Stormarns Tischtennisherren gewinnen vorerst letztes Aufeinandertreffen mit Zweitliga-Absteiger aus Berlin

Siek. Sebastian Borchardt fuhr so zurück, wie er gekommen war: "Verständnislos. Enttäuscht." Und ohne Deniz Aydin, mit er dem bei den Deutschen Meisterschaften in Bamberg Anfang des Monats den dritten Platz im Doppel errungen hatte. Beide Tischtennis-Asse wohnen in Berlin und trainieren dort gemeinsam, diesmal waren sie Gegner. Aydin besiegte Borchardt 3:1. Die Tischtennis-Herren des SV Siek schlugen den Tabellenletzten Hertha BSC mit 9:2.

Aber es war ja auch schwer, sich für diese Partie nochmals aufzuraffen. Traditionsclub Hertha mit seinem Millionen-Etat für die Fußballer schaffte es nicht, ein paar tausend Euro für den schnellsten Rückschlagsport der Welt locker zu machen. Das ist es, was Borchardt nicht versteht. Seit einiger Zeit ist klar, dass seine Mannschaft den Spielbetrieb in der Zweiten Bundesliga Nord wegen finanzieller Engpässe nicht aufrecht erhalten kann. Antriebslos und ohne Zukunft dümpeln Blau und Weiß am Tabellenende. "Da fährst du hin und zurück fast 700 Kilometer, ohne Aussicht auf sportlichen Erfolg. Du kannst nur für dich selber und deine eigene Bilanz spielen", klagt der Mann, der während der Saison 2008/2009 als Nummer zwei des Sieker Teams das Publikum in der Mehrzweckhalle mit seiner Sieger-Mentalität entzückt hatte. Nun könnte es ein Abschied für immer gewesen sein. "Auf keinen Fall bleibe ich bei Hertha", kündigte Borchardt an. Alle Planstellen in der zweiten Liga seien besetzt, so dass er sich als frisch gebackener Vater nun "höchst wahrscheinlich" in die Regionalliga zurückziehen werde.

Aydin gegen Borchardt, das war nur ein Höhepunkt des Nachmittags. Abteilungsleiter Stefan Zilz erfreute sich vor allem am Schlagabtausch von Mikkel Hindersson und Andy Römhild. Pausenlos schlugen sich die Topspin-Künstler die kleine Kugel um die Ohren. Keiner wankte. Bei 6:6 im fünften Durchgang war Schluss. Das war die "Schuld" von Deniz Aydin, der den neunten Punkt gegen Borchardt geholt hatte. Aydin blieb, um noch mit weiteren Mitgliedern der Tischtennis-Abteilung in einer Trittauer Diskothek den 20. Geburtstag von Julia Bergmann, Tochter von Manager Klaus Bergmann, zu feiern.

Vorher beim Stamm-Italiener hatte Rafael Schulz ausnahmsweise nicht auf die Figur geachtet. Es gab Pizza mit Parma-Schinken und Ruccola, "die schmeckt nirgends besser als hier". Besonders viele Kalorien hatte er während des Spiels nicht verbrannt. Hertha trat mit zwei Akteuren der dritten Mannschaft an, die sich den Anforderungen in der zweithöchsten Spielklasse naturgemäß nicht gewachsen zeigten. Schulz und Daniel Cords hatten im unteren Paarkreuz entsprechend leichtes Spiel. Ein Selbstgänger war dann auch das 3:0 von Aydin/Schulz über den Berliner Ersatz. Wesentlich früher als gewöhnlich traten die Zuschauer den Heimweg an. 120 waren es diesmal, ein paar mehr sollen es am 6. April gegen Union Velbert sein. Dann spielen die Sieker im Dreikampf zwischen Velbert, Jülich und Hagen um den Titel das Zünglein an der Waage. Rafael Schulz will den Mund ja nicht zu voll nehmen. "Aber ich kann den Fans, für deren Treue wir dankbar sind, schon jetzt einen tollen Kampf versprechen."

Wirklich interessant gegen Hertha wurde es zunächst zwischen Wang Yansheng und Sebastian Borchardt. Nach einem 5:7-Rückstand im fünften Satz profitierte Borchardt von einer kurzen Konzentrationsschwäche des Sieker Spielertrainers - 11:8. Gleich darauf setzte sich aber Deniz Aydin 3:2 gegen den Tschechen Miroslav Bindatsch durch. Der Weg zum souveränen Heimerfolg war vorgezeichnet. Nur Jakob Asmussen gab sich beim 1:3 gegen den gut aufgelegten Römhild noch eine Blöße.