende Saison einen Platz in der Oberliga erhält. Der Verein hatte seine Mannschaft vergangenen Sommer nach Erstellung des Spielplanes, aber vor dem ersten Saisonspiel, aus der Dritten Liga Ost zurückgezogen. Zudem haben sowohl Oberligameister TSV Ellerbek als auch Vizemeister HSG Kropp/Tetenhusen angedeutet, auf den Aufstieg zu verzichten. Somit wird ein Platz weniger frei.

Nach dem Schlusspfiff flossen dennoch Tränen bei beiden Mannschaften: Die Reinfelderinnen ließen ihren Emotionen freien Lauf und lagen sich überglücklich in den Armen. Die Gäste aus dem hohen Norden vergossen Tränen der Enttäuschung - ihnen hätte bereits ein Unentschieden zum Verbleib auf dem zweiten Tabellenplatz ausgereicht.

Antje Beth war überwältigt: "Es ist ein unglaubliches gutes Gefühl, in so einer tollen Mannschaft als Vizemeister seine Karriere zu beenden", sagte die 47 Jahre alte Allroundspielerin. Gemeinsam mit der gleichaltrigen Sonja Rau wird sie nach mehr als drei Jahrzehnten ihre Handballschuhe an den Nagel hängen.

Dörling war auch Minuten nach der Partie die Rührung anzumerken. "Egal ob wir mit diesem Team in der Schleswig-Holstein-Liga oder Oberliga antreten werden, ich freue mich schon jetzt auf die kommende Saison", sagte der 58-Jährige.

Angesprochen auf die Defensivleistung seiner Mannschaft geriet der Trainer ins Schwärmen: "Wir haben dem Gegner förmlich den Schneid abgekauft. Die sensationellen Paraden unserer Torfrau Annika Rahf werden dem Gegner noch schlaflose Nächte bereiten", sagte der Coach. Doch Rahf gab sich bescheiden: "Ich bin mit meiner Leistung ganz zufrieden. Das Spiel war die absolute Krönung einer tollen Saison", sagte sie. "In der Abwehr sind wir kompromisslos und ohne Angst vor Schmerzen zur Sache gegangen. So habe ich das noch nicht erlebt." Allen voran Kerstin Albrecht und Lina Tonding. "Unglaublich, was die beiden im Mittelblock alles weggefischt und dadurch den Gästen den letzten Nerv geraubt haben", lobte Dörling.

Die Reinfelder Spielgemeinschaft beherrschte über weite Strecken des Spiels Ball und Gegner. Dass die Partie am Ende noch zu kippen drohte, führte Dörling auf Nervosität zurück. "Ich hatte aber zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass wir diese Partie noch verlieren werden", sagte der Trainer.

In Punkto Aufstiegsspiele bekamen die Reinfelderinnen übrigens unerwartet Schützenhilfe vom Ahrensburger TSV, der am letzten Spieltag der Hamburg-Liga den Tabellenzweiten SG Altona mit 19:15 besiegte. Die Hamburgerinnen fielen damit auf Rang drei zurück. Dörling: "Altona wäre für uns mit seiner kompakten Abwehr sicher der schwierigere Gegner gewesen."

Die Tore für die HSG Reinfeld/Hamberge erzielten: Jessica Fuhlbrügge, Madeline Feierabend, Rika Tonding (je 5), Laura Beth, Maike Waldeck (je 2), Janine Sachse, Svenja Tonding (je 1).